Wie die Tiere
nur geschlafen. Die Puppi ja auch nur geschlafen. So arm sie auch da gelegen ist, der Brenner hat sie gleich wieder erkannt. Nicht tot wie die Manu. Nur friedlich geschlafen vom polizeilichen Betäubungsgewehr.
Weil du darfst eines nicht vergessen. So ein unterbeschäftigter Elitepolizist freut sich natürlich, wenn er einmal einen Einsatz hat. Da kann man nicht anrufen und hysterisch ins Telefon schreien, dass im Hof dreißig ausgehungerte Kampfhunde herumrennen, und sich dann beklagen, wenn die Polizei Nägel mit Köpfen macht, oder besser gesagt, Hubschrauber mit Betäubungsgewehr.
Aber interessant. Von dem Hubschraubereinsatz, vom Betäubungsgewehrschießen und vom Abseilen in den Hof hinunter sind die zwei Maskierten so befriedigt gewesen, dass sie danach direkt ein bisschen zu entspannt waren.
Sie haben den Brenner mit der Tierpflegerin ins Haus gelassen. Ich glaube fast, so wie die Tierpflegerin ihn für einen Polizisten gehalten hat, haben die Polizisten ihn wieder für einen Tierpfleger gehalten. Und während die Polizisten im ganzen Haus auf der Suche nach der Hartwig waren, haben der Brenner und die Tierpflegerin die ausgehungerten Hausbewohner versorgen dürfen.
Das war ein Aufruhr, frage nicht. Und der Brenner zum ersten Mal in seinem Leben so etwas wie Hundeliebe. Er hat sich richtig gefreut über den Tanz, den die Tiere aufgeführt haben, weil das hat die Leere übertönt, die ihre Besitzerin im Haus zurückgelassen hat. Und die Stille übertönt, die aus dem Hof heraufgekommen ist. Und das schlechte Gewissen übertönt, das der Brenner aus irgendeinem Grund der Hartwig gegenüber gehabt hat. Und die Hilfeschreie der Krähen in seinem Kopf übertönt. Der Brenner jetzt sogar philosophischer Gedanke: Vielleicht haben die Leute deshalb so gern Hunde um sich, damit sie ihnen in die Leere und Stille und in die schlechten Vorahnungen ein bisschen hineinbellen.
Diesen Gedanken hat er sogar der Tierpflegerin gegenüber geäußert. «Jetzt verstehe ich, warum man sich ein Tier hält», hat er angefangen.
Aber die Tierpflegerin war so mit den Hunden beschäftigt, dass sie dem Brenner nicht recht zugehört hat. «So?», hat sie geschäftig gesagt, da hat er genau gemerkt, es interessiert sie nicht.
Jetzt hat er sich lieber bei ihr entschuldigt und erklärt, dass er gar nicht von der Polizei ist, sondern Hundekeks-Detektiv. Aber ihr war das egal. Die hat sich nur für Tiere interessiert, und wenn schon Menschen, dann nicht Männer. Unfreundlich war sie trotzdem nicht zum Brenner, und sie hat ihm sogar erzählt, dass am letzten Tag, bevor die Hartwig verschwunden ist, auch ein komischer Mann da war. «Auch ein komischer Mann», das hat dem Brenner nicht besonders geschmeckt. Aber noch weniger geschmeckt hat ihm, dass dieser Mann ein Feuermal auf der Glatze gehabt hat. Und ob du es glaubst oder nicht, die Tierpflegerin hat den auch für einen Polizisten gehalten.
Die richtigen Polizisten in ihren Kampfanzügen sind jetzt erschöpft und völlig verschwitzt von ihrer Hausdurchsuchung zurückgekommen. Und so geht es im Leben. Weil bei denen hat man wieder den Eindruck gehabt, sie wollen gerade nicht für Polizisten gehalten werden, sondern mehr für Luftkriegspiloten.
Aber die Hartwig spurlos verschwunden. Oder zumindest die zwei Maskierten haben diese Spur übersehen.
Wenn du zu viel Hubschrauber und Betäubungsgewehr machst, bist du oft blind für die kleineren Sachen. Weil auf dem Küchentisch war immer noch dieselbe Tischdecke wie letztes Mal, da hat der Brenner sogar den Kaffeefleck wieder erkannt, den er selber dort hinterlassen hat. Und auf der Tischdecke sind drei Hundekekse gelegen. Da hat man schon genau schauen müssen, dass man die Stecknadeln drinnen blitzen gesehen hat.
Und da siehst du wieder, was ich immer sage. Gedanke schön und gut, nichts dagegen einzuwenden, aber im Grunde führt es zu mehr, wenn du hinter einem realen Hubschrauber her gehst. Der führt dich schon richtig, und dann liegt die Antwort regelrecht auf dem Tisch. Sprich: Wenn die Hartwig die Puppi ausliefert und einschläfern lässt, verliert sie ja das Vermögen und kann den Flakturm nicht umbauen. Das hat sie ihm ja selber erzählt, dass der Hund laut Klausel mindestens dreizehn Jahre alt werden muss. Welcher Mensch würde denn so was machen, dass er sein eigenes Lebensprojekt freiwillig zerstört?
Aber interessant. Ausgerechnet in dem Moment, wie er die Hundekekse und den Gedanken in der Hand gehabt hat, ist ihm die
Weitere Kostenlose Bücher