Wie Champagner in den Adern
reichen, Jalal und seine Gefolgsleute umzubrin gen, wäre es ein Leichtes. Aber Gewalt erzeugt Gegengewalt. Unser Land wird nicht umsonst .Gelobtes Land' genannt."
„ So!", machte sie und verbarg ein beschämtes Lächeln. Im Stillen freute sie sich darüber, was sie dabei über ihn erfahren hatte.
„Die Situation ist auch deshalb schwierig, weil wir dich be freien wollen, ohne jemanden umzubringen.
Hätte er dir in ir gendeiner Weise ein Leid zugefügt, könnte ich ihn ohne weiteres umbringen. Aber aus seiner Sicht hat er dich als Gefangene gut behandelt. Oder nicht?"
Zara nickte. Wenn sie sich vorstellte, wie ihre Geiselnahme hätte aussehen können und wie es wirklich war, musste man Jalals Benehmen als nobel bezeichnen. „Wenn du Gewalt vermeiden willst, warum willst du dann nicht einen Schritt weitergehen und mit ihm reden?"
„Das habe ich dir doch gerade erklärt. Reden ist nicht immer eine Lösung, Zara. Du glaubst das vielleicht, aber manchmal ist es wirklich nicht der Fall."
„Du willst damit nur sagen, ich verstehe das nicht."
„Bist du wirklich so sicher, dass du es verstehst? Es ist keine einfache Angelegenheit, und du ..."
„Und ich bin nur eine einfache Frau?"
„Leg mir keine Worte in den Mund! Ich wollte sagen, du bist nicht mit der Geschichte des Problems vertraut. Wie solltest du auch?"
„Soll das heißen, du willst einen anderen Standpunkt als deinen nicht in Betracht ziehen?"
„Nein, das meine ich nicht", entgegnete er ungehalten und richtete sich auf. Er hantierte in der Dunkelheit herum und zündete die Kerze an. Seine Augen funkelten. „Ich meine, ich habe darüber nachgedacht. Das haben wir alle getan. Es bringt zu vie le Nachteile mit sich."
„Alles, was dagegen spricht, ist deine Furcht, seine Forderung als berechtigt anzuerkennen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie rechtmäßig werden soll, nur weil du sie dir anhörst. Und wenn sie rechtmäßig ist, solltest du ..."
„Ich habe es dir doch erklärt. Es kann nicht sein, dass seine Forderung rechtmäßig ist, gleichgültig um was es sich handelt."
„Soll das heißen, es gibt keinen erdenklichen Umstand, durch den er das Recht auf seiner Seite haben könnte?"
„Keinen einzigen."
„Warum glaubst du dann, andere würden das so sehen? Wovor hast du Angst?"
„Ich habe keine Angst vor seinen Forderungen. Ich fürchte nur, er wird uns Schwierigkeiten im Außenhandelsstatus brin gen. Kannst du dir vorstellen, was für ein Problem es für uns wäre, wenn wir uns weigern, sein Hoheitsgebiet anzuerkennen und die mächtigen Nationen uns mit einem Handelsembargo drohen? Wir gehören nicht zur OPEC! Dem Druck können wir nicht standhalten. Ich baue zur Zeit Straßen und Häuser für mein Volk. Es gibt Dörfer ohne Strom. Ausbilden können wir nur in den Künsten und Wissenschaften. Für Technologie schicken wir noch viele Studenten ins Ausland. Diese technologische Ausbildung ist aber wichtig für uns. Willst du etwa von mir verlangen, dass ich diese Dinge aufs Spiel setze, in dem ich mir die Forderungen eines Wüstenräubers anhöre, der nicht mal genug Verstand hat, um ... um ... um grünes Gemüse zu essen?"
Beide merkten gleichzeitig, wie albern seine le tzten Worte klangen.
„Um ... grünes Gemüse zu essen?", wiederholte Zara und brach erneut in lautes Lachen aus. Sie sanken sich in die Arme und ließen sich auf die Matte fallen. Unter allen Umständen mussten sie ihr Lachen unterdrücken. Zara presste ihre Lippen gegen Rafis Schulter. Er spürte ihren warmen Atem durch sein Hemd bis auf seine Haut. Erregung bemächtigte sich seiner, und sie spürte es.
„Zara!", flüsterte er warnend und verstärkte seinen Griff um ihren Arm, als wollte er sie von sich schieben.
Zara hatte bisher auch mehr Gefühle unterdrückt, als sie gedacht hatte. Jetzt überkam sie die Leidenschaft wie aus dem Nichts, überwältigend und packend. Plötzlich kümmerte es sie nicht mehr, ob sie sicher waren oder in Gefahr schwebten, ob es um Leben oder Tod ging. Sie wollte nur nach dem bisschen Leben greifen, das sich ihr bot ...
Wie von selbst umfasste sie seinen Kopf, stützte sich auf ihren Ellenbogen und lächelte ihn an. Sie sehnte sich nach ihm, wollte den festen Druck seiner Lippen spüren und die Lie be erleben, die sie in seinen Augen sah.
„Rafi", flüsterte sie und beugte sich über ihn, bis ihre Lippen seine berührten. Ihr Haar fiel wie eine Wolke herab.
Er streichelte ihr Gesicht, öffnete seine Lippen und nahm ih ren
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