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Wie die Madonna auf den Mond kam

Wie die Madonna auf den Mond kam

Titel: Wie die Madonna auf den Mond kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Bauerdick
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Jahren erstmals in den Händen gehalten hatte. »Wer sind diese geilen Typen neben dem Sektspritzer Stephanescu, unserem neuen Mann für die Nationale Rettung?«
    »Der neben Stephanescu, das muss der Arzt Florin Pauker sein. Er war die Adresse für lästige Schwangerschaften. Den Nächsten kenne ich nicht. Der da, der Hüne mit dem Schnauzbart und dem Muttermal, ist Albin. Das ist der, der an dem Nachmittag in Baia Luna war, als Angela verschwunden ist. Und die Hand mit der Flasche ganz rechts, die könnte zu diesem Koka gehören, bei dem die Weihnachtsfeier stattgefunden und der mit Albin um die Wette gesoffen hat.«
    »Von Koka hast du nicht zufällig auch ein Foto gefunden?«, fragte Fritz.
    »Nein. Wieso?«
    »Sag, Pavel, hast du wirklich nicht gewusst, welche Brisanz diese Bilder haben, besser gesagt, früher einmal hatten?« »Doch, natürlich. Stephanescu hat doch nicht umsonst seinerzeit den Sekuristen Raducanu nach Baia Luna geschickt, um die Dunkelkammer zu finden.«
    »Aber in wessen Auftrag? Kann sein, dass Stephanescu selber nur ein Handlanger war. Wenn der Kronauburger Bezirkssekretär vor einem gekuscht hat, dann vor diesem Koka aus der Hauptstadt. Deshalb hat er damals auch nicht den Mund aufgemacht, als Koka seine Angela während dieser Weihnachtsfeier beleidigte. Aber den Flickschuster braucht er nun ja nicht mehr zu fürchten. Der Mann, der damals auf die Austern gepinkelt hat, ist vor zwei Tagen mit einem Hubschrauber geflohen.«
    »Wie? Der Conducator? Aber was hat der Staatspräsident mit diesem Koka aus Angelas Tagebuch zu tun?«
    »Mensch, Pavel. Ich dachte, das wüsstest du. Es ist ein und dieselbe Person. Koka ist der Conducator.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Das ist doch eindeutig. Außerdem steht alles in dem Tagebuch. Zur Weihnacht' 48 hat sich Stephanescu doch über den ungebildeten Schuhmacher aus der Partei lustig gemacht, obwohl er den Schwanz einzog, als Koka A ngela eine billige Katholikenfo ... na, du weißt schon, was, schimpfte.«
    »Aber der Conducator verkehrte mit den mächtigsten Männern der Welt, der war doch kein Schuster!«
    »Doch. Das war er. Koka war sein früherer Spitzname. Seine einstigen Kumpel haben ihn so gerufen, bevor sie ihn fürchten lernten. Im Ausland war der Conducator doch überall dafür bekannt, dass er sogar bei Staatsempfängen darauf bestanden hat, seine Getränke immer mit amerikanischer Cola zu verdünnen. Was glaubst du, wie viele Witze darüber gemacht wurden. Edelsten Bordeaux mit Coca-Cola! Champagner mit Brause! Da fiel doch sämtlichen Politikgrößen beim Bankett die Kinnlade runter. Natürlich hat sich keiner der Staatsmänner öffentlich darüber amüsiert. Wir Journalisten schon. Der Conducator war eine bittere Lachnummer. Wie seine Gattin. In Angelas Tagebuch steht, Koka habe eine Lenutza geheiratet, diese scharfe Alte, die damals in der Weihnacht die Pissaustern geschlürft hat. Sie hieß mit Mädchennamen Petrescu. Lenutza war eine geile Nutte, die man später zur revolutionären HeIdin der Arbeiterklasse umdichtete. Als Frau an der Seite des Conducators gefiel ihr der Name Lenutza natürlich nicht mehr. Lenchen war ihr zu niedlich. Nach der Eheschließung nahm sie den Vornamen Elena an. Sollte wohl nichts mehr an ihre Herkunft erinnern. Mit drei Jahren Volksschule wird man wohl kaum eine zigfach promovierte Chemikerin, erste Wissenschaftlerin und mächtigste Frau im Land. Das heißt, hierzulande schon.«
    »Das gibt's doch nicht. Wir haben in Baia Luna aber auch gar nichts davon mitbekommen, was im Land los war.« »Angela hat von ihrer Freundin Alexa erfahren«, fuhr Fritz fort, »dass Koka meinem Vater das Geld für ein Motorrad geliehen und seine Wohnung für diese speziellen Fotografien zur Verfügung gestellt hat. Anscheinend wurden auch Bilder heimlich geschossen. Das kann nur heißen, dass mein Vater, Stephanescu und Koka unter einer Decke steckten. Bis mein Vater einen Fehler machte und Bilder, auf denen die Barbu abgelichtet war, zu Johannes Baptiste brachte.«
    Mir fiel die Warnung des einstigen Kommissars mit den drahtigen Haaren ein. »Haltet die Flamme klein. Sonst habt ihr hier ein Feuer, das euch verbrennt.«
    »Du vermutest demnach, Stephanescu und dein Vater waren nur die Helfershelfer des Conducators?«
    »Keine Ahnung. Möglich ist das. Aber alle haben profitiert. Zumindest finanziell. Mein Vater erhielt Zugang zu den höchsten Gesellschaftskreisen, obwohl er als Fotograf kaum ein anständiges Hochzeitsbild

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