Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
eine Privatwohnung in Leverkusen sowie zwei weitere Wohnungen in Duisburg und Köln. Weil die Gesuchten als besonders gewalttätig bekannt waren, wurden fünf SEK-Einheiten, drei Hundertschaften und gepanzerte Spezialfahrzeuge eingesetzt. Diese umstellten das Bordell, schlugen blitzartig Türen und Fenster ein, stürmten das Gebäude und forderten per Megafon alle Anwesenden auf, sich sofort auf den Boden zu legen.
Gezielt suchten die Polizisten nach zwei Männern, die Hells Angels mit Messerattacken lebensgefährlich verletzt haben sollen. Die beschlagnahmten Videobänder vom Alten Markt sollen die Täterschaft des 37-jährigen Leverkusener Bandidos-Bosses Brahim Z. und des 23-jährigen deutschen Staatsbürgers und Bandidos Ramin Y. beweisen. Brahim Z. war der Polizei als einer der führenden Köpfe der arabischen Türstehergang auf den Kölner Ringen bekannt. Indem er ein Bordell im Kölner Herrschaftsbereich der Angels ansiedelte, hatte er die Situation gerade erst weiter verschärft. Nur die Tatsache, dass noch kein dringender Tatverdacht bewiesen werden konnte, verschonte beide erst einmal vor der Untersuchungshaft. Im August 2012 folgten weitere Beschuldigungen gegen Brahim Z. Eine 21-jährige Frau gab an, von ihm nach Tunesien gelockt und dort tagelang gegen ihren Willen festgehalten und schwer misshandelt worden zu sein. Die Ärzte attestierten einen durch Faustschläge gebrochenen Kiefer.
Sowohl die Bandidos als auch die Hells Angels haben immer mehr besonders brutal agierende Mitglieder in Führungspositionen aufsteigen lassen und dadurch die Organisation im Gesamten angreifbar gemacht. Den Verwaltungsgerichten genügte mittlerweile ein Kapitalverbrechen eines Führungsmitgliedes für ein Vereinsverbot, wenn dieses als Vereinsaktivität gewertet werden konnte. Am 28. August 2012 reagierte der Bandidos MC auf die gravierenden juristischen Anschuldigungen gegen den Bandidos Boss Brahim Z. und gab per Presseerklärung bekannt, dass das Leverkusener Bandidos-Chapter ab sofort geschlossen sei.
Die Personalien Brahim Z. und Ramin Y. veranschaulichen auch die Erkenntnis der Polizei, dass eine Vielzahl der Männer von der Straßenschlacht Mönchengladbachs über ausländische Wurzeln verfügt. Weiterhin sorgte sich der Innenminister NRWs Ralf Jäger, dass sich auch Mitglieder der Rockerclubs Outlaws und Gremium an dem neuerlich verschärften Kampf ums Ruhrgebiet beteiligen könnten.
Als die beiden Führungspersonen der deutschen Bandidos in eine Polizeikontrolle in Mönchengladbach gerieten, war klar, dass der Kampf um das Ruhrgebiet endgültig zur Chefsache geworden war. Es war die entscheidende Auseinandersetzung, weil es sich beim Pott um die einzige verbliebene deutsche Bastion des Fat Mexican handelte, nachdem in Berlin durch den umstrittenen Übertritt von Kadir P. und seinen Gefolgsleuten ein Patt entstanden war. Es stand schlecht um die Sache; anders ist das Risiko nicht zu erklären, das die beiden Führungspersonen mit ihrem persönlichen Erscheinen auf dem aktuellen Kriegsschauplatz eingingen. Damit ist weniger die Gefahr gemeint, den direkten Feinden in die Hände zu fallen. Es ist davon auszugehen, dass die Bandidos für einen entsprechenden Schutz ihrer Führung gesorgt haben. Viel stärker wog die Gefahr, dass Polizeiermittlern und Richtern das persönliche Auftreten von Peter M. und Les H. im Umfeld der Auseinandersetzung weitere Beweise für die bundesweite zentrale Steuerung des Clubs liefern würde. Auf eine solche deuten auch Rollkommandos hin, die aus ständig wechselnden personellen Zusammensetzungen und aus Chaptern des gesamten Ruhrgebietes aufgestellt werden, so die Argumentation der Verwaltungsrichter. Die Zukunft wird zeigen, ob das persönliche Erscheinen der beiden mächtigsten deutschen Bandidos ein Fehler mit schwerwiegenden Konsequenzen war.
Zur Zeit dieses Konflikts hatten die Verwaltungsgerichte die Urteilsbegründungen ihrer ersten Clubverbote noch nicht gesprochen. Überträgt man deren Beweisführung jedoch auf die Mönchengladbacher Vorkommnisse, müssten die Rocker vor Schreck von ihren Harleys fallen. Diese Auseinandersetzung allein birgt das Potenzial, das Ende aller daran beteiligten Charter und Chapter zu bedeuten. Wir reden hier von den Hells-Angels-Chartern Cologne, Leverkusen, Krefeld, Midland und weiteren Unterstützungsclubs und -gruppen wie dem Clan 81 Düsseldorf. Auf der Seite der Bandidos werden Mitglieder der Chapter Bochum, Duisburg, Essen, Oberhausen,
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