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Wie die Madonna auf den Mond kam

Wie die Madonna auf den Mond kam

Titel: Wie die Madonna auf den Mond kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Bauerdick
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dich von jeder Brücke springen. Er ist es nicht wert! Es tut so weh, wenn man verraten wird. Er hat sich nicht zu mir bekannt. Was soll ich nur tun? Alexa liegt nur noch in ihrem Bett. Sie verkriecht sich. Wie muss sie sich schämen!«
    Der Abend in Kokas luxuriöser Wohnung hatte anscheinend nicht unangenehm begonnen, obwohl es Angela kränkte, dass sich Stefan Stephanescu nicht vorher zum Besuch der Weihnachtsmesse hatte bewegen lassen. Der Gastgeber hatte für sein gutes Dutzend Gäste, zur Hälfte Männer und Frauen, ein Vermögen ausgegeben. Auf dem Büfetttisch im Salon türmten sich lauter Delikatessen: Kaviar vom Kaspischen Meer, Langusten und Austern aus Frankreich, Jakobsmuscheln aus dem Atlantik. Daneben waren Fleisch- und Wildpasteten drapiert, und in einem mächtigen Grillschinken steckten überdimensionierte Messer und Gabeln. Als Getränke standen russischer Wodka und französischer Cognac bereit, neben amerikanischem Whiskey, den Koka immer mit echter Cola-Limonade verdünnte. Silberne Eiskübel hielten Champagner kühl, und auf einer Anrichte reihten sich heimischer Tarnava-Riesling und roter Murfatlar aus der Dobrudscha sowie Fruchtliköre, speziell für die Damen. Alexa hatte sich sofort mit der Begründung, Probieren gehe über Studieren, über sie hergemacht.
    Da Angela Barbulescu bei der Niederschrift der Geschehnisse des Abends offenbar völlig niedergeschlagen war, ließen sich einige handschriftliche Passagen für mich und Buba nur schwer entwirren. Angela hatte vieles wieder durchgestrichen oder überschrieben, sodass ich die Lücken in den Aufzeichnungen durch meine Fantasie füllen musste, um den Abend der Weihnacht 1948 im Haus eines gewissen Koka zu rekonstruieren.
    Die Stimmung muss ausgelassen gewesen sein. Angela hatte entgegen ihrer Gewohnheit einige Gläser Sekt getrunken, Alexa hielt sich an Cherry Exquisit und schäkerte mit jeder und jedem herum, während Stefan Cognac und Roten durcheinandertrank. Die Frauen waren beschwipst und die Männer angeheitert, als Koka und ein gewisser Albin wetteten, wer von ihnen in einer Minute am meisten Russenpisse schlucken könnte. Unter lauten Anfeuerungsrufen zählte Stefan bis sechzig. Die beiden hatten ihre Wodkaflaschen über die Hälfte geleert, ohne dass man am Pegel ablesen konnte, wer letztlich gewonnen hatte. Trotzdem wurde Koka zum Sieger gekürt, weil er behauptete, Albin habe nach Ablauf der Zeit noch einen Schluck genommen. Was wohl nicht stimmte. Angela nannte die Wette ein dummes Burschengetue, das unentschieden ausgegangen sei, worauf Koka sich als Gastgeber beleidigt fühlte und sie eine billige Katholikenfotze schimpfte, die in seinem Haus nichts zu sagen habe. »Alle haben geschwiegen«, stand in dem Tagebuch. »Stefan tat, als habe er Koka nicht gehört.«
    Nach der Entgleisung des Hausherrn drohte die Stimmung zu kippen. Irgendwann sprang Koka auf, klopfte sich auf die Schenkel und tanzte Polka, um die Laune wieder anzuheizen. Zunächst noch zögerlich, gaben die anderen schließlich mit ihrem Klatschen den Rhythmus vor. Außer Angela, die nach Hause wollte, aber nicht genug Kraft aufbrachte, sich aufzuraffen. Koka gebärdete sich immer roher und obszöner, griff zu dem Champagner, den er sich sabbernd in die Kehle schüttete. Seine Gäste lachten und verschluckten sich prustend an den Flaschen, die Koka ihnen in den Mund stieß. Er sprang auf den Büfetttisch und grölte: »Stille Nacht, heilige Nacht.« Zu ihrer Abscheu sah Angela, dass er seine Hose herunterließ und sein Glied herausholte. Dann pinkelte Koka unter johlendem Beifall auf die Austern. »Damenwahl«, brüllte er, sprang wieder vom Tisch herunter, nahm das Tablett und bot den jungen Frauen von den Austern an. Lenutza und Veronika griffen zu und schluckten. Lenutza kreischte und ließ das glibberige Zeug zwischen ihre Brüste tropfen. Sie tönte, der Saft erinnere sie an was, von dem sie nie genug kriegen könne. »Zeig uns, wie du's brauchst, zeig's uns«, schrie Florin. Die Gäste fielen in das Geschrei ein. Lenutza kniete vor dem Hausherrn nieder, um sich an ihm zu schaffen zu machen. Die berauschte Alexa stieß sie zur Seite und gierte mit ihrem Mund, um zu vollenden, was Lenutza mit den Händen begonnen hatte. Koka entzog sich ihr, mit der Begründung, die scharfe Alexa vertrage mehr als einen Kerl. Stefan grinste, als Albin, Heinrich und der junge Mediziner Florin den Büfetttisch frei räumten. Alexa streifte das mit ihrer Freundin getauschte Kleid

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