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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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meiner Mutter zugestoßen sein könnte. Also stelle ich mir vor, was mir schmecken würde, wenn ich eine Mahlzeit einfach so herbeizaubern könnte. Ausgerechnet Spaghetti fallen mir ein, und die erinnern mich an den vergangenen Abend. Und an meinen Vater. Könnte es sein, dass Mom zu Hause ist, für ihn kocht und unseren Plan vergessen hat?
    Ein silbergrauer Wagen saust mit mindestens vierzig Meilen die Stunde vorbei, obwohl hier nur fünfundzwanzig erlaubt sind. Wohl kaum meine Mutter. Aber etwas weiter die Straße hinunter bremst der Fahrer, dreht, fährt langsam zur Bank, auf der ich sitze, und lässt das Seitenfenster herunter.
    »Sara?«
    »Hallo, Alex.«
    »Was machst du noch hier?«, fragt er.
    Ich hebe die Schultern.
    »Hast du zu Abend gegessen?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Spring rein! Ich lade dich zu einem Burger bei Lucy’s ein.«
    »Eigentlich warte ich auf jemanden.«
    »Ich will nicht neugierig sein, aber mir scheint, du wartest schon den ganzen Tag. Wer auch immer diese Person sein mag, ich glaube, sie kommt nicht mehr. Hast du’s mit einem Anruf versucht?«
    Ich nicke und blinzle, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »He, tut mir leid. Bist du sicher, dass du nichts essen möchtest?«
    Ich sehe noch einmal die Straße entlang, öffne die Beifahrertür und steige ein. Das heißt, ich versuche es, aber zuerst muss Alex die vielen Fast-Food-Verpackungen vom Beifahrersitz entfernen.
    »Du scheinst viel unterwegs zu sein«, sage ich, hauptsächlich deshalb, um nicht an meine Mom zu denken. Wir haben keine Fast-Food-Buden in Scottsfield.
    Alex wirkt ein wenig verlegen. »Nein, eigentlich nicht. Ich mache den Wagen nur nicht so oft sauber.«
    Alex wendet erneut, trotz der durchgezogenen Linie, und fährt den halben Block zu Lucy’s zurück.
    »Setzen wir uns dorthin«, sage ich und zeige auf einen Tisch am Fenster. Wenigstens kann ich noch immer nach meiner Mutter Ausschau halten, obwohl es dunkler wird und man weniger erkennen kann.
    Lacey (Lucys Schwester) ist unsere Kellnerin. »Was darf ich euch bringen?«, fragt sie. Sie ist so fröhlich, dass ich fast das Kotzen kriege. Mein Leben gerät außer Rand und Band, und Lacey kann nichts Schlimmeres passieren, als eine Hamburgerbestellung durcheinanderzubringen.
    Alex bestellt, während ich mich auf das Scheinwerferlicht eines herankommenden Wagens konzentriere. »Ich nehme einen Cheeseburger mit Pommes und ein Coke.«
    »Für mich ebenfalls, aber kein Coke, sondern ein Rootbeer«, sage ich und beobachte noch immer die Scheinwerfer. Als Matt und ich klein waren, haben wir oft Rootbeer getrunken. Als Zehnjährige habe ich damit aufgehört. Es ist zu süß. Seit Matts Tod trinke ich es wieder, denn wenn ich den ersten Schluck nehme, habe ich dieses Wusch -Gefühl und denke, nur eine Sekunde lang, dass ich neben Matt auf der Verandaschaukel sitze.
    »Du hast eine aufregende Algebrastunde verpasst«, sagt Alex. »Ich glaube, es ging um irgendetwas mit x und y .«
    Es fällt mir schwer, auf seine Worte zu achten.
    »Na schön, das war nicht besonders komisch.« Er räuspert sich. »Samstagabend steigt bei Nick Russel eine Fete. Möchtest du mit?«
    »Warum?«, frage ich geistesabwesend.
    Alex starrt mich verwirrt an.
    »Du meinst, warum ich dich einlade?«
    Ich nicke.
    »Ich weiß nicht … Du scheinst mir ein bisschen deprimiert zu sein. Ich dachte, es könnte dich aufmuntern.« Alex zögert. »Außerdem wusste ich nicht, was ich sonst sagen soll.«
    Ich lache ein bisschen.
    Woraufhin Alex glücklich lächelt.
    Lacey bringt uns die Cheeseburger, hat bei mir aber den Käse vergessen. Ich esse den Burger trotzdem. Welche Rolle spielt das schon?
    »Möchtest du dir einen Film ansehen oder so?«, fragt Alex.
    Mein Herz tut einen Sprung. »Jetzt?«
    »Warum nicht?«
    Ich sage, was am leichtesten ist und was Alex sicher von mir erwartet. »Morgen ist Schule.«
    »Na bitte, ich wusste, dass du zu den Braven gehörst. Das mit dem Algebraschwänzen war vermutlich nur ein Gag, oder?« Er gibt Salz auf seine Fritten und bietet mir den Streuer an. »Wahrscheinlich bist du nur deshalb weggeblieben, weil du die Hausaufgaben nicht gemacht hast. Nein. Das kann nicht der Grund sein. Du hast die Hausaufgaben nicht gemacht, weil du wusstest, dass du nicht in die Schule kommst, stimmt’s?«
    Ich möchte antworten, weil er so goldig und süß ist, aber ich kann nicht.
    Sag niemandem was.
    Alex räuspert sich. »Kommst du Freitagabend zum Football?«
    »Leider ja. Ich hasse

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