Wie die Tiere
nicht trainieren, vor allem, wenn du gleichzeitig nicht der Größte bist.
Mit dem Klimmzug ist er auf einen Stahlträger gekommen, und wie er sich dort hingerettet hat, muss er einem Vogel seinen Stammplatz streitig gemacht haben, weil der ist ihm so ins Gesicht gefahren, dass der Brenner den Stahlträger fast wieder ausgelassen hätte. Dann wäre es vorbei gewesen, weil zehn Meter gerade hinunter, da stehst du nicht mehr auf, egal wie übersät der Betonboden ist. Aber Gott sei Dank, er hat den Träger nicht ausgelassen. Er hat sich auf den Träger gesetzt und so geschnauft, als würde er glauben, wenn er die Finsternis aus dem Flakturm wegschnauft, dann könnte es auf die Art auch hell werden. Jetzt interessant. In jedem Raum ist die Luft oben schlechter als unten, aber im Flakturm war es umgekehrt. Dem Brenner ist es zumindest so vorgekommen, als wäre die Luft in seinem Vogelnest eine Spur besser als unten.
Jetzt sagst du natürlich vollkommen richtig, vorher war die Spinnwebe zehn Meter über ihm, und jetzt geht es zehn Meter hinunter, das müsste heißen, er ist bei der Sprengritze oben, er muss nur die Magdalena anrufen, und fünf Minuten später ist die Rettung da.
Aber bei der Magdalena hat kein Handy geklingelt. Nicht weil der Akku leer war, die Magdalena natürlich Ersatzakku immer dabei. Aber die Sprengritze war größer, als der Brenner zuerst geglaubt hat. Das waren nicht nur ein paar Millimeter. Das waren mindestens ein paar Zentimeter. Und trotzdem war es keine gute Nachricht. In einem vollkommen finsteren Bunker ist es eben schwer, die Größe und die Entfernung von einer Sprengritze abzuschätzen. Jetzt war die Sprengritze zwar ein bisschen größer als gedacht, aber dafür immer noch zehn Meter über ihm.
Und deshalb immer noch kein Empfang, kein Klingeln bei der Magdalena. Obwohl ich eines ganz ehrlich sagen muss. Hätte der Brenner schon einen Empfang gehabt, wäre er bei der Magdalena trotzdem nicht durchgekommen, weil immer besetzt. Während der Hubschrauber-Berti im Tiefschlaf versunken ist, hat die Magdalena in der Küche durch die Weltgeschichte telefoniert. Sie hat geglaubt, sie muss unbedingt herausfinden, wo der Brenner steckt.
Da ist der Brenner schon fast zwanzig Meter über dem Erdboden gesteckt, und die Magdalena hat immer noch telefoniert. Die hat eine Ausdauer beim Telefonieren gehabt, da hätte der Brenner jetzt schon dreimal mit vollem Recht gesagt, du telefonierst schon eine halbe Stunde. Schmalzl, Polizei, Früchtchen, Hojac, Amtsärztin, Rettung, Polizei, Taxiunternehmen, überall hat die sich gemeldet. Aber natürlich, niemand hat ihr gesagt, wo der Brenner ist. Und in dem Moment, wo sie gedacht hat, jetzt reicht es mir, ich wecke den Berti, er muss mir helfen, den Brenner suchen, hat ihr Handy geklingelt.
Aber nicht dass du glaubst, das war der Brenner. Weil der Sprengriss hat nicht nur aus der Entfernung ausgesehen wie eine Spinnwebe, der ist auch gewandert wie eine Spinnwebe. Jetzt ist er schon über die Hälfte vom Flakturm hinaufgeklettert, da hätten die vollbärtigen Berufsbergsteiger schon drei prächtige Bildbände und zehntausend Lichtbildervorträge und Fernsehdiskussionen und Parteigründungen und alles gemacht, um diese Besteigung gebührend zu feiern, aber die Sprengritze war immer noch gleich weit entfernt wie am Anfang. Das Einzige, woran der Brenner bemerkt hat, dass er ihr näher kommt, war, dass sie immer eine Spur breiter geworden ist. Da hat er jetzt schon ganz deutlich gesehen, das ist keine Spinnwebe, das ist eine Sprengritze, die ist wahrscheinlich breiter als nur ein paar Zentimeter, vielleicht sogar handbreit.
Am Magdalena-Telefon war der Taxifahrer, der den Brenner zum Flakturm gebracht hat. Weil da hat die Frau in der Funkzentrale die Personenbeschreibung der Magdalena durchgegeben, und jetzt hat der sich tatsächlich gemeldet. Zuerst hat er einmal zehn Minuten lang blöde Bemerkungen gemacht, schöne Stimme, schöne Frau und so weiter, bis er doch damit herausgerückt ist. Dass ihm ein Verrückter mit zwei so Wangenfalten fünfhundert Schilling bezahlt hat, damit er ihn gegen das Gesetz bis zum Flakturm hineinbringt.
Aber da hat wirklich einmal einer das Geschäft seines Lebens gemacht. Weil die Magdalena hat sich sofort von ihm abholen lassen und auch fünfhundert Schilling, damit er sie auch zum Flakturm fährt.
Den Berti hat sie nicht mitgenommen, der hat gerade so fest geschlafen, dass er auf ihre Weckversuche überhaupt nicht
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