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Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)

Titel: Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Schubert
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Tatverdächtige, da aber keines der Opfer eine Zeugenaussage machte, konnten Polizei und Justiz keine weiteren Maßnahmen ergreifen.
    Einen Tag vor dem geplanten Patchover des Bremer Blazes MC zur Bandido Nation erfolgte ein weiterer Gewaltakt. Mit dem Schlachtruf »Tatütata – Rot-Weiß ist da« griffen am Abend des 11. Januars 2002 acht Hells Angels drei Mitglieder der Blazes mit Baseballschlägern, Eisenstangen und einer Axt an. Eines der Opfer verdankte nur einer geistesgegenwärtigen Reaktion sein Überleben; es wich einem kräftigen Axthieb gegen seinen Kopf gerade eben noch aus. Der Schädel wurde nicht getroffen, jedoch durchtrennte die Axt das Ohr. Die ermittelnden Landeskriminalämter Niedersachsen und Bremen benannten die Angels-Prospects Tobias K., Frank M. und Thorsten S. als dringend tatverdächtig, doch wieder schwiegen alle Beteiligten und es wurde niemand angeklagt oder verurteilt.
    2003 und 2004 verurteilte das Landgericht Oldenburg die drei Prospects jedoch in einem anderen Verfahren zu jeweils zehn beziehungsweise 6,5 Jahren Haft wegen erpresserischen Menschenraubs, schwerer räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung. Die »ungewöhnlich brutalen Taten«, so der zuständige Staatsanwalt, standen im Zusammenhang mit den Tätigkeiten der Verurteilten im Rotlichtmilieu. In diesem Zusammenhang wurde ein vierter Hells Angel des Charters Hannover zu einer ebenfalls hohen Haftstrafe verurteilt. Tobias K. soll heute, er ist wieder auf freiem Fuß, als Betriebsleiter eines Bordells fungieren. Dessen Eigentümer, drei Hells Angels, sind zurzeit entweder inhaftiert oder auf der Flucht vor dem Gesetz. Tobias K. ist auch kein Prospect mehr, sondern Vollmitglied des Hells Angels MC West Side.
    Anders als die Hells Angels, die sich bei der Mitgliederwerbung das Vorrecht herausnahmen, nur die geeignetsten Kandidaten aufzunehmen, musste der Bandidos MC, um sein Wachstum zu forcieren, andere Schwerpunkte bei der Rekrutierung setzen. So glückte dem bei den Angels abgewiesenen Heino B. nicht nur die Aufnahme bei den Bandidos, er avancierte auch in kürzester Zeit zum Präsidenten des neuen Chapters. Dieser wurde mitten im Bremer Machtbereich der Angels gegründet, obwohl die dort herrschende Atmosphäre durch mehrere Attacken unmissverständlich als feindlich ausgewiesen worden war. Kurze Zeit später folgte ein weiteres Chapter des Fat Mexican im ostfriesischen Leer. Schon vorher hatten sich die Bandidos mit einem Chapter in Oldenburg festgesetzt. Ehemalige Mitglieder des Gremium MC hatten es ins Leben gerufen, nachdem sie wegen interner Streitigkeiten mit dem Segen des allmächtigen Siebenerrates (der höchsten Instanz innerhalb der Gremium-MC-Welt) zwangsweise aus der Gremium-Gemeinschaft entfernt worden waren.
    Die Ausdehnung der Bandido Nation in Norddeutschland, wo mit den Angels und dem Gremium MC bereits zwei große Einprozenter-Clubs stark vertreten waren, sollte nicht folgenlos bleiben. Bei den Gebietsansprüchen der OMCGs geht es nach Aussage des Sprechers des niedersächsischen Landeskriminalamtes, Lothar Zierke, vor allem um die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen in der Türsteher- und Securityszene und im Rotlichtmilieu. Die Hells Angels entschieden sich, ihr Geschäftsmodell auch in Deutschland mit allen Mitteln zu verteidigen: »taking care of business.«
    Die Lage im nördlichen Niedersachsen spitzte sich zu. Im Anschluss an den »Kindergeburtstag für Männer«, die zum ersten Mal stattfindenden Harley Days in Hamburg, regelten am 5. Juli 2003 die großen OMCGs ihre Angelegenheiten rund um Territorialansprüche, Macht und Vorrangstellung auf unmissverständliche Weise. Sie verfielen einer Kommunikationsform, die sich nun auch in Deutschland immer eingehender in der Welt der Einprozenter-Clubs etablierte: brutaler Gewalt.
    Auf der Camping- und Freizeitanlage in Bingum nahe Leer treffen zum Ausklang der Harley Days nach und nach immer mehr Biker ein. Die Presse wird später berichten, dass dort rund 40 Mitglieder aus den drei größten und mächtigsten Bikerclubs in Deutschland aneinandergeraten. Auf der einen Seite stehen Männer der Hells Angels und des Gremium MC, die zu dieser Zeit noch ein freundschaftlicher Verbund eint, auf der anderen Seite Bandidos der frisch gegründeten Chapter Leer und Bremen. Der Präsident des Bandidos MC Bremen, Heino B., ist ebenfalls an der folgenden Auseinandersetzung beteiligt. Als sich die sprichwörtlichen Nebel lichten, liegen zwei

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