Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
Judes Hauptbezugsperson gewesen, aber keine von beiden wollte sich der Tatsache stellen, dass Jude immer noch, nach all den Jahren, ihn und seine Umarmungen vermisste. »Da hast du sicher recht.« Caroline lächelte gezwungen. »Ich nehme an, Zach kann sich das College aussuchen. Ich hoffe nur, dass er immer noch Arzt werden will. Es wäre eine Schande, wenn er sein Studium nicht zu Ende brächte.«
»Ich nehme an, damit willst du mich an den Abbruch meines eigenen Studiums erinnern. Ich war schwanger, und Miles studierte Medizin. Uns blieb kaum eine andere Wahl.«
»Du hast das Baby verloren«, fügte ihre Mutter hinzu, als hätte das etwas zu bedeuten.
»Ja«, sagte Jude leise. Sie erinnerte sich, wie jung und verliebt sie gewesen war. Und wie sehr sie gefürchtet hatte – eigentlich schon ihr ganzes Leben –, eine Art genetische Anomalie von Caroline geerbt zu haben. Sie war ungeplant schwanger geworden – viel zu früh, Miles und sie waren noch nicht dazu bereit. Doch mit der Empfängnis hatte Jude entdeckt, zu welch tiefer Liebe sie fähig war. Allein die Vorstellung von ihrer Mutterschaft hatte sie völlig verändert.
»Du hast deine Kinder immer zu sehr geliebt. Du konzentrierst dich einfach zu sehr darauf, sie glücklich zu machen.«
Pädagogische Ratschläge von ihrer Mutter. Genau das, was sie brauchte. Jude lächelte dünn. »Man kann seine Kinder gar nicht zu sehr lieben. Obwohl ich kaum erwarten kann, dass du das verstehst.«
Ihre Mutter zuckte zusammen. »Judith, wie kommt es eigentlich, dass du diesem Mädchen aus dem Wohnwagenpark alles nachsiehst und mir nicht?«
»Lexi – deren Namen du mittlerweile auch mitbekommen haben solltest – ist seit drei Jahren ein Teil unserer Familie. Sie hat mich nie enttäuscht.«
»Aber ich schon.«
Jude antwortete nicht. Wozu auch? Stattdessen stand sie auf. »Sollen wir jetzt essen?«
Ihre Mutter erhob sich ebenfalls. »Ja, gerne.«
Den Rest ihrer Verabredung – genau zwei Stunden, von zwölf bis zwei – unterhielten sie sich über Belanglosigkeiten. Als die Zeit um war, gab Caroline ihrer Tochter pflichtschuldigst einen Kuss auf die Wange und ging zur Haustür, hielt aber dort inne. »Auf Wiedersehen, Judith. Es war schön heute. Vielen Dank.«
»Auf Wiedersehen, Mutter.«
Jude starrte ihr durch die offene Haustür nach, als sie durch den Garten eilte, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Die vage Traurigkeit, die sich immer nach diesen Verabredungen einstellte, meldete sich, obwohl Jude sie zu unterdrücken suchte. Warum konnte sie nicht einfach aufhören, sich nach der Liebe ihrer Mutter zu sehnen? Der Mercedes sprang mit einem sonoren Schnurren an und fuhr langsam die Auffahrt hinunter.
Auf dem Garderobentisch lag neben einer runden Glasvase mit schwimmenden Rosen ein schnurloses Telefon. Jude nahm es und gab die Nummer ihrer besten Freundin ein.
»Hallo?«
»Molly? Gott sei Dank.« Jude lehnte sich gegen die Wand. Plötzlich fühlte sie sich erschöpft. »Die böse Hexe war gerade da.«
»Deine Mutter? Ist es schon wieder Mittwoch?«
»Wer sonst.«
»Willst du einen Drink?«
»Ich dachte, du würdest nie fragen.«
»Zwanzig Minuten. Am Anleger?«
»Wir sehen uns dort.«
Freitag nach der Schule gingen sie Kleider kaufen. Jude freute sich so sehr darüber, dass es schon fast lächerlich war. Sie wusste, es war nur ein Schulball, nichts Weltbewegendes, aber dennoch war es Mias erstes Date, und Jude war wild entschlossen, dies zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Zu diesem Zweck hatte sie Maniküre und Pediküre für sie beide angesetzt – und natürlich für Lexi – und einen anschließenden Besuch in der Shopping-Mall.
Als sie die Schlafzimmertür hinter sich aufgehen hörte, drehte sie sich um. Miles stand auf der Schwelle. Er trug eine alte Levi’s und ein Aerosmith-T-Shirt und lehnte sich gegen den Türrahmen. Im fahlen Herbstlicht sah er auf verwegene Art gut aus. Der Bartschatten betonte die Konturen seines Gesichts. »Da mache ich mal früher Feierabend, und du willst weg?«
Lächelnd ging sie zu ihm und ließ sich von ihm umarmen. »Wie kommt es eigentlich, Dr. Farraday, dass Sie so gut aussehen, obwohl Sie sich nicht rasieren und schon graue Haare bekommen, während die Leute mich mit Grandma Moses verwechseln, wenn ich mich nur einmal nicht schminke?«
»Wenigstens sagen sie es dir nicht ins Gesicht.«
»Sehr komisch.«
Er berührte sie so leicht am Kinn, dass sie es kaum spürte. »Du bist
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