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Wie die Tiere

Wie die Tiere

Titel: Wie die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Frühstückstisch zum Lachen bringen, das ist eine Leistung.
    Sagen wir einmal so. Die Magdalena hat herausgefunden, dass der Berti nicht mehr Detektiv war. Seine Freundin war am Apparat, und die hat ihr das erzählt. Die Hundezüchterin Hartwig war damals sein einziger Fall weit und breit. Da hat der Brenner noch nicht gelacht, quasi Schadenfreude. Sicher, vielleicht eine gewisse innere Genugtuung, aber nicht gelacht. Erst wie die Magdalena weitererzählt hat. Weil der Berti immer optimistisch, der war jetzt schon unterwegs zu seinem nächsten Traumberuf. Darum hat sie ihn nicht erreicht, weil gerade im Einsatz.
    «Seine Freundin war aber sehr lieb.»
    Lieb, hat der Brenner gedacht. Hat er jetzt eine Freundin auch schon? Aber da hat er auch noch nicht gelacht.
    «Er ist im Einsatz, leider», hat die Magdalena gesagt und das Entfernerfläschchen wieder aufgeschraubt.
    «Was für ein Einsatz?»
    Jetzt hat der Brenner doch angefangen, sich an der Unterhaltung zu beteiligen, und da hat er einmal gesehen, wie das ist, wenn man keine Antwort kriegt. Weil die Magdalena hat zuerst einmal den Zeigefinger blau lackieren müssen. Das hat sie aber gleich gehabt, und dann hat sie das Lackieren unterbrochen und hat es gesagt.
    Ob du es glaubst oder nicht: Hubschrauberpilot.
    Da hat der Brenner direkt ein bisschen lachen müssen, aber nicht lange, nur so ein kurzer Rucker. Weil dieses Lachen hat nur so lang gedauert, wie er gebraucht hat, um seinen rechten Arm von der Tischkante zu lösen. Dann war er schon mit der Hand bei der Kaffeetasse, die ihm die Magdalena vor einer halben Stunde eingeschenkt hat, und er hat sich den kalten Kaffee in einem Zug hinuntergeschüttet. Und dann ist er hinausgerannt und hat einen halben Tag lang das Wohnhaus der Conny observiert. Panikreaktion Hilfsausdruck.
     

fünfzehn
    Das Beobachten ist eine Wissenschaft. Aber eine unbekannte Wissenschaft, weil man das Beobachten im Grunde nicht erforschen kann. Das ist wie mit dem Einschlafen, man schläft nicht ein, wenn man ans Einschlafen denkt, und man kann sich beim Beobachten nicht beobachten. Und genau darum ist es ja so schwierig, dass du das Detektivsein lernst. Weil es im Grunde unerforscht ist, wie man richtig beobachtet. Detektiv bist du entweder oder bist du nicht. Da lasse ich mir nichts erzählen von den gescheiten Herren, die behaupten, Detektiv kann man lernen. Du hast die gewisse dings, oder du hast sie nicht. Das lässt sich nicht erklären.
    Weil du darfst eines nicht vergessen. Das Beobachten ist dem Menschen nicht gegeben. Er starrt eine Weile hin, und dann wird ihm langweilig und er schaut woanders hin. Die meisten schauen von vornherein zu verkrampft, und deshalb haben wir heute viele Brillenträger, das kommt vom Starren, sprich Verkrampfung. Ist nicht nur hässlich, so eine Brille, sondern auch ein Ausweis, dass man kein Talent zum Detektiv hat, weil man schon für drei Leben im Voraus gestarrt hat.
    Gut im Beobachten sind die Tiere, da gibt es die gewissen Chamäleons, die sitzen stundenlang unsichtbar da, und wenn die Fliege auftaucht, so schnell schaut sie gar nicht, pickt sie schon auf der Zunge. Das nenne ich Beobachten, und der Mensch bestenfalls ein bisschen Umschauen, das ist gar nichts im Vergleich.
    Und da nehme ich mich gar nicht aus. Sicherlich habe ich schon manche interessante Beobachtung gemacht, aber ich würde mich nie mit einem Chamäleon oder mit einem Brenner vergleichen. Weil eines muss man schon auch einmal sagen dürfen. Der Brenner hat bei vielen Sachen im Leben vollkommen ausgelassen, da kenne ich Frauen, die könnten tausend Dinge aufzählen, fürchterlich. Aber wenn mich heute ein junger, ehrgeiziger Detektiv fragen würde, wie er das Beobachten am besten lernt, das richtige Observieren, ob er machen soll Spezialschule in Amerika, quasi FBI, oder asiatische dings, sprich Mönche, würde ich ihm sagen: Spar dir das Geld, asiatische oder gar FBI, wo die polizeilichen Kindsköpfe aus der ganzen Welt ihre Pfadfinderkurse machen, alles schön und gut, lernen wirst du nichts dabei, höchstens ein paar Brocken Englisch. Weil man kann im Leben alles lernen, da gibt es Seminare für Sprachen, für das Finanzielle, für das Seelische, für die große Liebe, das kann man alles in zwei, drei Wochen lernen, da ist überhaupt kein Geheimnis dahinter, aber das Observieren kann man leider nicht lernen.
    Jetzt hat einmal ein gescheiter Mann gesagt, wenn du den Beobachter beobachtest, dann veränderst du allein dadurch

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