Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)
die Kamera wie zwei Figuren auf einem alten Schwarzweißfoto.
Blitz, klick.
Ein Foto nach dem anderen wurde geschossen, bis Zach schließlich erklärte: »Das reicht, dos amigos . Wir hauen jetzt ab.«
Als sie zur Tür gingen, löste sich Lexi von Zach. Sie steuerte zum Garderobentisch, wo sie eine braune Tüte gelassen hatte. Aus der holte sie einen kleinen grünen Plastiktopf mit einer dunkelroten Petunie.
»Die ist für dich«, sagte sie zu Jude und spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Es war so ein mickriges Geschenk – sie hatte sie am Schnäppchentisch der hiesigen Gärtnerei gefunden. Wahrscheinlich war es völlig falsch, aber etwas anderes konnte sich Lexi nicht leisten. »Ich weiß, du brauchst eigentlich keine Pflanzen, aber ich hab etwas gesucht … ich dachte, weil du keine Petunien hast … jedenfalls danke für das Kleid.«
Jude lächelte. »Ich danke dir, Lexi.«
»Komm schon, Lexster«, drängelte Mia von der Tür her.
Lexi ging zusammen mit Jude zur Haustür und folgte Mia dann zum Wagen.
»Um ein Uhr seid ihr zurück«, rief Jude ihnen nach.
Zach ignorierte sie. Er ging zum Mustang vor, der vor dem Haus geparkt war. Zwar öffnete er für Lexi die Beifahrertür, wartete aber nicht, bis sie eingestiegen war, sondern marschierte direkt zur Fahrerseite weiter.
Als Mia und Tyler es sich auf dem Rücksitz bequem gemacht hatten, nahm Lexi neben Zach Platz. Er startete den Motor und stellte die Musik laut.
Den gesamten Weg zur Highschool flüsterten Mia und Tyler miteinander. Zach starrte stur auf die Straße. Er wirkte sauer, entweder auf Lexi oder auf das ganze arrangierte Date. Sie konnte es ihm kaum verdenken. An der Highschool parkte er in der Nähe der Treppe, dann mischten sie sich unter die bunte Schülerschar, die in die Aula strömte. Diese war geschmückt wie New Orleans an Mardi Gras. Überall sah man Luftschlangen und künstliche Blumen, und am Eingang wurden ihnen grellbunte Perlenketten gereicht.
Gerade wurde »Hella Good« gespielt, und die Tanzfläche war brechend voll.
Sie ließen sich fotografieren: zuerst jedes Paar einzeln, dann die Mädchen, dann Mia und Zach.
Lexi bemerkte, wie gezwungen Zachs Haltung war. Jedes Mädchen der Abschlussklasse schien sie zu beobachten. Sicher hatte Amanda von Zach lückenlose Berichterstattung verlangt; da würde er nichts tun, was seine Freundin verärgern konnte. Er würde Lexi nicht mal ansehen.
Endlich nahm er sie bei der Hand und führte sie auf die Tanzfläche. Als sie dort waren, fing ein neuer, langsamerer Song an. Und er legte die Arme um sie.
Lexi starrte auf seine Brust und versuchte, sich mit ihm im Takt zu bewegen, ohne ihm auf die Füße zu treten. Ehrlich gesagt, konnte sie nicht tanzen, und vor lauter Nervosität fiel ihr sogar das Atmen schwer. Schließlich blickte sie auf und sah, dass er sie mit unergründlicher Miene anstarrte. »Ich weiß, du wolltest nicht mit mir zum Ball, Zach. Es tut mir leid.«
»Du weißt gar nichts.«
»Tut mir leid«, wiederholte sie, weil ihr nichts anderes einfiel.
Er packte sie an der Hand und zerrte sie durch die Menge. Sie stolperte hinter ihm her, bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten und gleichzeitig die anderen anzulächeln, an denen sie sich vorbeidrängten, damit es nicht ganz so komisch aussah, wie Zach sie von der Tanzfläche schleifte.
Er ging einfach immer weiter, vorbei am Getränkestand, vorbei an der Reihe Eltern und Lehrer, die die Aufsicht hatten, durch die Doppeltür bis zum Footballfeld. Draußen war alles dunkel und still. Der Mond und die Sterne ließen die Torpfosten leuchten.
Endlich blieb Zach stehen. »Warum hast du versucht, mich zu küssen?«
»Hab ich gar nicht. Ich hab nur das Gleichgewicht verloren. Es war blöd …« Sie seufzte und sah ihn an, bereute es aber sofort.
»Und wenn ich dich küssen wollte?«
»Du kannst deine Witze lassen, Zach«, erwiderte sie, aber ihre Stimme brach und verriet sie. Wahrscheinlich sagte er so was ständig. Schließlich verschliss er Freundinnen wie sie Lipgloss. »Bitte.«
»Darf ich dich küssen, Lex?«
Sie wollte eigentlich nein sagen, aber als Zach sie so ansah, schüttelte sie nur den Kopf, weil ihr die Stimme versagte.
»Wenn du mich aufhalten willst«, sagte er und zog sie an sich, »dann wäre jetzt der passende Zeitpunkt.«
Und dann küsste er sie, und sie fiel. Sie fiel und flog, verwandelte sich in jemand anderen, in etwas anderes. Als er sich schließlich von ihr löste, wirkte er so bleich und
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