Wie die Hells Angels Deutschlands Unterwelt eroberten (German Edition)
und brutale Schärfe.
Schon am 3. Februar 1990, die Mauer war nicht einmal ein Vierteljahr verschwunden, hatte sich der Hells Angels MC Berlin gegründet und ist damit, nach Stuttgart, das zweitälteste noch existierende Charter in Deutschland. Den Kern dieser Truppe bildete der Phoenix MC Berlin, den 1973 knapp 20 Biker ins Leben gerufen hatten. Die viel besungenen Kreuzberger Nächte lebte dieser MC exzessiv und mitunter schlagkräftig aus. Bis in den Film Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo schafften es die Veteranen der Berliner Bikersubkultur. Eine ihrer Schlägereien auf einem AC/DC-Konzert wurde kurzerhand in das im Film gezeigte Konzert von David Bowie hineingeschnitten und ist damit Teil dieses deutschen Klassikers der Filmgeschichte. Mitte der 80er-Jahre flog eine Berliner Abordnung des Phoenix MC zum Hells Angels MC California und nahm direkten Kontakt zu den amerikanischen Ur-Angels auf. 1987 erfolgte der offizielle Auftritt als Prospect-Charter der rot-weißen Bruderschaft, drei Jahre später erhielten die Berliner Rocker den vollen Segen aus Amerika. Seitdem fährt der Deathhead der »Bad City Crew«, wie das Berliner Charter auch genannt wird, durch die Straßen der fast 3,5 Millionen Einwohner zählenden Metropole.
Die Entstehung des Hells Angels MC Berlin bedeutete wieder einmal einschneidende Veränderungen in der deutschen Einprozenter-Szene. Während die Phoenix-Rocker trotz ihrer Dominanz in der Berliner Szene drei Jahre als Prospect-Charter verbringen mussten, wurden 13 Jahre später die Mitglieder des Bones MC über Nacht zu Vollmitgliedern ernannt. Die aggressive Expansionspolitik der OMCGs überrollte traditionelle Verhaltensmuster der Motorradclubs in Deutschland immer wieder.
Am 31. Oktober 2000 erweiterte das Berliner Nomads-Charter die rot-weiße Repräsentanz in der Hauptstadt. Die Dominanz dieses Charters reicht weit über die Berliner Stadtgrenzen hinaus bis in große Teile Ostdeutschlands und hängt auch mit der Person des Präsidenten, André S., 47, zusammen. Der ehemalige Hooligan des BFC Dynamo saß wegen Fußballrowdytums bereits einige Zeit im Stasi-Knast Hohenschönhausen, bevor er den Machtbereich der Nomads beständig zu vergrößern begann.
Zu diesen beiden Chartern stieß dann im Oktober 2009 das auch innerhalb der Hells Angels schwer umstrittene Charter Berlin City, das überwiegend aus schwerkriminellen türkisch- und arabischstämmigen Mitgliedern besteht. Nicht zuletzt deswegen wurde dieses Charter zuerst offiziell nicht dem MC Germany zugeordnet, sondern im Hells Angels Nomads MC Turkey angesiedelt. Das Clubhaus liegt allerdings in der Residenzstraße, im schwer umkämpften Stadtteil Reinickendorf, und alle Mitglieder sind Berliner Herkunft und haben in der deutschen Hauptstadt ihren Lebensmittelpunkt. Erst nach einiger Zeit wurde das Charter letztendlich doch der Organisationseinheit Hells Angels MC Germany zugeordnet.
Auch die Gründung der Charter Cottbus am 2. Juni 2007, Potsdam am 21. Dezember 2008 und Frankfurt (Oder) am 3. Oktober 2011 wirkte sich durch die räumliche Nähe und persönliche Verflechtungen auf die Kräfteverhältnisse in der Hauptstadt aus.
Der zentrale Treffpunkt des Hells Angels MC in Berlin liegt neben dem Schloss Charlottenburg und ist nur über eine Treppe erreichbar, die von Prospects und Hangarounds rund um die Uhr streng bewacht wird. Eine weitere Machtbastion stellt der östliche Stadtteil Hohenschönhausen dar.
Zur Streitmacht gehört schließlich noch der Red Devils MC Berlin, ein Chapter des wichtigsten Supporter-Clubs der Angels weltweit, auf dessen Homepage 24 breitschultrige, martialische Männer posieren, die ihre Gesichter hinter Sturmhauben verstecken.
Jederzeit können die Berliner Höllenengel auf weitere umfangreiche personelle Ressourcen zurückgreifen. Männer fürs Grobe haben sich in den Zusammenschlüssen »Brigade 81« in Berlin organisiert. Diese Organisation umfasst drei Einheiten: Eastside, East District und Coepenick. Die Brigade 81 verfügt auch über ein eigenes Clubhaus in der Gärtnerstraße, das in dem von den Höllenengeln dominierten Stadtteil Hohenschönhausen liegt. Man benötigt weder einen Führerschein noch ein eigenes Motorrad, um Mitglied in der Brigade 81 zu werden. Die für den Kampf um Berlin angeworbenen Männer agieren ganz offen in den Strukturen einer Straßengang und unternehmen nicht einmal den Versuch, sich als normaler Motorradclub auszugeben. Gleichzeitig dienen sie den
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