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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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ausgelöst und ihre Tochter getötet hatte. Das Mädchen, das ihr Sohn geliebt hatte. Das Mädchen, das sie geliebt hatte.
    »Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, entschuldigte sich Jude und nahm neben Zach Platz.
    Der Richter schlug seinen Hammer aufs Pult und bat um Ruhe.
    Im Saal wurde es still.
    »Miss Baill«, sagte der Richter, »sind Sie sich bewusst, wessen Sie angeklagt sind?«
    Am Tisch der Verteidigung standen Lexi und ihr Anwalt auf. Lexi wirkte unglaublich schmal und zerbrechlich. Ihre Haare waren ungekämmt und zerzaust. Ihre billige schwarze Hose hätte dringend gebügelt werden müssen und hatte Hochwasser.
    »Das bin ich, Euer Ehren«, antwortete sie.
    »Was haben Sie zur Anklage ›Trunkenheit am Steuer mit Todesfolge‹ zu sagen?«
    Lexi zögerte. »Schuldig, Euer Ehren.«
    Einen Moment lang herrschte Totenstille, dann brach Chaos aus. Beide Anwälte sprangen auf und versuchten, sich gegenseitig zu übertönen.
    »Ins Richterzimmer«, forderte der Richter barsch. »Sofort. Und Sie auch, Miss Baill.«
    Lexi folgte ihrem Anwalt aus dem Saal. Sie hörte, wie die Zuschauer hinter ihr aufgeregt tuschelten.
    Zach wandte sich zu Jude. »Das verstehe ich nicht. Was macht sie da?«
    Jude saß reglos da und versuchte, ruhig zu atmen und nichts zu fühlen. Dies war nur eine List, um Mitleid zu erzeugen. Sie hätte Zach nicht antworten können, selbst wenn sie gewusst hätte, was sie sagen sollte. Endlich kamen die Anwälte in den Gerichtssaal zurück. Die Menge wurde wieder still.
    Der Richter setzte sich und blickte zu Lexi. »Und was sagen Sie zur Anklage ›fahrlässige Tötung‹?«
    »Schuldig, Euer Ehren«, antwortete Lexi.
    Der Richter nickte. »Miss Baill, es ist meine Pflicht, Sie daran zu erinnern, dass Sie das Recht auf einen Prozess haben, in dem Geschworene über Ihre Taten befinden. Wenn Sie auf ›schuldig‹ plädieren, verzichten Sie auf dieses Recht.«
    »Ich verstehe, Euer Ehren.«
    »Ist Ihnen auch klar, dass Sie dann ohne Prozess wegen dieser Straftaten verurteilt werden und die Urteilsverkündung sofort erfolgt?«
    »Ja, Euer Ehren«, sagte Lexi, diesmal lauter.
    »Obwohl es unüblich ist, ist dieses Gericht wegen der schrecklichen Konsequenzen dieses Falls für die Gemeinde bereit, den Fall sofort abzuschließen. Miss Baill, haben Sie noch etwas zu sagen?«
    Lexi nickte kurz und erhob sich. »Ja, Euer Ehren.«
    »Dann treten Sie vor«, wies er sie an.
    Lexi ging zum Podium und sah zum Zuschauerraum. Ihr Blick wanderte zu Zach. »Ich bin Auto gefahren, obwohl ich Alkohol getrunken hatte, und habe deswegen meine beste Freundin getötet. Mein Anwalt meint, Schuld oder Unschuld seien nur eine rechtliche Frage, aber da irrt er sich. Worum es eigentlich geht, ist die Frage, wie ich das wiedergutmachen kann. Und das kann ich nicht. Ich kann es nicht wiedergutmachen. Ich kann nur dafür büßen und versichern, wie unendlich leid es mir tut. Ich liebe … Zach und die Farradays und Mia. Ich werde sie immer lieben, und ich bete, dass sie eines Tages diese Worte aufnehmen können, ohne verletzt zu sein. Danke.« Sie kehrte an ihren Platz am Tisch der Verteidigung zurück und setzte sich.
    Der Richter blickte auf die Unterlagen, die vor ihm ausgebreitet waren. »Ich habe hier einen Amicus-Curiae-Brief von den Mothers Against Drunk Drivers, in dem ein Urteil gefordert wird, das Jugendlichen vor Augen führt, welche Konsequenzen sie bei einem Fehlverhalten wie von Miss Baill zu erwarten haben. Und nun zur Familie.« Er blickte auf und lächelte kaum merklich. »Ich weiß, es ist unüblich, aber möchte einer von Ihnen noch etwas sagen?«
    Miles sah Jude an. Der Staatsanwalt hatte ihnen bereits mitgeteilt, sie könnten nach dem Prozess etwas sagen. Sie hatten auch darüber nachgedacht, aber geglaubt, sie könnten sich noch ein paar Wochen Zeit lassen.
    Jude zuckte unentschlossen mit den Schultern.
    Miles stand auf und zögerte einen Augenblick. Nur eine leichte Straffung seines Kiefermuskels verriet seine innere Anspannung. Niemand hätte ihm ansehen können, dass er neuerdings manchmal im Schlaf weinte.
    Er strich sich die hell rosafarbene Krawatte glatt, ging zum Podium und sah Nachbarn und Freunde an. »Wie sicher alle hier im Saal wissen, hat unsere Familie eine sehr schwere Zeit durchmachen müssen. Es gibt keine Worte für unseren Verlust. Aber Lexis Aussage hat mich getroffen. Ich bin sicher, ihr Anwalt hat ihr davon abgeraten.
    Ich kenne Lexi. In den letzten Jahren gehörte sie fast zur

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