Wie Champagner in den Adern
wir könnten sie wieder herausholen, wenn wir einen Stock hätten, der an einem Ende klebrig ist?", fragte sie schließlich.
Er lächelte. „Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Wenn es Gottes Wille ist, werden wir eine Möglichkeit finden, an die Feile heranzukommen. Aber lass uns bis zum Morgen warten. Ich werde mit meinem Tafelgefährten sprechen und hören, was meine Brüder geplant haben."
Zara musste an ihren Traum denken und daran, was sie über sich erfahren hatte. Sie liebte Rafi und spürte, dass es die Wahrheit war. Unwillkürlich seufzte sie.
Er merkte sofort, dass etwas in ihr vor sich ging. „Erzähl es mir, Geliebte", forderte er sie auf.
.„Ich werde eine Menge lernen müssen, wenn ich dich heirate, nicht wahr?"
„Hast du Angst davor?"
„Ja, ein wenig schon. Es wäre sicher merkwürdig, wenn es nicht so wäre, oder?"
Zunächst Schwieg er und schaute sie ernst an. Dann verstärkte er den Griff um ihre Schultern. „Wir sind jung, Zara, du bist fünfundzwanzig, ich dreißig. Die Kultur meines Volkes wird nicht schwerer verständlich für dich sein als Alexanders antike Welt. Du wirst es eher leichter haben. Während du für die Antike die Antworten auf deine Fragen an Steinen ablesen musst, hast du in meinem Land mich zur Seite. Und ich versichere dir, ich bin nicht wie ein Stein. Wenn du mich etwas fragst, werde ich immer sofort antworten. Genau wie mein Blut gleich in Wallung gerät, wenn du mich anfasst."
11. KAPITEL
Als ein Sonnenstrahl sie am nächsten Morgen weckte, lagen sie sich noch in den Armen. Rafi gähnte und küsste sie zärtlich. „Ist das nicht schön, gemeinsam aufzuwachen? Wünschst du dir nicht, dass es für den Rest deines Lebens so bleibt?"
Ehe Zara ihm antworten konnte, fiel ihm ein, wo sie waren. Er unterdrückte einen Ausruf und stellte fest: „Ich hätte nicht hier einschlafen dürfen. Es hätte jemand hereinkommen können. Es wäre sehr gefährlich für uns, sollte ich entdeckt werden."
Kurz danach verließ er sie. Denn gerade morgens, wenn Bewegung im Lager herrschte, konnte er ohne großes Risiko Erkundungen machen. Alle kamen und gingen. Mit einer weißen Keffieh war er nur einer unter vielen.
Zara widmete sich in der Zeit, in der er weg war, ihrer morgendlichen Toilette. Jetzt hatte sie immer genug Wasser zu trin ken. Rafi hatte eine Quelle im Innenhof entdeckt und es geschafft, einen Eimer zu stehlen, den er nebenan in den Raum ge stellt hatte. So konnte sie sich Gesicht und Hände waschen, die Zähne putzen und den Staub aus den Haaren kämmen.
Danach setzte sie sich hin und wartete. Das war der schwerste Teil ihrer Gefangenschaft - die tatenlose Warterei. Sie hatte sich zwar bis jetzt weder ein Buch noch ein Kartenspiel gewünscht, aber sie hätte gern etwas gehabt, um sich abzulenken. Zu schnell beschlichen sie Furcht und negative Gedanken.
Aber sie konnte zumindest über ihren Traum nachdenken. Sie verbrachte eine Stunde damit, die Bilder an sich vorbeiziehen zu lassen, den Palast, die Diener, ihr Kostüm ... die Augen des Sultans, Herrscher aller Welten.
Sie dachte auch daran, was Rafi beim Aufwachen gesagt hatte. Es stimmte. Sie war glücklich gewesen, neben ihm aufzuwachen. Er kam ihr nicht mehr wie ein Fremder vor, sondern eher wie jemand, den sie gut kannte.
Als er in der Öffnung zum Nebenraum erschien, flüsterte er:
„Au, au, au!", und gab seltsame, miauende Laute von sich. Zara sprang auf. Ihr Herz klopfte wie verrückt.
„Rafi, was ist?", fragte sie heiser. „Was ist passiert?" Sein Hemd war auf der einen Seite merkwürdig ausgebeult. Im ersten Augenblick dachte sie an eine Schusswunde, aber der vermeintliche Verband bewegte sich ziemlich stark. Zara musterte ihn verwirrt.
„Euer Geist ist zurückgekehrt, Herrin!", antwortete Rafi zu ihrer Verwunderung lächelnd. „Und kein bisschen zu früh. Ich hätte mich sonst durch mein Schreien verraten. Au, du kleines Ungeheuer.
Merkst du denn nicht, wenn du einen Wohltäter vor dir hast?", schimpfte er, packte die „Beule" in seinem Hemd und zog sie von sich weg. Mit der anderen Hand knöpfte er sich das Hemd auf.
Behutsam fasste er hinein.
In der Hand hielt er ein Knäuel mit gesträubtem Fell, starken Krallen und Schnurrbarthaaren. Aus einem kleinen rosigen, weitgeöffneten Mäulchen kam ihm ein wütendes Miauen entgegen.
„Ein Kätzchen!", rief Zara. „Oh, Rafi! Woher wusstest du ..." „Vorsicht!", warnte er. „Es hat messerscharfe Krallen." Zara lachte lauthals. Rafi und
Weitere Kostenlose Bücher