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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Euphorie zerplatzt. Auf einmal hat er sich hundert Jahre alt gefühlt, oder so, wie man sich fühlt, wenn man am nächsten Tag krank wird, oder man geht spazieren, und aus einem offenen Fenster kommt die Stimme eines österreichischen Sportreporters heraus, praktisch totale Depression.
    Dabei war das noch vorher. Noch bevor er die Tierpflegerin gefragt hat, wer eigentlich dieser Detektivkollege war, der damals die Hartwig ein Jahr lang überwacht hat.
     

elf
    Hojac & Hojac» ist auf der Messingtafel gestanden, «gerichtlich beeidete Treuhänder für Tiervermögen». Und auf einer zweiten, genau gleich großen Tafel, aber nicht Messing, sondern Chrom: «Treuhund». Sonst nichts. Nur ein kleines Hündchen war neben dem Namen eingraviert. Und vielleicht ist es ihnen selber ein bisschen komisch vorgekommen, wieso hätten sie sonst auf der gegenüberliegenden Seite von der Eingangstür noch ein drittes Schild angebracht: «Treuhund. Treuhändische Erbverwaltung für Tiervermögen. Hojac & Hojac.»
    Weil das hat dem Brenner die Tierpflegerin erzählt. Dass die Treuhund das Puppi-Vermögen für die Hartwig treuhändisch verwaltet. Aber ich habe den Brenner im Verdacht, dass er nur deshalb sofort beim Hojac vorbeigeschaut hat, quasi Aktivität, damit er den Detektiv wieder vergisst, nach dem er sie gefragt hat. Du musst wissen, der Brenner hat einmal bei der Rettung gearbeitet, und da wollte ein junger Kollege von ihm, der Schattauer Berti, unbedingt ein Detektivbüro mit ihm aufmachen. Der Brenner hat den jungen Träumer mit seinen unrealistischen Vorstellungen nur ausgelacht, jetzt hat es ihm auf seine alten Tage natürlich nicht geschmeckt, dass der es wirklich gescharrt hat. Da ist im alten Brenner direkt noch einmal ein detektivischer Ehrgeiz erwacht.
    Drei Schilder hat der Hojac an der Tür gehabt. Geschäftsleute können ja nicht genug davon kriegen, ihren Namen an die Tür zu schreiben, das muss eine Sucht sein. Der Berti womöglich auch eigene Firma mit Schild an der Tür, hat der Brenner überlegt, aber nicht lange, weil er hat sich dann beim Spielen mit dem Hundekeks in seiner Tasche ganz elendig gestochen, und das hat ihn vom Berti befreit. Für den Moment jedenfalls.
    Wenigstens das vierte Schild an der Tür war nicht Hojac, auch nicht Detektivbüro, sondern überhaupt ganz was anderes, schon rein von der graphischen dings her, quasi modern. Sprich bunte und vollkommen unleserliche Schriftzeichen, weil ich sage immer, früher hat es Hundefänger gegeben, und heute müsste es von Rechts wegen Graphikerfänger geben, aber bitte, reine Privatmeinung, jedenfalls beim dritten Mal Hinschauen hat der Brenner den blinkenden Ideenreichtum sogar lesen können:
Summer-Sun
.
    Der Brenner hätte wetten können, dass er diese unleserliche Schrift schon einmal irgendwo gesehen hat. Auf einem Jogginganzugskragen.
    Jetzt hat er zwar beim Hojac geklingelt, ist dann aber unterwegs noch schnell durch die Hintertür ins Solarium
Summer-Sun
hineingeschlüpft. Gesehen hat ihn niemand, das war mehr so ein Hinterzimmer, wo sie in einem Ikea-Regal die Anabolika in Fünfkilodosen gelagert haben. Und die Handtücher. Und die Jogginganzüge für die Angestellten. Aber das waren kein Frühpensionisten-Jogginganzüge. Sondern Glanzstreifen, dass du schon Netzhautablösung gekriegt hast, bevor du dich in die Sonnenbank gezwängt hast.
    Interessante Nachbarschaft, in der diese Treuhund residiert, hat der Brenner sich gedacht, ist dann aber schnell wieder aus dem
Summer-Sun
hinaus, weil Angst um das zweite Trommelfell Und nichts wie hinauf in den ersten Stock, wo er beim Hojac seinen Termin gehabt hat.
    Wenn du den Schmalzl fragst, gibt es Zufall ja nicht. Ich persönlich glaube zwar eher, dass es kein Zufall ist, dass diesen Schmarren immer die größten Deppen behaupten. Aber bei gewissen Zufällen muss man natürlich schon zugeben: auffällig. Da war der Brenner auf den Hojac, der sein Büro direkt über dem
Summer-Sun
gehabt hat, natürlich doppelt neugierig.
    Jetzt Vorurteile. Man soll sie der Jugend nicht beibringen. Man soll den jungen Menschen sagen, pass auf, ein Treuhund-Jurist muss nicht in jedem Fall ein schmieriger Friseur-Weltmeister sein, sondern schau ihn dir zuerst einmal an. Vielleicht ist das der sympathischste Mensch, den du jemals kennen gelernt hast. Nur nicht zu früh urteilen, und hinterher musst du zugeben, das Gegenteil ist wahr, dem Hojac würde ich auf der Stelle einen Gebrauchtwagen abkaufen, oder sagen wir: Pass

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