Wie deutsch ist das denn?!
Suchmaschinentreffern.
Aber da geht’s auch schon los mit den Irrtümern. Beim vermeintlichen Bier in dieser Redewendung handelt es sich in Wirklichkeit um eine Verballhornung des Wortes » Birne « . Und auch im Hinblick auf historische und statistische Tatsachen gilt es die deutsche Bierseligkeit etwas zu dämpfen: Weder haben wir das Bier erfunden, noch ist Deutschland Weltmeister im Brauen, Exportieren oder Trinken des Gerstensaftes.
Woher also kommt das Bier? Die ältesten Hinweise finden sich ausgerechnet in einer Region, die alkoholische Getränke heute eher verschmäht– nämlich in Mesopotamien, dem Landstrich zwischen den Flüssen Euphrat und Tigris auf dem Gebiet des heutigen Irak und der östlichen Türkei. Das dort lebende antike Volk der Sumerer verstand sich auf das Bierbrauen vermutlich schon vor über sechstausend Jahren. Man hat Überreste von Bier aus Weizen gefunden, die aus der Zeit um 3000 v. Chr. stammen; außerdem sind sumerische Bilddarstellungen erhalten, die Bier trinkende Menschen zeigen. Es gab sogar eine Göttin des Bierbrauens, Ninkasi , wie man aus einer an sie gerichteten Hymne in Keilschrift weiß. Selbst feinere Zungen kamen offenbar schon früh auf ihre Kosten: Überlieferungen auf Tontafeln aus der Zeit der Babylonier, die das Bierbrauen von den Sumerern übernahmen, listen bereits über zwanzig verschiedene Sorten auf.
Der älteste chemische Nachweis für aus Gerste gebrautes Bier, wie es bis zum heutigen Tag Standard ist, wurde anhand von Tonkrügen in der Ruinenstadt Godin Tepe im heutigen Iran erbracht. Diese Funde stammen aus dem 3. bis 4. Jahrtausend v. Chr. Bei den alten Ägyptern schließlich blühte schon eine regelrechte Bierkultur: Sie nutzten den Gerstensaft nicht nur als Nahrungsmittel, sondern auch als Medizin gegen verschiedene Krankheiten sowie als Opfergabe in religiösen Zeremonien. Nach alten Grabinschriften zu urteilen, gab man sogar den Verstorbenen als Proviant für ihre Reise ins Jenseits mehrere Sorten Bier mit ins Grab.
Von den Ägyptern lernten möglicherweise später die Griechen das Bierbrauen, von diesen wiederum die Römer. Allerdings war bei den europäischen Mittelmeer-Anrainern der Wein stets wesentlich populärer als Bier, was angesichts des für den Weinbau idealen Klimas auch nur zu verständlich ist. Bier galt demgegenüber als Arme-Leute-Getränk, wenn nicht gar als barbarisch– und ausgerechnet in diesem Zusammenhang kommen unsere Urahnen ins Spiel. Der Geschichtsschreiber Tacitus äußert sich in seinem Hauptwerk Germania (98 n. Chr.) jedenfalls ziemlich abfällig über die primitiven, Bier saufenden Germanen. Die hatten nämlich ebenfalls die Braukunst erlernt, wann genau, vermag niemand zu sagen. Wie überhaupt das Bier in der Menschheitsgeschichte eine globale Rolle spielt: Völlig unabhängig von der Alten Welt stellten auch die Ureinwohner Mittel- und Südamerikas aus Mais ein vergorenes Getränk her, das unserem Bier stark ähnelte. Schon Kolumbus erwähnt in seinen Reiseberichten, dass er damit bewirtet worden sei.
Man kann also festhalten, dass die unterschiedlichsten Völker des Altertums irgendwann zu Brauern wurden. Das Prinzip verdankt seine Entdeckung wahrscheinlich dem Zufall: Ein Behälter mit Brotteig könnte sich mit Regenwasser gefüllt haben, das Ganze kam in Kontakt mit wilden Hefesporen und fing an zu gären– und siehe da, die entstandene Brühe erwies sich als trinkbar und obendrein angenehm berauschend. Auch heute noch bezeichnet man Bier ja gern als » flüssiges Brot « , und die Erfindung von Brot und Bier wird von vielen Historikern als paralleler Zivilisationsschritt gesehen.
Der älteste gesicherte Nachweis für eine Bierbrauertätigkeit auf deutschem Boden stammt aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. Es handelt sich um Bieramphoren, die in Kasendorf bei Kulmbach in Oberfranken gefunden wurden. Von einem regelrechten Brauereiwesen kann man allerdings erst ab dem frühen Mittelalter sprechen. Den Anfang machten dabei Klosterbrauereien, die besonders von Karl dem Großen systematisch gefördert wurden. Die Geschichte dieser Braustätten lässt sich bis zu dem irischen Wandermönch Columban (521 – 597) zurückverfolgen: Der siedelte sich gemeinsam mit seinem Weggefährten Gallusirgendwann südlich des Bodensees an und gründete dort einen Orden, zunächst nur in Form einer bescheidenen Klause. Im Jahr 719 oder 720 entstand dann an gleicher Stelle– nach Gründung der Stadt St. Gallen– das Kloster St.
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