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Wie die Madonna auf den Mond kam

Wie die Madonna auf den Mond kam

Titel: Wie die Madonna auf den Mond kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Bauerdick
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Stephanescu strich Buba über den Arm, fast väterlich. Sie signalisierte einen Anflug von Wohlbefinden. Dann schenkte er ihr Champagner ein, während er sich selber weiter an seinen Cognac hielt. »Der gute Tropfen wird Sie wärmen. Aus Frankreich! Sie müssen wissen, auf Frankreich lasse ich nichts kommen. Ein Traum von Land. Die Küche, der Wein, die Kultur. Montmartre, Sacré-Cœur, Pigalle. Phantastique! Paris! Mon Dieu!
    So sagt doch der Franzose. Nur die Frauen, die tragen ihre Nase ein wenig zu hoch, finden Sie nicht auch, Angelique? Angelique, das klingt doch auch eher französisch als italienisch, nicht wahr?«
    »Meine Mutter gab mir den Namen. Unter Freunden ruft man mich Angie. Das klingt amerikanisch. Mein Vater war Italiener, aber meine Mutter stammt aus Paris. Und ich wurde in dieser wunderbaren Stadt geboren. Aber ich hatte dort nie ein Zuhause. Ich bin ständig in Europa umhergereist. Madrid, London, München. Mal hier, mal dort. Wie die Zigeuner.«
    »Das wusste ich! Das habe ich gleich gesehen. Sie haben dieses geheimnisvolle Feuer. Diese Glut. Ihr Mann wird sich glücklich schätzen.«
    »Bitte! Lassen Sie uns von etwas anderem reden.« Bubas harsche Stimme sank ab in einen tiefen Seufzer. »Dieser Mann, glauben Sie mir, Herr Stephanescu, er war kein ... Lassen wir das. Es ist lange her. Er starb vor einigen Jahren. Bei einem Motorradunfall.« Buba schlug ein flüchtiges Kreuzzeichen.
    Stephanescu ergriff ihre Hand. Sie roch seinen Alkoholatem.
    Der beißende Rauch seiner Zigarette trieb ihr die Tränen in die Augen.
    »Nach dem Schatten wieder Licht. So ähnlich sagte doch Ihr amerikanischer Kollege eben. Vollkommen richtig! Aber bitte! N ennen Sie mich Stefan. Mon Dieu! Eine gebürtige Pariserin! Sie an diesem Ort. Dem Paris des Ostens. Ich sage Ihnen was, Angie. Ehrlich und in aller Offenheit.« Stephanescu schenkte sich Rémy nach. »Unser Paris ist tot. Sie hätten die Stadt früher einmal erleben müssen. Doch heute ist der Tag, an dem unser Volk aus dem Schatten der Vergangenheit heraustritt. Ich werde diese Stadt wiederauferstehen lassen. Ich verspreche Ihnen, meine Liebe, auf den Ruinen, die uns der Conducator hinterlassen hat, wird das neue Paris des Ostens erblühen. Wir werden wieder leben.«
    Enthemmt vom Cognac, hatte Stephanescu so laut gesprochen, dass die Männer an den Nachbartischen bei dem Namen »Paris des Ostens« klatschten und johlten, bis ein betrunke ner Militär auf die Idee kam, die Internationale zu intonieren, woraufhin einige die Zeigefinger zu imaginären Gewehren ausstreckten und »Rat-ta-ta-ta, Rat-ta-ta-ta« brüllten, während andere die rechte Faust in die Höhe reckten und »Auf zum le-hä-tzten Gefecht« grölten. Stephanescu trank.
    »Ist etwas wüst hier. Vielleicht kein passender Ort für eine Frau.«
    Buba strich ihre Haare zurück und griff sich in den Nacken.
    Sie öffnete das Schloss ihres Kettchens und nahm das goldene Kreuz ab. »Es stört mich etwas«, lächelte sie ihn an, ergriff ihr Glas und prostete ihm zu. Sofort rückte er näher an Buba heran, legte den Arm um sie und stierte ihr ungeniert in den Ausschnitt. »Stefan, mir ist es zu laut hier. Und zu viele Augen.« Unter dem Tisch strich sie ihm langsam die Hose hoch und massierte ihn mit sanftem Druck im Schritt. Sie spürte seine Reaktion und flüsterte ihm zu: »Ich brauche jetzt einen Kerl, der weiß, was er will.« Danach benötigte sie mit dem Mann, der vom Rausch schwankte und vor Geilheit bebte, keine fünf Minuten bis zur Präsidentensuite des Athenee Palace.
    Eine Viertelstunde später lag er nackt und schnarchend, die Unterhose in den Kniekehlen, auf seinem Bett. Auf der Nachtkonsole standen zwei langstielige Sektgläser und die geöffnete Champagnerflasche aus der Zimmerbar. Buba hatte nichts mehr getrunken, Stephanescu hatte sein Glas etwa zur Hälfte geleert. Mehr als nötig gewesen war. Buba schüttete den Inhalt seines Glases in die Toilette. Dann verbarg sie das kleine Fläschchen mit den speziellen Tropfen zur Abwehr aufdringlicher Kerle wieder in ihrem Büstenhalter, griff zum Haustelefon und wählte die Nummer der Rezeption.
    Fritz und ich harrten in den schwarzen Sesseln der Hotelhalle aus. Früher als erwartet, übermittelte die Angestellte vom Empfang die ersehnte Nachricht. »Herr Hofmann, ein Anruf aus der Präsidentensuite. Ich darf Ihnen ausrichten, der angesetzte Fototermin findet wie geplant statt.«
    Die roten Leuchtziffern des Weckers, der im Kopfende von

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