Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
dieser Vereinigung lieferte er den Behörden wichtige Beweise. Und das sollte nicht der einzige emotionale Rückschlag sein; die kanadischen Justizbehörden verfügten noch über drei weitere Spitzel in den brüderlichen Reihen der Bandidos.
Am 25. September nahmen sich die Behörden dann den Outlaws MC vor. Ihnen war es gelungen, einen verdeckten Ermittler in die Bikergang zu schleusen. Dieser sammelte dort unentdeckt zwei Jahre lang Beweise gegen die Outlaws. Am Ende zählten die Behörden 50 Festnahmen. Vielen der Verhafteten drohten hohe Schuldsprüche, auch aufgrund einer neuen Wunderwaffe der Justizbehörden, des Gesetzes C-24. Dieses neuerliche Gesetz war seit Januar 2002 in Kraft. Es ermöglichte einen Zuschlag von 14 Jahren Gefängnis für jede Haftstrafe, die gegen einen Täter aus einer kriminellen Vereinigung ausgesprochen wurde. Bei einem führenden Mitglied einer solchen Vereinigung war auch eine lebenslängliche Strafe möglich. Zudem wurde es kriminellen Vereinigungen gemäß C-24 verboten, neue Mitglieder anzuwerben.
Nach den erfolgreichen Aktionen der Justiz und Polizei gegen die Bandidos und die Outlaws erstarkten die Hells Angels wieder. Dadurch waren sie in der Lage, den geschwächten Rivalen restriktive Forderungen zu diktieren: die Auflösung aller Chapter der Bandidos in der Provinz Quebec. Die Bandidos durften außerdem keine Bemühungen für einen Fortbestand ihres Clubs in dieser Region unternehmen, auch nicht, wenn Dutzende ihrer Mitglieder gleichzeitig wieder entlassen würden. Dafür garantierten die Höllenengel für die Sicherheit ihrer einstigen Erzfeinde im Gefängnis und darüber hinaus. Die Rivalen hatten aufgrund der Übermacht der Hells Angels keine Wahl, sie akzeptierten zähneknirschend. Aufgrund dieser Vereinbarung gaben die Bandidos per Pressemitteilung bekannt, dass ihre drei Chapter in der Provinz Quebec aufgelöst wurden. Ein triumphaler Erfolg für die Big Red Machine. Der Quebecer Bikerkrieg war beendet, und es gab einen eindeutigen Sieger.
Das Chapter Toronto des Bandidos MC war der einzige örtliche Zusammenschluss, der den guerre des motards überlebte. Die europäischen und australischen Bandidos unterstützten die wenigen verbliebenen Brüder aus Toronto weiterhin mit Geld und aufmunterndem Zuspruch, doch aus Amerika gab es keine Hilfe mehr. Im Gegenteil, die Führung der US-Bandidos stellte sich offen gegen die Mitgliedschaft der Männer aus Toronto. So versanken die kanadischen Bandidos zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung.
Dies änderte sich schlagartig am 8. April 2006.
Das Massaker von Shedden
Ein Farmer machte sich am Morgen des 8. April 2006 in dem Örtchen Shedden, Provinz Ontario, auf den Weg, um sein Feld zu bestellen. Verärgert registrierte er kurz nach der Ausfahrt des Highway 401, dass vier Fahrzeuge auf seinem Acker parkten: ein grauer Pontiac Grand Prix, ein grüner Chevrolet-Silverado-Abschleppwagen, ein silberner VW Golf und ein japanischer Geländewagen.
Als er sich dieser ungewöhnlichen Ansammlung näherte, wich sein Ärger jedoch purem Entsetzen. In den Wagen lagen die Leichen von acht erschossenen Männern.
Die Ontario Provincial Police Criminal Investigation (OPP) setzte ein Großaufgebot als Ermittlungsgruppe ein. Sie befürchtete ein neuerliches Aufflackern des mörderischen Rockerkrieges Hells Angels versus Bandidos. Die ersten Erkenntnisse alarmierten sie zusätzlich und ließen diese Theorie wahrscheinlich erscheinen. Die Polizei benötigte nur einen Tag, um die Identitäten der Opfer zu ermitteln. Die erschossenen Männer zwischen Ende 20 und 50 Jahren gehörten alle dem Bandidos MC Toronto an, sechs Vollmitglieder und zwei Prospects: George »Pony« Jesso, 52 Jahre alt, Luis »Porkchop« Raposo, 41, George »Crash« Kriarakis, 28, Francesco »Bam Bam« Salerajno, 43, Paul »Big Paulie« Sinopoli, 30,Jamie »Goldberg« Flanz, 37, Michael »Little Mikey« Trotta, 31, und John »Boxer« Muscedere, 48. Muscedere galt den Behörden als El Presidente der verbliebenen Bandidos in Kanada.
Die reißerische Presseberichterstattung ließ nicht lange auf sich warten, und es erschienen Artikel mit Titeln wie »Blutiges Massaker schürt die Angst vor neuem Bikerkrieg«.
Die Hells Angels befürchteten erneute Repressionen durch die staatliche Ermittlungsarbeit und versendeten über ihre Internetseite eine Pressemitteilung: »Weder der Hells Angels MC noch eines seiner Mitglieder steht in irgendeiner Form mit den Morden von Shedden in
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