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Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition)

Titel: Wie Blüten im Wind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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verhalten.
    Aber alles um sie herum, alles in ihr war grau geworden. Anders konnte sie es nicht beschreiben. Es hatte sich eine so schwere Depression über sie gelegt, wie sie sich nie hätte vorstellen können. Sie fand einfach nichts, worauf sie sich freuen oder was sie tun konnte.
    In den vergangenen sechs Wochen hatte einer nach dem anderen sie aufgegeben. Sie wusste, dass sie ihre Freunde, ihre Familie enttäuschte, aber es war ihr einfach gleichgültig. Sie empfand nichts mehr, ihre Gefühle waren entweder weg oder in so dichtem Nebel versunken, dass sie sich ihr entzogen. Natürlich gab es Zeiten, in denen sie normal war – dann ging sie einkaufen oder zur Post, doch bestand immer die Gefahr, dass sie sich dabei ertappte, wie sie irgendwo stand, zum Beispiel vor einem Stand mit dicken dunklen Auberginen oder mit einem Brief in der Hand, und keine Ahnung hatte, wie sie dorthin gelangt war oder was sie dort wollte. Sie war schon zweimal im Schlafanzug einkaufen gegangen, und einmal hatte sie zwei verschiedene Schuhe angezogen. Die einfachsten Aufgaben türmten sich plötzlich wie ein Berg vor ihr auf. Es überstieg sogar ihre Kraft, etwas zu essen zu machen.
    Sie weinte wegen jeder Kleinigkeit und rief im Schlaf nach ihrer Tochter.
    Miles ging wieder arbeiten, als wäre es vollkommen normal, mit einem zu Eis gefrorenen Herzen weiterzuleben. Sie wusste, dass auch er litt, und sie litt mit ihm, aber allmählich verlor er die Geduld mit ihr. Zach verließ kaum noch sein Zimmer. Er hatte den ganzen Sommer mit seiner neuen Spielkonsole verbracht und mit Kopfhörern auf den Ohren Feinde gekillt.
    Zach und Miles gaben ihr Bestes und begriffen nicht, warum Jude nicht einfach so tun konnte, als ginge das Leben weiter, und sich mit Freundinnen traf oder im Garten arbeitete. Oder sonst was tat. Sie merkte, wie Miles sie beim Abendessen ansah, wenn sie vor ihren Imbisskartons saßen, die er mitgebracht hatte. Dann fragte er: »Wie geht es dir heute, Schatz?« Aber eigentlich meinte er: »Wann kommst du endlich darüber hinweg und bist wieder für mich da?«
    Er dachte, darauf würde es am Ende hinauslaufen. Für ihn war die Erinnerung an ihre Tochter bereits ein kostbares Familienerbstück: Etwas, was man hoch auf ein Regal oder in eine Vitrine stellte und zu Geburtstagen oder an Weihnachten herunterholte und betrachtete. Etwas, was man nur selten und dann ganz vorsichtig anfasste, weil es sonst zerbrechen konnte.
    Aber für sie war es ganz anders. Sie sah überall klaffende Lücken – bei einem freien Stuhl am Esstisch, bei einer an Mia Farraday adressierten Zeitschrift, bei Kleidern im Wäschekorb. Meist sah sie Mia auch in Zach, und das war unerträglich. An guten Tagen konnte sie ihn noch anlächeln, aber die guten Tage waren selten geworden. An schwarzen Tagen kam sie nicht mal mehr aus dem Bett, sondern dachte nur noch darüber nach, welch eine schlechte Mutter sie geworden war.
    Mitte August hatte sie fast alles aufgegeben. Sie musste sich zwingen, sich zu duschen und ihre Haare zu waschen. Sie stand nur noch abends auf, um ihren Mann zu begrüßen, und dann wurde sie mit seinem traurigen Blick konfrontiert.
    Sie wusste, dass sie eine Depression hatte. Miles bat sie ständig, sich Hilfe zu suchen. Er verstand nicht, wie tief ihr Schmerz saß und wie groß ihre Angst war, ihn loszulassen. Sie wollte nicht, dass es ihr besserging. Im Grunde wollte sie nur in Ruhe gelassen werden. Ganz selten kam es vor, dass sie sich vornahm, sich zu bemühen . Dann sagte sie zu sich, dass Zach sie brauchte, dass Miles sie brauchte und dass sie sich doch immer für eine starke Frau gehalten hatte. Aber diese Selbstbeschwörungen waren wie Schnappschüsse aus dem Leben einer Fremden. Sie hatten nichts mit ihr zu tun.
    Jetzt saßen sie und Miles gerade auf der Terrasse und taten so, als wären sie noch wie früher.
    Miles saß neben ihr auf dem Liegestuhl. Er hatte eine Zeitung aufgeschlagen, aber sie wusste, dass er nicht las. Sie alle mieden in letzter Zeit die Nachrichten; irgendwo gab es immer eine Geschichte über jemanden, der betrunken Auto gefahren war. Sie spürte, dass er sie ansah, mied jedoch seinen Blick.
    Stattdessen zählte sie die Sekunden, bis sie unter irgendeinem Vorwand aufstehen und wieder ins Bett gehen konnte. Sie hielt Mias unfertigen Ring in der Hand. Das machte sie oft in letzter Zeit, ihn einfach nur halten.
    »Du solltest den wegräumen«, sagte Miles. In seiner Stimme lag ein gereizter Unterton, der ihr

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