Wie der Vater so der Tod
Jay versperrt ihm den Weg und steht da wie ein Basketballspieler bei der Abwehr.
»Aus dem Weg, hab ich gesagt.«
»Komm schon, wir haben ein Spiel heute Abend«, sagt Jay. »Du weißt doch, dass du nicht spielen kannst, wenn du vom Unterricht ausgeschlossen wirst.«
Nick zögert und scheint darüber nachzudenken.
»Du willst doch nicht den ganzen Ruhm Maloy überlassen, oder?«
Das gibt den Ausschlag. Eine halbe Minute später stehen Jay und Nick auf der einen Seite des Klassenzimmers und sprechen über Football und ähnlich langweilige Themen. Und als Mrs. Monroe zurückkehrt, ist nur eins nicht in Ordnung: Der umgefallene Stuhl liegt noch immer am Boden. Niemand hat ihn aufgehoben. Wie hat Jay das geschafft? Hätte ich doch auch gelernt, so etwas für meine Mutter zu tun!
Wir kommen beide zu spät zum Geschichtsunterricht, Alex und ich. Bei mir heißt der Grund Mrs. Monroe. Sie behielt mich noch etwas länger in der Klasse und fragte, ob etwas nicht in Ordnung sei, »denn du hast ganz offensichtlich nicht gelesen, und das ist ganz und gar untypisch für dich«. Was Alex betrifft … Nun, er ist eben Alex. Wie dem auch sei: Als er eintrifft, gibt es in meiner Nähe keinen freien Platz mehr.
Ein Papierflugzeug trifft meinen Rücken. Die ganze Klasse lacht. Ich weiß nicht, wieso Mr. Robertson nichts davon bemerkt, aber er hört auf, an das Whiteboard zu schreiben, und dreht sich um. »Wie bitte? Was ist so komisch?« Niemand antwortet, und so setzt er seinen Vortrag fort.
Ich hebe das Flugzeug auf und sehe es mir an. HIER ANHEBEN , steht auf einem Flügel. Ich ziehe das Blatt an einer Landeklappe auseinander und lese: Die morgen bei Nick stattfindende Party beginnt früher. Ich hole dich nicht um 20.00 Uhr ab, sondern schon um 19.30 Uhr.
Ich hätte Alex sagen sollen, dass ich diesen Ort bald für immer verlasse, dass ich mich auf nichts einlassen kann und er seine Zeit vergeudet – aber ich bringe es nicht über mich. Ich schreibe In Ordnung an den Rand der Seite und versuche, das Blatt wieder zu einem Flugzeug zusammenzufalten. Dann werfe ich es nach hinten, ohne darauf zu achten, wo es landet. Es spielt keine Rolle, ob Alex die Antwort bekommt oder nicht. Selbst wenn ich überall NEIN hingeschrieben hätte, er wäre trotzdem am nächsten Abend bei uns auf der Veranda erschienen. Und eigentlich ist es nur die Aussicht, Zeit mit Alex zu verbringen, die mich noch aufrecht hält.
Es läutet zur Mittagspause, und Alex ist an meinem Tisch, noch bevor ich aufstehen kann.
»Das war schnell«, sage ich.
»Ich musste dich erwischen, bevor du dich ohne mich auf den Weg zum Dairy Dream machst.«
»Beeindruckend. Bist du auf dem Footballfeld auch so schnell?«
»Komm zum Spiel und beobachte mich!« Er schnippt mit den Fingern. »Oh, stimmt ja. Du gehst nur deshalb zu den Spielen, um den Soap Opera Digest zu lesen.«
»Versuch, mich einzuholen, bevor ich bei der Tür bin!« Ich laufe los.
Alex hat die Arme um mich geschlungen, noch bevor ich die nächste Reihe erreiche.
»Wahrscheinlich ist es ganz gut, dass ich nicht zur gegnerischen Mannschaft gehöre.«
»Das glaube ich auch«, erwidert Alex mit einer Reibeisenstimme. Er zieht mich näher, obwohl wir noch im Klassenzimmer sind.
Mr. Robertson räuspert sich.
»Oh, ich bitte Sie, Mister Robertson. Sie wissen doch, dass ich keinen so schlechten Einfluss auf Sara habe.«
Mr. Robertson wirft Alex einen Blick zu, der zweifelsfrei aussagt, dass er das für einen Witz hält.
»Ein Mann kann sich ändern«, sagt Alex.
Robertson schnaubt. »Dann sieh zu.«
Alex nimmt meine Hand und führt mich nach draußen. »Ich nehme an, wir gehen wieder zum Dairy Dream ?«
» Ich gehe zum Dairy Dream .«
»Und ich habe zufälligerweise ein Lunchpaket dabei. Für zwei Personen. Was bedeutet, dass ich keine Zeit damit vergeude, ohne dich in der Schlange vor der Kantine zu warten. Keine Sorge. Ich habe Zach Bescheid gegeben.«
Ich schüttle den Kopf und lache. »Du denkst an alles, nicht wahr?«
Wind weht, und vor uns tanzen welke Blätter in der Luft. Ich fröstele.
»Moment.« Alex lässt meine Hand los und stellt seinen Rucksack ab.
»Was hast du denn jetzt vor?«
Alex öffnet den Rucksack, holt seine Unijacke hervor, schüttelt sie und bietet mir einen Ärmel an.
»Wie in aller Welt hast du Geschichtssachen, Lunch und deine Jacke da drin untergebracht?«
»Ich hab die Geschichtssachen weggelassen.«
»Natürlich. Aber deine Jacke kann ich nicht tragen. Dann
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