Wie Champagner in den Adern
ist." Er lud alle herzlich ein, zu essen und zu trinken, aber Zara hörte seine Worte kaum noch. Das Wort „Fleischeslust" hatte eine so starke erotisierende Wirkung auf sie, dass sie am ganzen Körper erschauerte und wie erstarrt dasaß.
3. KAPITEL
Je weiter der Abend fortschritt, desto mehr fiel auf, dass Prinz Rafi nur Augen für Zara hatte. Ob er sich an alle Anwesenden wandte oder einen einzelnen, fast jeder spürte die Wärme, die die beiden umgab.
Als der gebratene Hammel hereingebracht wurde, erzählte er eine Geschichte aus der Regierungszeit seines Vaters. Wie es Sitte war, hatte sein Vater einem Ehrengast, dem britischen Botschafter, als besonderen Leckerbissen die Augen eines Hammels servieren lassen.
„Musste er die etwa auch vor aller Augen verzehren?", wollte Zara wissen.
Prinz Rafi warf ihr einen belustigten Blick zu, der wie eine Berührung auf sie wirkte. „Meine Stiefmutter, die erste und meistgeliebte Frau meines Vaters, war damals gerade mit ihm verheiratet.
Sie saß auf der anderen Seite des Botschafters, und gerade in dem Moment, als ihm die Augen des Schafs serviert wurden, ist meiner Stiefmutter das Wasserglas umgefallen. Der Botschafter hat selbstverständlich etwas in den Mund gesteckt und genießerisch gegessen. Aber es wurde hinterher erzählt, meine Stiefmutter hätte meinem Vater Vorwürfe gemacht und ihn schwören lassen, dass er so etwas nie wieder tun würde."
Alle lachten. Rafis bewundernder Blick galt jedoch allein Zara, deren Augen amüsiert funkelten und deren langes schwarzes Haar bei jeder Bewegung mitschwang.
„Meine Stiefmutter war selbst Ausländerin", berichtete er. „Sie vermochte meinem Vater häufig einen guten Rat zu geben. Sie war ihm eine große Stütze in seiner Regierungszeit. Er hat das immer betont."
Der Prinz hielt kurz inne. „Sie haben sich sehr geliebt, ihr ganzes Leben."
Bei diesen Worten schaute er Zara an. Ihr Lachen erstarb und eine sichtbare Hitze breitete sich auf ihren Wangen aus. Allmählich begann sie, sich ein wenig zu ärgern. Dass er ihr schöne Augen machte, war eine Sache für sich. Aber nun wurde es ihr zu bunt. Sie fühlte sich wie eine Närrin.
Kühl entgegnete sie: „Es hat ihn nicht davon abgehalten, sich andere Frauen zu nehmen, oder? Sie war schließlich nicht Ihre leibliche Mutter."
Anstatt ihn mit dieser Bemerkung zu treffen, erreichte sie das Gegenteil. Seine Augen blitzten interessiert auf. „Aha, Sie kennen nicht die tragische Geschichte!", rief Rafi und schaute sich zu den Musikern um. „Wo ist Motreb? Bitte ihn hervorzutreten."
Ein Mann in seltsamer Kleidung kam mit einem unbekannten Saiteninstrument, das einem Banjo glich, herbei. „Motreb, ich möchte dic h bitten, meinen Freunden das Lied über die Liebe meines Vaters zu singen", verlangte er.
Er beugte sich zu Haroun auf seiner Linken und raunte ihm etwas ins Ohr, Als der Sänger sich anschickte, das Stück über den König, der sich in eine bezaubernde Ausländerin verliebte, vorzutragen, stand der Tafelgefährte auf und trat neben ihn. Zwischen den einzelnen Strophen machte Motreb eine Pause, und Haroun übersetzte den Text.
„,Und wirst du außer mir keine weitere Frau zum Weib nehmen? Das kannst du bestimmt nicht schwören, behauptete sie.'"
Zara, die die Geschichte noch nie gehört hatte, war fasziniert, zum einen von der Geschichte und zum anderen von der eindringlich und wehklagend vorgetragenen Melodie.
„Das werde ich tun. Ich schwöre es. Kein anderes Weib, nur dich ...'"
So bekam Zara die Geschichte zu hören, wie König Daud die Ausländerin geheiratet und zur Freude seines Volkes zur Königin gemacht hatte. Es folgten dreißig Jahre glücklicher Ehe, der zwei Söhne entstammten. Ein Flugzeugunglück nahm dem König die Erben, Lange Zeit trauerten der König und die Königin.
„Wir haben unsere geliebten Söhne verloren, mein Mann. Und obwohl ich dir von Herzen gern weitere schenken möchte, bin ich zu alt. Dein Versprechen, das du in der Blüte deiner Jugend gemacht hast, ist verjährt. Es gilt nicht mehr. Nimm dir deshalb drei junge Frauen und zeuge mit ihnen einen Sohn für dein Königreich, auf dass es dem Land gut gehe.'"
Zara brannten Tränen der Rührung in den Augen. Irgendwo zu ihrer Rechten hörte sie jemanden schnie fen. Vermutlich war das Lena. Da verlor sie selbst auch die Beherrschung und senkte rasch den Kopf. Verstohlen suchte sie nach einem Taschentuch und betupfte sich die Augen.
Ihre freie Hand wurde sanft umfasst.
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