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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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etwas davon, so wie niemand außer Zach und mir bemerkt hat, dass meine Mutter weg ist. Und Zach weiß es nur, weil ich es ihm erzählt habe. Wir marschieren los. Unsere Marschordnung leidet ein wenig, weil sich viele von uns so auf das Lesen der Noten konzentrieren, dass sie kaum auf ihre Füße achten.
    Auf der Tribüne hole ich den Soap Opera Digest hervor. Letztes Jahr habe ich abwechselnd gelesen und mit Lauren gequatscht. Dieses Jahr bin ich ihr aus dem Weg gegangen und habe meistens in der Mitte der Klarinettensektion gesessen und gelesen. Da wir nur gelegentlich spielen müssen, ist es Mr. Sommers gleich, wo wir auf der Tribüne sitzen, solange wir einigermaßen nach Instrumenten gruppiert sind.
    »Sara!« Lauren winkt mich zu sich – sie sitzt dort, wo sich Flöten und Klarinetten treffen.
    »Entschuldigung«, sage ich und suche mir einen Weg die Tribüne hinunter.
    »Hallo«, begrüßt sie mich.
    »Selbst hallo.« Es fühlt sich gut an, wieder neben ihr zu sitzen.
    Ich halte nach Alex Ausschau, als unsere Mannschaft aufs Feld läuft. »Wer ist Nummer dreiundzwanzig?« Ich weiß, dass er es ist, möchte aber hören, wie jemand seinen Namen nennt.
    »Das ist Alex Maloy. He, siehst du dir diesmal tatsächlich das Spiel an?«
    »Ich habe gestern Abend den größten Teil des Magazins gelesen.«
    Die andere Mannschaft beginnt. Jemand fängt den Ball und läuft los. Er wird angegriffen. Der Schiedsrichter pfeift. Alle ziehen sich zurück. Es geht von vorn los. Wieder erklingt die Pfeife. Alex scheint nicht viel zu machen. Ich döse vor mich hin.
    »First Down«, verkündet der Ansager. Einige Zuschauer applaudieren.
    »Ist das gut?«, frage ich Lauren.
    »Es bedeutet, wir haben vier weitere Versuche, den Ball zehn Yards nach vorn zu bringen.«
    »Oh.« Ich versuche, mich wieder zu konzentrieren. Der Ball fliegt übers Feld. Einer von unseren Jungs springt und fängt ihn. Nummer dreiundzwanzig. Alex! Er läuft. Und läuft. Spieler der anderen Mannschaft wollen ihn aufhalten, prallen aber wie Flipperkugeln an ihm ab. Er läuft noch immer. Er läuft, bis er an den Torpfosten vorbei ist.
    »Touchdown! Das ist ein Touchdown, oder?«
    Lauren klatscht und pfeift. Ich verstehe das als ein Ja.
    »Touchdown, Scottsfield«, tönt es aus den Lautsprechern.
    Ich springe auf, klatsche ebenfalls und vergesse dabei die Klarinette auf dem Schoß. Sie fällt zwischen die Sitzreihen und ins Gras weiter unten. Mr. Sommers hebt seinen Taktstock und sorgt mit einem nachdrücklichen Nicken dafür, dass alle anderen das Anfeuerungslied spielen. Ich stehe einfach nur da und versuche den Eindruck zu erwecken, als wäre es völlig normal, dass ich kein Instrument in der Hand halte. Lauren bemüht sich, ihre Flöte zu spielen, aber das ist nicht ganz einfach, wenn man dabei lacht.
    Nach dem Lied quetsche ich mich an den Kids in meiner Reihe vorbei und steige die Treppe hinunter. Zum Glück sitzen wir in der dritten Reihe. Meine Klarinette liegt auf einer mit Ketchup beschmierten Serviette. Erstaunlicherweise ist das Rohrblatt völlig unbeschädigt geblieben. Ich spiele ein paar Töne und stelle fest: alles in Ordnung.
    Auf dem Rückweg begegne ich Jay, der gerade vom Imbissstand kommt. Ich stolpere praktisch über ihn, weil ich überhaupt nicht aufpasse. Er fängt mich auf, bevor ich falle und erneut die Klarinette verliere.
    »Ein kleiner Tipp, Sara. Wenn dein Freund spielt, solltest du besser zusehen.«
    »Ich habe zugesehen. Ich musste nur etwas holen, das ich fallen gelassen habe.«
    Jay hebt die Brauen. »Dann sag mir, wie das Spiel steht.«
    »Wie es steht? Woher soll ich das wissen? Ich habe den Touchdown gesehen. Das allein zählt doch, oder?«
    Er seufzt und klopft mir auf die Schulter. »Ich fürchte, du musst noch einiges lernen. He, könntest du dies Lauren bringen?« Er übergibt mir einen Becher Popcorn.
    »Klar. Und wo ist deiner?«
    »Ich hole mir einen anderen.« Jay dreht sich um und kehrt zum Imbiss zurück.
    Nach zehnmal »Entschuldigung« bin ich wieder bei meinem Platz auf der Tribüne und reiche Lauren den Becher mit Popcorn. »Von Jay.«
    »Wenn du ihn noch einmal siehst, sag ihm, dass es nicht funktioniert«, teilt sie mir mit.
    »Was funktioniert nicht?«
    »Jay glaubt, wenn er besonders nett zu mir ist, verrate ich unseren Eltern nicht, dass er gestern Abend eine Stunde zu spät nach Hause kam.«
    »Willst du ihn wirklich verpetzen?«
    »Natürlich nicht«, antwortet Lauren. »Er soll sich nur ein bisschen

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