Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
wunderschön, Jude, und das weißt du auch. Weil die Zeit für dich arbeitet.«
Das galt für sie beide. Miles war von frühester Jugend an ein Goldjunge gewesen: begabt und gutaussehend, stets zu einem Lächeln bereit, hatte er alle für sich eingenommen, ohne es darauf anzulegen. Sein Spitzname im Krankenhaus lautete Doc Hollywood.
»Geh mit Zach essen. Ich komm so schnell zurück, wie ich kann. Vielleicht könnten wir uns heute Abend mit einem Glas Wein an den Strand setzen. Das haben wir schon länger nicht mehr gemacht.«
Miles zog sie an sich und küsste sie mit besonderem Nachdruck. Dann tätschelte er ihren Po. »Geh jetzt besser, bevor ich mich daran erinnere, wie sehr ich auf Sex am Nachmittag stehe.«
»Im Gegensatz zu Sex am Morgen oder Sex am Abend, der dir zuwider ist?« Kokett entwand sie sich seiner Umarmung und ging nach oben.
An Zachs Zimmer klopfte sie, wartete, bis er »Herein« rief, dann öffnete sie die Tür. Er saß auf seinem teuren neuen Game-Chair und spielte mit seiner Xbox. Sie strich ihm übers Haar. Es war noch feucht vom Footballtraining. Er drückte sich gegen ihre Hand, wie eine Blume sich zur Sonne reckt.
»Wir fahren zur Mall, um Mia ein Kleid für den Schulball zu kaufen. Willst du mit?«
Er lachte. »Ich gehe nicht mal mit zur Fete, schon vergessen? Amanda ist bei ihrer Familie in L. A.«
Jude setzte sich auf sein Bett. »Ich find’s schrecklich, dass du nicht hinwillst. Es ist doch dein Abschlussjahr. Mia meint, du seist ein heißer Kandidat für den beliebtesten Schüler.«
Zach verdrehte die Augen. »Na toll.«
»Du solltest mit einem Freund hingehen. Eines Tages blickst du zurück …«
»Wenn mir später so ein Scheiß wichtig ist, kannst du mich erschießen. Ehrlich.«
Jude musste unwillkürlich lächeln. »Okay, ist gut. Aber dann komm wenigstens mit uns shoppen. Es würde Mia viel bedeuten.«
»Ich dachte, Lexi käme mit.«
»Stimmt auch. Aber was hat das damit zu tun?«
»Mia hat eine Freundin dabei. Und ich werde nicht vor einer Umkleidekabine sitzen, während sie Kleider anprobiert. Keine Chance.«
»Okay, aber was die Fete betrifft, gebe ich’s noch nicht auf.«
»Was für ein Schock«, sagte er grinsend. »Du gibst nie auf, egal, worum’s geht. Und bitte kauf mir keine Jeans mehr. Echt, Mom. Du kaufst immer die falschen.«
»Schon gut, schon gut.« Jude strich ihm ein letztes Mal über den Kopf, bevor sie sich zum Gehen wandte.
Sie verließ Zachs Zimmer und begegnete Mia im Flur. Zusammen gingen sie hinunter in die Garage. Eine Viertelstunde später hatten sie Lexi abgeholt und waren auf dem Weg zur Mall.
Im ersten Laden schlenderte Mia an den Ständern entlang. Sie wirkte überwältigt und leicht verwirrt, aber plötzlich zog sie ein Kleid heraus. »Sieh mal das!« Sie zeigte Lexi ein bodenlanges Abendkleid in Lachsrosa, das Spitzenärmel und einen Stufenrock hatte. »Wie findest du das?«, fragte sie Lexi.
Lexi lächelte, wirkte aber abwesend. »Großartig. Probier’s an.«
»Nur wenn du auch eins anprobierst. Bitte. Ich kann das nicht allein. Das weißt du genau.«
Lexi seufzte. Sie ging um den Ständer herum, suchte sich ein aquamarinblaues Kleid mit trägerloser, perlenbesetzter Korsage aus und folgte Mia in die Umkleidekabine.
Als sie herauskamen, verschlug es Jude die Sprache. »Ihr seht beide perfekt aus«, rief sie.
Mia drehte sich prüfend vor dem Spiegel. »Das sind definitiv unsere Ballkleider, findest du nicht, Lexster?«
»Ich gehe nicht hin«, erklärte Lexi. »Mich hat niemand gefragt.«
Mia hielt inne. »Dann gehe ich auch nicht.«
Lexi murmelte leise etwas und ging zurück in ihre Umkleidekabine. Als sie herauskam, trug sie wieder Jeans und T-Shirt. »Meine Anprobe ist vorbei«, verkündete sie. »Ich kann mir hier sowieso nichts leisten.«
»Komm schon, Lexi«, bat Mia in flehendem Ton. »Du bist meine beste Freundin. Ohne dich gehe ich nicht zum Ball.«
»Sie könnte doch mit Zach gehen«, schlug Jude vor.
Mia kreischte. » Superidee , Mom. Wir könnten einen Pärchenabend machen.«
Lexi holte geräuschvoll Luft. »Auf gar keinen Fall werde ich deinen Bruder zwingen, mit mir zu einem blöden Schulball zu gehen.« Damit ließ sie die beiden einfach stehen.
Mia traten sofort Tränen in die Augen. »Hab ich sie verletzt, Mom? Das wollte ich nicht.«
Jude sah Lexi nach, die das Geschäft verließ. »Du hast nichts falsch gemacht«, sagte sie sanft. »Wir vergessen nur alle manchmal, dass Lexi nicht … solche
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