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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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abgesehen waren die Täter sehr professionell vorgegangen. Der montenegrinische Staatsbürger Boris C. wurde später der Mittäterschaft angeklagt und gestand vor Gericht seine Beteiligung an dem Mordkomplott. Sein Tatbeitrag bestand darin, den Bombenbauer vom Flughafen abzuholen und ihn zum Tatort zu chauffieren. Dort brachte dieser die Bombe unter dem Pkw des Hells-Angels-Präsidenten per Magnethaftung an und wurde danach umgehend von seinem Fahrer zurück zum Flughafen gefahren, von wo aus er Deutschland mit dem ersten Flieger wieder verließ.
    Miko und die Hells Angels verweigerten trotz des Mordanschlages eine Zusammenarbeit mit der eigens gegründeten polizeilichen Sonderkommission »Magnet«. So blieben die Hintermänner der Tat weiterhin im Dunkeln und beschlossen dort, einen neuen Anlauf zu unternehmen. Das Schweigegelübde und die Verweigerung jeglicher Zusammenarbeit mit den Behörden in der Welt der Hells Angels, egal ob als Täter oder Opfer, sollten dieses Mal tödliche Folgen haben.
    Beim zweiten Versuch wollten sich die jugoslawischen Gangster nicht auf Technik verlassen und heuerten einen versierten Schützen als Auftragskiller an. Der spazierte am 9. Januar 2004 am helllichten Tag in das »Café Ciao« am Passagenhof in Karlsruhe und schoss dem Führungsmitglied der Hells Angels mit einer Pistole der serbischen Marke »Cverna Zastava« aus nächster Nähe in den Kopf. Bereits der erste Schuss war tödlich.
    Ungeachtet des Attentats auf ihren Präsidenten verweigerten die Hells Angels in Karlsruhe weiterhin die Zusammenarbeit mit der Polizei. Der Leiter der eingesetzten Soko, Roger Westermann, kommentierte diese Verweigerung mit den Worten »in der Szene herrscht das Gesetz des Schweigens«.
    Der Vizepräsident des Charters Karlsruhe, Jürgen »Lupo« K., 47, beklagte unterdessen in einem Interview, dass er bei seiner Zeugenvernehmung von der Polizei aufgefordert worden sei, eine DNA-Probe abzugeben, um zuverlässig seine Unschuld beweisen zu können. Dieses Prozedere habe kein Vertrauen in die Objektivität der Polizei in ihm geweckt.
    Der Aufschrei in ganz Deutschland, besonders in Karlsruhe, war groß. Presse, Polizei und Bevölkerung wähnten sich bis dato in der beschaulichen Fächerstadt abseits der aus den Großstädten bekannten Verteilungskämpfe und Auftragsmorde. Für die Stadt, in der Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof und der Generalbundesanwalt residieren, war eine öffentliche Hinrichtung nach Mafiaart etwas Neues.
    Die Homepage der Hells Angels erreichten unterdessen Beileidsbekundungen aus der ganzen Welt. Die Polizei bereitete sich in den folgenden Tagen auf die Trauerfeierlichkeiten, aber ebenso auf Vergeltungsaktionen mit einem Großaufgebot vor. Am folgenden Sonntag war ein Trauerkorso des Charters Karlsruhe angekündigt, am 22. Januar fand die offizielle Trauerfeier statt. In Karlsruhe liefen 2000 Mitglieder der Hells Angels und Sympathisanten aus ganz Deutschland, Europa und sogar den USA auf. Der Motorradkorso und die polizeilichen Absperrungen legten fast einen Tag lang einen Großteil der Stadt lahm.
    Dem Ehrenkodex der Rocker gemäß blieb es bei den Trauerfeierlichkeiten absolut friedlich. Während die Songs »It’s my life« von Bon Jovi und »Engel« von Rammstein auf dem abgesperrten Vorplatz der Kirche des Hauptfriedhofs erklangen, kämpfte so manch harter Rocker mit seinen Emotionen.
    Nach akribischen Ermittlungen der 40-köpfigen Sonderkommission – allein das Abarbeiten von 400 Spuren verursachte 47 000 Arbeitsstunden und kostete den Steuerzahler zwei Millionen Euro – fiel der Verdacht auf die zwei Männer der serbisch-montenegrinischen Gruppe, Dejan und Dragutin J. Beide waren der Polizei aus der Karlsruher Rotlichtszene bekannt.
    Sie wurden als Auftraggeber des Mordes angeklagt. Den ersten Gerichtstag verfolgten ein Großaufgebot an Polizeikräften und 30 Hells Angels.
    Dem Gericht gelang es, durch zahlreiche Zeugenaussagen den genauen Verlauf des Konflikts zu rekonstruieren. Dejan J. spannte einem Freund von Miko eine Prostituierte aus und zog mit ihr zusammen. Die in der Szene übliche Abstandszahlung verweigerte er jedoch. Obendrein nahm die Frau auch noch die gemeinsame Corvette mit und verkaufte den Wagen mit Dejan J. für 11 500 Euro. Der doppelt gedemütigte Expartner wandte sich an seinen Freund Miko M., der daraufhin das Stadtverbot über Dejan J. verhängte und so die tödliche Kettenreaktion auslöste. Die Erkenntnis erfahrener Ermittler,

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