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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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Rückfahrt. Also Dienstag. Wenn ich richtig rechne und wenn meine Mutter wirklich fort ist, um das alles zu erledigen, müsste sie am Dienstag zurück sein. Ich nehme mir vor, meine Reisetasche an diesem Wochenende noch einmal zu packen, damit ich bereit bin. Und warum sie nicht angerufen hat? Wenn ich nichts weiß, kann mein Vater auch nichts aus mir herausholen.
    Warum hat sie mich nicht sofort mitgenommen? Das ist die Frage, die ich mir immer wieder stelle und die mir keine Ruhe lässt. Von den Erklärungen, die mir dafür einfallen, ist eine absurder als die andere.
    Der Eisenwarenladen ist am Samstag geöffnet, was bedeutet: Um halb neun macht sich mein Vater auf den Weg zur Arbeit, und ich habe das Haus endlich für mich. Ich lege die Reinigungssachen beiseite, frühstücke und setze mich in die Nähe der Tür zum Esszimmer, in der verrückten Hoffnung, von meinem Bruder Schwingungen zu empfangen, die mir Moms Aufenthaltsort verraten.
    Das Esszimmer hat Matt als Ort seines Todes gewählt. Alles ist neu gestrichen, aber manchmal sehe ich was Dunkles und frage mich: Ist er das?
    Wir meiden dieses Zimmer und essen in der Küche, obwohl es dort ein bisschen eng ist. Nach Matts Selbstmord dachte ich, dass ein Perlenschnurvorhang in der Tür ganz gut gewesen wäre, denn dann hätten wir nicht immer wieder in das Zimmer sehen müssen. Andererseits, vielleicht wäre die Versuchung allzu groß gewesen. Wahrscheinlich hätte ich das Zimmer sogar öfter betreten, um das Klirren der Perlen zu hören. Es hätte praktisch ständige Trauer bedeutet. Nein, besser wäre es gewesen, diesen Teil des Hauses zuzumauern.
    Wo ist sie, Matt?
    Ich empfange keine Schwingungen, keine Antwort. Vielleicht sind die Toten wirklich nur tot.
    Ich denke an die Karte, die ich in Moms Schuh gefunden habe, die mit dem Herzen drauf und dem Namen Brian. Könnte meine Mutter eine Affäre gehabt haben? Es fiele ihr bestimmt nicht leicht, so etwas vor mir geheim zu halten. Es ist schon schwierig genug für sie, das Geheimnis meiner Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke zu wahren. Deshalb kauft sie sie auch immer recht spät, jeweils ein paar Tage vorher. Aber die Blumenkarte ist der einzige Hinweis, den ich habe, und deshalb beschließe ich, die frühere beste Freundin meiner Mutter anzurufen. Nach Matts Tod hat Mom sie auf Eis gelegt, so wie ich Lauren.
    »Ich hoffe, ich störe nicht gerade«, sage ich.
    Der Schrei eines Kleinkinds verhindert eine Antwort.
    »Gib das sofort deinem Bruder zurück, Connor! Hast du gehört? Sofort, habe ich gesagt! Entschuldige, Sara. Meine Güte, es ist schön, von dir zu hören. Wie geht es deiner Mutter?«
    Ich hole tief Luft und erzähle meine neueste Lügengeschichte. »Gut. Es geht ihr gut. Ich plane eine Überraschungsparty für sie und wollte dich fragen, ob du ihren Freund Brian kennst. Weil ich ihn einladen möchte.«
    »Was für ein netter Einfall. Gib mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst. Mal sehen … Brian … Brian. Meinst du vielleicht Brian Paterson?«
    »Kennt sie noch einen anderen Brian?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Dann dürfte er wohl der Richtige sein. Hast du zufällig seine Adresse?«
    »Warte, ich muss nachsehen.« Im Hintergrund zerbricht Glas. »Connor! Komm sofort her!« Es folgt ein dumpfes Gepolter. Ich glaube, sie hat das Telefon fallen gelassen.
    »Hallo, Oma? Ich habe ein Glas zerbrochen«, ertönt eine Kinderstimme.
    »Hallo. Ich bin nicht deine Oma.«
    »Ich bin drei.«
    Ich will schon sagen, dass ich mir das gedacht habe, entscheide mich dann aber für ein »Na, so was«.
    »Connor, gib mir das Telefon!«
    »Tschüs.«
    »Tut mir leid, Sara. Ich habe die Adresse. Willow sieben-zwanzig-zwei. Das ist in Fulton. Die Postleitzahl habe ich leider nicht.«
    »Kein Problem, die finde ich schon heraus. Danke.«
    Nach einigen Höflichkeitsfloskeln unterbreche ich die Verbindung und will Zachs Nummer eingeben, bevor mir einfällt, dass er arbeitet. Mist. Wen könnte ich anrufen? Lauren. Ich weiß, dass ich Lauren anrufen sollte, aber ich weiß auch, dass ihre Eltern sie immer ins Kreuzverhör nehmen, bevor sie den Wagen bekommt. Wohin sie will. Was sie vorhat. Ich könnte sie belügen, damit sie selbst nicht lügen muss. Aber ich rede es mir aus. Alex. Alex wird keine Fragen stellen. Und er braucht seine Eltern nicht um den Wagen zu bitten. Eigentlich spielt das alles keine Rolle, denn man kann sich von allem überzeugen, wenn man es wirklich will, und was ich derzeit wirklich will, ist

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