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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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meiner Tasche und finde den Führerschein.
    »Du bist also Rays Tochter«, sagt der Polizist. »Tut mir leid, wenn ich euch erschreckt habe. Als ich vorbeifuhr, ist mir der unbekannte Wagen auf dem Parkplatz aufgefallen, obwohl hier alles geschlossen ist.«
    »Kein Problem. Mein Vater weiß es bestimmt zu schätzen, dass Sie nach dem Rechten sehen.« Gibt es irgendwo im Land einen Cop, mit dem mein Vater nicht befreundet ist? Ich stecke den Führerschein in die Handtasche zurück. »Wir wollten gerade gehen.« Ich trete einen Schritt vor … und bleibe wie angewurzelt stehen. Sam! Er liegt noch im Büro.
    »Ich … hab noch was im Büro vergessen und hole es schnell.«
    Leider passt Sam nicht in meine Handtasche. Ich lasse mir Zeit mit der Rückkehr in den Verkaufsraum. Der Polizist ist noch da.
    »Das ist … äh, dies gehört meiner kleinen Cousine«, sage ich und deute auf den Plüschhund. »Ich schalte nur schnell die Alarmanlage ein, und dann machen wir uns auf den Weg.«
    Der Officer hält die Tür für uns auf.
    Ich lösche das Licht und stelle mit zitternden Händen die Alarmanlage ein. Piep. Alles klar. Ich ziehe die Tür hinter mir zu, schließe ab und drehe demonstrativ den Knauf, damit der Polizist sieht, dass auch wirklich zugesperrt ist.
    Kies knirscht unter unseren Füßen, als wir zum Wagen gehen.
    »Noch einmal besten Dank, Officer!«, rufe ich, bevor ich die Beifahrertür schließe. Der Polizist antwortet nicht, aber er hält uns auch nicht auf. Er steht nur mit verschränkten Armen da und sieht uns nach.
    »Das war knapp«, murmelt Zach erleichtert. Er schüttelt den Kopf und schaltet das Radio ein. »Glaubst du, er ruft deinen Vater an?«
    Ich lege den Sicherheitsgurt an und umarme Sam. »Daran will ich lieber nicht denken.«
    Mein Dad ist wegen eines Wasserglases auf dem Nachtschränkchen und der Zigarettenpackung in meiner Hosentasche völlig ausgerastet.
    Wenn er herausfindet, dass ich ohne Erlaubnis in seinem Laden war …
    Und dass ich dort sein Logbuch gesucht habe …
    Dann bin ich echt in Schwierigkeiten.
    In verdammt großen Schwierigkeiten.
    Es könnte sogar bedeuten, dass ich so gut wie tot bin.

11
Montag
    Am Montagmorgen bitte ich Zach, mich zur Geschichtsstunde zu begleiten. Alex steht vor der Tür. Als er uns zusammen sieht, presst er die Lippen aufeinander, schüttelt den Kopf und macht sich auf und davon.
    »Weißt du auch wirklich, was du tust?«, fragt Zach und wölbt die Brauen.
    »Nein«, erwidere ich. »Ganz und gar nicht.«
    Ich habe die Büsche gestern nicht so gut gestutzt, wie es Matt getan hätte. Einige Zweige ragen hervor. Ich will zum Schuppen gehen und die Heckenschere holen, als mir einfällt, dass ich sie gar nicht zurückgebracht habe. Zum Glück hat Dad es nicht bemerkt. Wo ist das Ding?
    Denk nach!
    Dort liegt es, hinter einem Busch. Ich schneide die Zweige ab, die ich am vergangenen Tag übersehen habe, und stapfe zum Schuppen, um die Schere an ihren Platz zurückzuhängen.
    Als ich die Tür öffne, schlägt ein Vogel mit den Flügeln und stößt gegen die Wand. Ich lasse die Tür offen und hoffe, dass er herausfliegt. Bamm! Der Vogel prallt gegen den blitzblanken Traktor (den Dad nach jeder Benutzung wäscht). Armes Tierchen.
    Ich sehe mir die Werkzeugwand an und suche nach der leeren Stelle, die auf den richtigen Platz für die Heckenschere hinweist.
    Ich finde die Stelle. Aber daneben gibt es einen weiteren freien Bereich. Mein Vater legt auch bei den Werkzeugen großen Wert auf Ordnung, und dass ein Stück fehlt, erscheint mir seltsam. Welches könnte es sein? Plastikrechen. Metallrechen. Hacke. Säge. Axt. Beil. Forke. Kleine Grabschaufel. Was ist nicht da? Ich trete vor die leere Stelle, als könnte ich damit meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.
    Plötzlich bekomme ich eine Gänsehaut. Die Schaufel. Sie fehlt, die Schaufel. Griff aus Holz, der untere Teil schwarz, wie aus Teflon. Sonst hängt sie immer an dieser Stelle, aber sie ist verschwunden.
    Kies knirscht, und die Trucktür knallt zu. Ich erstarre. Vielleicht merkt Dad nicht, dass die Schuppentür offen ist.
    Von wegen.
    »Was starrst du so?«
    O Gott. »Ich … ich, äh … ich suche die richtige Stelle für die Heckenschere.«
    »Direkt vor dir.«
    »Oh«, sage ich und höre das Zittern in meiner Stimme.
    »Häng sie hin und dann heraus mit dir!« Mein Vater mag es nicht, wenn andere mit seinen Werkzeugen hantieren und sich im Schuppen aufhalten.
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und

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