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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Mannen erst einmal gestärkt aus dem Rockerkrieg der Hauptstadt hervorgegangen zu sein. Jedenfalls so gestärkt, dass sie anscheinend auf den schlagkräftigen Vizepräsidenten des Potsdamer Charters, Christopher R., 32, verzichten konnten. Dieser wurde nämlich im März 2010 Vizepräsident des neu gegründeten Hells-Angels-Charters auf Mallorca, unweit der Partymeile Ballermann. Der Expansionsdrang deutscher Hells Angels machte nicht vor der spanischen Landesgrenze halt. Bereits seit einiger Zeit werden ihnen am Ballermann drei Bordelle, ein Restaurant, eine Bar sowie eine gut laufende Agentur, die Go-go-Girls an zahlreiche Diskotheken vermittelt, zugerechnet.
    Christopher R. war, wie geschildert, an der Prügelattacke von Lens 1998 beteiligt, für die er 1999 vom Essener Landgericht zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt wurde. R. stammt aus der besonders gewaltbereiten Hooliganszene des Ostberliner DDR-Serienmeisters BFC Dynamo, der auch aufgrund seines Ehrenvorsitzenden Erich Mielke oft als »Stasiclub« bezeichnet wurde. Des Weiteren wird er mit den schlagkräftigen Hooligans in Verbindung gebracht, die in den 90er-Jahren die Ostberliner Türsteherszene dominierten.
    Das Engagement der Höllenengel auf Mallorca, wo sich eine der umsatzstärksten Vergnügungsmeilen Europas befindet, wurde nicht von jedem Protagonisten in der Szene mit Begeisterung aufgenommen. Ganz im Gegenteil entschied sich eine Gruppe offensichtlich, dies nicht widerspruchslos hinzunehmen: der Gremium MC. Dieser deutsche Club verfügte nämlich schon länger über eine Dependance auf der beliebten Urlauberinsel. Im August 2010 spitzte sich die Lage zu.
    In der Nacht zum Mittwoch, den 11. August 2010, eskalierte die Situation am Ballermann. Eigens eingeflogene deutsche Hells Angels und Männer des Gremium MC lieferten sich mitten in der Touristenhochburg El Arenal eine Massenschlägerei. Die Auseinandersetzung mit bis zu 40 Rockern zog sich durch die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden hin. Augenzeugen berichteten später von filmreifen Szenen. »Auf der Straße waren Blutlachen«, hieß es, und man erzählte von Hells Angels, die von einem Lieferwagen angefahren wurden. Während der erbitterten Schlägerei, die in der Nähe einer Diskothek begonnen hatte, sollen Baseballschläger, Äxte, Messer, Ketten, Samuraischwerter sowie mit Billardkugeln ausgestopfte Socken und Feuerwaffen eingesetzt worden sein.
    Die überforderte spanische Polizei musste erst ein Großkontingent der Orts- und Nationalpolizei sowie ein Sonderkommando zum Einsatz bringen, um die Ausschreitungen in der Touristenhochburg zu beenden. Den Einsatzkräften gelang es, 19 überwiegend deutsche Rocker des Gremium MC zwischen 30 und 52 Jahren festzunehmen und im Polizeihauptquartier von Palma festzusetzen.
    Am Ende des gleichen Jahres stoppte die Guardia Civil einen Mercedes mit Christopher R. als einzigem Insassen. Die Polizisten beschlagnahmten eine Pistole, eine Machete und einen Schlagring. R. gab lediglich zu Protokoll, sich diesen Wagen geliehen und von den Waffen nichts gewusst zu haben. Die spanische Polizei stellte weiterhin fest, dass der deutsch-mallorquinische Vizepräsident der Hells Angels zahlreiche Prellungen im Gesicht und am gesamten Körper aufwies. Offensichtlich war er gerade verprügelt worden und machte sich nun schwer bewaffnet auf den Weg, um Rache zu nehmen. Wegen des Verdachts des illegalen Waffenbesitzes führten ihn die Beamten der Guardia Civil noch am selben Abend dem Haftrichter vor.
    Der augenblickliche Status des Charters auf Mallorca wird als »frozen« bezeichnet. Die Aktivitäten auf der Insel ruhen, was an internen Querelen der deutschen Rocker mit ihren spanischen Brüdern liegen soll.
    Doch nicht nur nach Spanien griff die knöcherne Hand der Berliner Hells Angels. Als Nächstes geriet Österreich in das Visier ihres Interesses. Das Salzburger Landeskriminalamt bescheinigte den sechs Chartern Tyrol, Vorarlberg, Nomads, Vienna, Styria und Carinthia noch bis vor Kurzem, sich ziemlich ruhig verhalten zu haben. Mit der Ruhe im Rockermilieu der Alpenrepublik war es allerdings vorbei, als Mitglieder des Berliner Nomads-Charters in der Mozartstadt Salzburg ein Kampfsportzentrum, das Fight Gym »House of Pain«, und ein Erotiklokal eröffneten. Die Übernahme eines Salzburger Bordells scheiterte vorerst. Zu diesen Aktivitäten der Berliner Höllenengel liegen noch keine Stellungnahmen von ihren Brüdern in Österreich vor. Ein

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