Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie der Vater so der Tod

Wie der Vater so der Tod

Titel: Wie der Vater so der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bilen
Vom Netzwerk:
ich an den Niagarafällen gearbeitet.
    »Warum versuchst du es dieses Jahr nicht mit dem Theater?«, fragte Matt. »Ist immer eine tolle Sache. Ich kann sogar dafür sorgen, dass hinter den Kulissen Ritz Bits für dich bereitliegen.«
    »Das traue ich dir glatt zu. Aber du weißt, ich lasse mich nicht gern anstarren. Außerdem macht es viel mehr Spaß, im Publikum zu sitzen und dir bei deinen Faxen zuzusehen.«
    »Du gehörst zur Kapelle. Die Leute starren dich an, wenn du in der Kapelle spielst.«
    »Eigentlich nicht. Die Leute sehen die Kapelle an. Die einzelnen Spieler bemerken sie gar nicht.«
    »He, langsam!«, sagte Matt spöttisch. »Kehr jetzt bloß nicht die Philosophin heraus.«
    »Ach, ich bitte dich.« Ich versetzte ihm einen sanften Stoß.
    Dad kam herein und öffnete den Kühlschrank. »Wer hat den Joghurt hineingestellt? Was für ein Durcheinander. Der Joghurt gehört auf die rechte Seite des zweiten Regals, wie zu Hause. Ich will nicht, dass ihr ihn kreuz und quer hineinstellt.«
    »Was ist bloß mit ihm los?«, murmelte Matt.
    Wir wussten beide, was Dad als Nächstes sagen würde. Matt formte die Worte mit den Lippen, während unser Vater sie aussprach. »Und achtet darauf, dass die Etiketten nach vorn zeigen.«
    Er fügte hinzu: »Sara, ich habe bemerkt, dass du das Bad früher als vorgesehen sauber gemacht hast. Ausgezeichnet. Achte darauf, dass du nicht ins Hintertreffen gerätst. Immerhin benutzen wir vier das gleiche Bad.«
    »Und achte darauf, dass bloß kein Wasser in der Dusche ist«, sagte Matt leise. Nach jeder Dusche mussten wir die Wände trocken wischen.
    »Was? Sprich laut, Matt! Keine Geheimnisse!« Dad ging zur Spüle und füllte ein Glas mit Wasser. Dann nahm er ein Papiertuch und wischte einen Tropfen auf, der zu Boden gefallen war. »Matt, warum vergeudest du deine Zeit mit dem Puzzle? Ich habe dir gesagt, dass du als Erstes heute Morgen den Boden wischen sollst.« Ich folgte dem Blick meines Vaters zu einem undeutlichen Fußabdruck am Fenster. »Der Boden ist schmutzig. Was in Gottes Namen hast du dir nur gedacht?«
    Sag es nicht. Was auch immer du tust, sag es nicht. Entschuldige dich einfach nur und wisch den Boden.
    »Dass es erst neun Uhr ist.« Warum musste Matt sich immer alles vermasseln?
    Dad versetzte ihm einen Stoß, aber es war ein anderer Stoß als jener, den ich meinem Bruder gegeben hatte.
    Ich schüttle den Kopf und versuche mich auf das Puzzle zu konzentrieren, denn ich möchte nicht an das ganze Geschrei und Matts blaue Flecken denken, die erst nach dem Urlaub verschwanden.
    »Okay, Leute, zehn Uhr. Zeit fürs Bett«, verkündet Dad.
    Das Puzzle ist fast fertig. Es fehlt nur das Gesicht der Lady Liberty.
    Verdammt. Ich weiß noch immer nicht, wie ich meinem Vater die Pistole wegnehmen soll.
    »Wir haben morgen viel zu tun.«
    Was könnte das wohl sein?
    »Gute Neuigkeiten, Kinder: Ihr könnt heute Abend ohne Zähneputzen und Schlafanzüge ins Bett. Wir machen nur einen Boxenstopp. Du zuerst, Sara.« Er befreit mich vom Stuhl und führt mich zum Bad.
    »Könnte ich dabei bitte allein sein?«
    Dad runzelt die Stirn. Einige Sekunden lang starrt er mich unschlüssig an, dann lässt er meine Hand los. »Natürlich.« Er verlässt das Bad und zieht die Tür hinter sich zu, ohne sie ganz zu schließen.
    Dies ist meine Chance. Wie nutze ich sie? Ich drehe den Wasserhahn auf, damit Dad nicht hört, wie ich den Arzneischrank öffne. Ich finde Pflaster, Mundwasser und ein Probefläschchen Babyshampoo. Großartig – nicht genug, um es ihm in die Augen zu spritzen. Ich sehe mir den Rest des Badezimmers an. Nirgends Rasierklingen, nur Toilettenpapier.
    Weder eine Waffe in Sicht noch ein Fenster, durch das ich entkommen könnte … Ich denke daran, dass ich besser die Toilette spülen sollte, um keinen Verdacht zu erregen. Ich spüle, und dabei bemerke ich den Deckel des Toilettenkastens. Er ist groß und besteht aus Porzellan, eignet sich ideal dafür, einen Menschen niederzuschlagen. Von einem Augenblick zum anderen bin ich voller Aufregung und will den Deckel lösen, aber genau in diesem Moment wird die Tür aufgestoßen. Ich lasse den Deckel los.
    »Beeil dich, wasch dir die Hände!«, sagt Dad. »Du bist nicht die Einzige, die ins Bad muss.« Bevor ich Gelegenheit habe, mir die Hände abzutrocknen, führt er mich in eins der Schlafzimmer am Flur. »Zieh die Schuhe aus und leg dich hin!«
    Ich strecke mich auf der klumpigen Matratze aus. Mein Vater befestigt die

Weitere Kostenlose Bücher