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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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forderte der Richter sie auf. »Trunkenheit am Steuer nimmt in diesem Land immer mehr zu. Ihre Blutuntersuchung hat erwiesen, dass Sie betrunken waren, als Sie sich ans Steuer eines Wagens setzten. Die Konsequenz davon war, dass ein junges Mädchen starb und eine Familie und eine Gemeinde in tiefe Trauer gestürzt wurden.« Er blickte zu Zach. »Möglicherweise sind noch andere moralisch verantwortlich für diese Tragödie, doch rechtlich gesehen sind Sie die Einzige, die hier zur Verantwortung gezogen wird. Natürlich kann keine Haftstrafe Mia Farradays frühen Tod wiedergutmachen oder ihrer Familie Trost bringen. Doch sie kann dafür sorgen, dass andere sich ganz genau überlegen, ob sie noch Auto fahren, wenn sie Alkohol getrunken haben. Daher verurteile ich Sie zu fünfundsechzig Monaten Haft in der Frauenstrafvollzugsanstalt in Purdy.«
    Mit einem Schlag seines Hammers bekräftigte er sein Urteil.
    Lexi hörte, wie ihre Tante aufschrie.
    Dann kamen Sicherheitsbeamte auf sie zu. Einer zog ihre Arme nach hinten und legte ihr Handschellen an. Sie spürte, wie ihre Tante sie umarmte. Lexi konnte ihre Umarmung nicht erwidern. Und erst da, nach all den Ereignissen der letzten Wochen, begriff sie, worum es hier ging.
    Zum ersten Mal empfand sie wirklich Angst. Bislang hatte sie nur an ihre Seele gedacht, die büßen wollte, doch was war mit ihrem Körper? Wie würde es sein, über fünf Jahre hinter Gittern zu verbringen?
    »Oh, Lexi«, sagte Eva mit Tränen in den Augen. »Warum?«
    »Du hast mich bei dir aufgenommen«, antwortete Lexi. Das erklärte alles, selbst jetzt noch, nach allem, was geschehen war. Lexi fiel kaum etwas ein, was sie noch hinzufügen sollte. »Ich konnte nicht zulassen, dass du wegen mir deine Ersparnisse verschwendest.«
    »Verschwendest?«
    »Ich werde nie vergessen, was du für mich getan hast.«
    Jetzt fing Eva wirklich an zu weinen. »Sei stark«, sagte sie. »Ich besuche dich so oft wie möglich. Und ich schreibe dir.«
    »Das reicht jetzt«, erklärte der Sicherheitsbeamte. Lexi wurde fortgezogen und erst aus dem Gerichtssaal geführt, dann einen langen Gang entlang und zwei Treppen hinauf. Schließlich sperrten sie sie in einen drei Quadratmeter großen, fensterlosen Raum mit nackten Betonwänden. Es gab nur eine in den Boden eingelassene Metalltoilette und eine Metallbank. Es roch nach Urin, Schweiß und Erbrochenem.
    Da sie sich nicht setzen wollte, blieb sie stehen und wartete.
    Lange warten musste sie nicht. Kurz darauf holten die Sicherheitsbeamten sie wieder ab. Während sie sie aus dem Hintereingang des Gerichtsgebäudes zu einem Polizeitransporter führten, unterhielten sie sich über etwas bei der Mittagspause.
    »Wir bringen Sie direkt nach Purdy«, sagte einer der Beamten.
    Purdy. Zum Washington Corrections Center for Women.
    Lexi nickte nur.
    Der Beamte brachte eine Kette an ihrem Fußknöchel an, schlang diese um ihre Taille und verband sie dann mit den Handschellen.
    »Gehen wir.«
    Sie ging unbeholfen hinter ihm her. Im Polizeiwagen wurde sie auf dem Rücksitz angeschnallt. Die Kette an ihrer Taille drückte gegen ihren Rücken, daher war sie gezwungen, sich vorzubeugen, die Nase dicht vor dem Gitter, das die Beamten auf den vorderen Sitzen schützte. Als sie um eine Ecke bogen, kamen sie an eine Ampel.
    Vor ihnen überquerten die Farradays die Straße. Sie sahen aus wie Papierpuppen: dünn, vornübergebeugt, leicht zu beschädigen. Zach hielt sich mit hängenden Schultern und gesenktem Kinn im Hintergrund. Mit seinem rasierten Schädel und der Brandwunde am Kieferknochen erkannte sie ihn kaum.
    Dann sprang die Ampel auf Grün, und sie fuhren weiter.
    Das Gefängnis von Purdy war ein stacheldrahtgeschützter Monolith aus grauem Beton inmitten von blauem Himmel und grünen Bäumen. Doch die Schönheit der Umgebung ließ es nur noch düsterer und bedrohlicher wirken.
    Als Lexi diesem Leben entgegenfuhr, das sie sich nie hätte vorstellen können, überkam sie plötzlich der heftige Wunsch, sie wäre dem Drängen ihres Anwalts gefolgt und hätte auf »nicht schuldig« plädiert.
    Im Gefängnis wurde sie in einen großen Käfig gesperrt. Sie kauerte sich zusammen wie ein Tier und beobachtete, was um sie herum vorging. Sie sah Gitter, Plexiglaswände und Grüppchen von Frauen in khakifarbener Kluft.
    Lexi kniff die Augen zu und wünschte inbrünstig, all das würde verschwinden.
    Schließlich kam ein Wärter zu ihr, schloss den Käfig auf und schob sie vor sich her. Benommen

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