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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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ein Angreifer in Betracht: die (gelben) Ghostrider’s.
    Die von der Nachbarschaft alarmierte Polizei erschien und riet den Schwarzen, sich am nächsten Tag auf der Polizeiwache zu melden, um eine Anzeige wegen Sachbeschädigung aufzugeben, und machte sich wieder von dannen.
    Aber die Nacht war noch nicht vorüber.
    Keine zwei Stunden später stürmte erneut eine Horde (gelber) Ghostrider’s in Richtung des Clubhauses der Ghost-Riders, vor dem noch eine Gruppe der Biker stand und den Anschlag diskutierte.
    Ein Teil der Horde attackierte das Clubhaus und deren Insassen und schlug einige von ihnen mit schweren Motorradketten zusammen. Da im Clubhaus wieder geistesgegenwärtig das Licht ausgeschaltet wurde und die Angreifer durch die Dunkelheit ihrer Orientierung beraubt waren, hielten sich die entstandenen Verletzungen und Schäden im Rahmen. »Hippie«, ein Mitglied der Schwarzen, hatte es jedoch nicht mehr rechtzeitig ins schützende Vereinsheim geschafft. Er wurde auf brutalste Weise zusammengeschlagen und erlitt einen Messerstich in den Rücken. Nachdem er in einer Klinik noch mehrere Stunden um sein Leben gekämpft hatte, verstarb er noch im Laufe der Nacht.
    Die Struktur der MCs in Deutschland begann langsam, Gestalt anzunehmen, üblicherweise dadurch, dass um Gebiete gekämpft und manches Mal für deren Eroberung oder Verteidigung gestorben wurde. Es kristallisierten sich zunehmend feste Gebietsansprüche und eine Rangfolge unter den Clubs heraus. Ganz oben stand mittlerweile der Bones MC, der es sich sogar leisten konnte, eine Rivalität mit dem weltweit größten und mächtigsten MC, den Hells Angels, zu pflegen, die in Deutschland zu jener Zeit nur spärlich vertreten waren.
    Der Staat stand diesem Treiben machtlos gegenüber. Eine hilflose Reaktion bestand darin, dass die deutschen Innenminister ein Plakat veröffentlichten, auf dem Rocker generell als Schläger und Personifikation der Gewalt auf Deutschlands Straßen dargestellt wurden. Dieses negativ besetzte Image traf auch eine ganze Reihe Unschuldiger, denn es gab auch genügend organisierte Biker, die nichts mit den Auseinandersetzungen und kriminellen Geschäften zu tun hatten. Um der pauschalen Vorverurteilung aller Rocker entgegenzutreten, gründete sich clubübergreifend die Biker Union, eine Interessenvertretung der gesamten Subkultur.
    Andere Vorfälle ließen eine kompromisslose Haltung gegenüber den Bikern hingegen als richtig erscheinen, etwa ein kaltblütiger Überfall auf einen Geldboten nahe Ludwigshafen im Jahr 1986, bei dem der Mann von den Räubern mit einer Pumpgun erschossen wurde. Obwohl eigens eine Sonderkommission gebildet wurde, blieb die Tat unaufgeklärt. Im selben Jahr verwendeten Täter bei einem ähnlichen Überfall im badischen Brühl zwei Maschinenpistolen. Dieses Mal verfolgte die Soko eine Spur. Sie rekonstruierte den Weg der Waffen und stieß auf den Verkäufer dieser in Deutschland als Kriegswaffen klassifizierten Tatwerkzeuge: ein ehemaliges Mitglied des Bones MC.
    Das Ergebnis passte perfekt ins damalige Lagebild des Bundeskriminalamtes, das den Bones MC mit Drogenhandel und dem Verkauf von Kriegswaffen in Verbindung brachte. Den Ermittlungsbehörden reichten die gesammelten Erkenntnisse zur Begründung einer bundesweiten Razzia gegen den Club.
    Die groß angelegte Polizeiaktion spielte sich am 29. Juli 1986 in mehreren Bundesländern ab. Die GSG 9 stürmte das Clubhaus der Bones in Elsaffthal mit einem Panzerwagen und ging dabei mit taktischen Blend- und Schockgranaten vor. Bei dieser brachialen Aktion ging sämtliches Mobiliar zu Bruch. Einige der inhaftierten Mitglieder warfen den Behörden später vor, 14 Stunden gefesselt und ohne die Erlaubnis verbracht zu haben, einen Anwalt oder nächste Angehörige zu kontaktieren. Ähnliche Vorwürfe wurden in Frankfurt und Mannheim geäußert. Auch das Chapter Bonn beschwerte sich über ein Rambo-ähnliches Verhalten der einschreitenden Spezialkräfte.
    Die gesamte polizeiliche Aktion muss letztendlich als Fehlschlag der Behörden gewertet werden, denn umfangreiche Beweise oder gar rechtskräftige Verurteilungen blieben aus. Die Presse hatte ihr Urteil trotzdem bereits gefällt und es hagelte ein weiteres Mal negative Berichterstattungen.
    Doch die großen MCs ließen sich vom geballten Missfallen der Zeitungen und der Innenminister nicht beeindrucken und betrieben Business as usual. Die Nachwirkungen der Großrazzia gegen den Bones MC und weitere deutsche Motorradclubs

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