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Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
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auf und habe plötzlich Spaghettisoße und Nudeln an den Fingern. Die Reste unserer letzten gemeinsamen Mahlzeit. Ich nehme einen anderen Beutel. Sägemehl und Holzsplitter. Als ich den dritten Beutel öffne, streckt mir Sam die Ohren entgegen. Er hockt auf Zigarettenasche, aber ich klopfe ihn ab und umarme ihn trotzdem. »Ich entscheide, wann ich dich weggebe«, flüstere ich und trete an die Seite des Behälters. »Fang auf!«
    »Soll das ein Witz sein?«
    Ich warte, bis Zach meine Handtasche abgesetzt und die Arme nach oben gestreckt hat, damit ich sie sehen kann. Dann werfe ich Sam in hohem Bogen durch die Luft. Seine langen Ohren flattern im Wind. Genau aus diesem Grund haben Matt und ich ihn gern fliegen lassen.
    Zach reicht ihn mir, kaum bin ich aus dem Müllbehälter hinausgeklettert. Ich klemme mir Sam unter den Arm, während wir nach vorn gehen. Mit dem Schlüssel an meinem Anhänger schließe ich die Tür auf, und wir treten ein.
    Piep. Piep. Piep. Die Alarmanlage verlangt den Code von mir. Lautet er 2791 oder 2971? Ich versuche es mit 2791. RETRY . Meine Hände werden feucht. Ich wische sie an der Hose ab. 2971. Das Piepen hört auf.
    »Fast hätte ich mir Sorgen gemacht«, sagt Zach. Er wirkt blass.
    »Ich auch.«
    »Sollen wir die Tür abschließen?«, fragt er.
    »Nein. Das Geschlossen -Schild hängt draußen. Und außerdem dauert es nicht lange.«
    Ich gehe an Regalen mit Nägeln, Schrauben und Bolzen vorbei. Ich nehme einige heraus, bewege sie in der Hand und höre, wie sie klicken und klacken. Dann erinnere ich mich daran, dass ich gerade in einem Müllbehälter herumgewühlt habe, und gehe zur Toilette, um mir die Hände zu waschen.
    Ich trockne mir die Hände mit einem Papiertuch ab. »Wirfst du einen Blick hinter die Ladentheke?«, frage ich. »Ich sehe im Büro nach.«
    Die Mikrowelle ist das Erste, was man sieht, wenn man das Büro betritt. Oben bemerke ich einen Spritzer Spaghettisoße. Er ist klein, und den meisten Leuten wäre er vielleicht gar nicht aufgefallen, aber meinem Vater bestimmt. Es erstaunt mich, dass Dad ihn nicht gesehen und abgewischt hat. Ich hebe den Blick. Für einen Moment glaube ich, auch an der Wand einen Fleck zu sehen, einen roten Fleck wie von Spaghettisoße. Oder von Blut. Aber ich weiß, dass mir meine Phantasie einen Streich spielt. Es ist so, wie wenn man etwas lange anstarrt. Wenn man dann auf eine weiße Wand blickt, glaubt man für einige Sekunden, das Objekt noch immer zu sehen.
    Als ich diesmal den Kopf schüttle, verschwindet der Fleck von der Wand, aber nicht aus meiner Vorstellung. In meiner Vorstellung hat Dad ein Papiertuch in der einen Hand und eine Flasche mit Bleichmittel in der anderen, und er besprüht die Wand und wischt, übersieht dabei aber einen kleinen Fleck. Mir wird plötzlich klar, dass ich von hier weg muss. Sofort.
    »Was starrst du so?«
    Ich zucke zusammen, aber es ist Zach, der hinter mir steht.
    »Nur so«, sage ich und setze mich an den Schreibtisch. »Überprüfst du bitte den Aktenschrank?«
    Ein Kaffeebecher steht auf dem Schreibtisch, neben drei Stapeln ungeöffneter Post. Mein Vater muss zuletzt wirklich viel im Laden zu tun gehabt haben. Kann er zu beschäftigt gewesen sein, um die Post zu öffnen? Es fühlt sich seltsam an, die Schubladen des Schreibtischs aufzuziehen. Fast so, als würde ich mich vor jemandem entblößen. Aber ich finde kaum mehr als eine Riesentüte mit Gummibändern – ich glaube, so viele Gummibänder brauche ich in meinem ganzen Leben nicht. Das einzig Interessante in der obersten Schublade ist ein Zettel mit der Nummer 362947 und dem Namen Carter . Eine Telefonnummer? Wenn das stimmt, fehlt eine Zahl. Der Name kommt mir irgendwie vertraut vor, aber ich weiß nicht, wo ich ihn schon einmal gehört oder gelesen habe. Ich notiere die Nummer auf einem Klebezettel, den ich in meine Handtasche stecke.
    »Was gefunden?«, fragt Zach.
    »Noch nicht. Sagt dir Carter etwas?«
    »Nein. Ich komme hier ebenfalls nicht weiter. Ganz oben jede Menge Broschüren und Akten. Diese Schublade scheint für Werbegeschenke reserviert zu sein: Lineale, Maßbänder, kleine Schraubenzieher.«
    Er knallt die Schublade zu und zieht die letzte auf. »Oh, ich glaube, hier kommen wir der Sache näher.«
    Ich trete an Zachs Seite und blicke in die Schublade. Eine Flasche Jack Daniels und ein marineblaues Ringbuch. Dads Logbuch. Es ähnelt ein bisschen dem Notizbuch, das er immer bei sich trug, als er noch Cop war. Es ist nur ein wenig

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