Wie die Tiere
kleinen Ausflug macht.
Du musst wissen, der Berti hat zwar der Magdalena gebeichtet, dass er gar kein richtiger Hubschrauberpilot ist. Aber er hat es nicht lassen können und auch ihr gegenüber ein bisschen angegeben. Quasi: fast fertiger Hubschrauberpilot. In Wirklichkeit hat er erst mit dem Kolbenhubschrauber einundzwanzig Flugstunden gehabt. Aber der Kolbenhubschrauber war jetzt gerade mit seinem Lehrer unterwegs. Und den Turbinenhubschrauber hat der Bern zwar schon oft geputzt, weil da hat der Chef gesagt, den Turbinenhubschrauber greift mir überhaupt nur mein bester Hilfsmechaniker an, aber er hat nicht damit rechnen können, dass ihm sein bester Hilfsmechaniker mit der Turbine wegfliegt. Wobei ich schon sagen muss, schuld war der Berti nicht. Schuld war die Magdalena, die hat ihn gedrängt. Wie der Brenner bei ihr auf einmal am Handy angerufen hat, war die Verbindung so schlecht, dass sie nichts verstanden hat. Nur «Flakturm“ hat sie verstanden, und «ganz oben» oder so was Ähnliches hat sie verstanden, und dass er in Panik war, das hat sie auch verstanden.
«Vielleicht hat der Brenner ganz was anderes gemeint», hat der Berti sich noch gewehrt, wie sie schon startbereit im Hubschrauber gesessen sind.
«Wenn du noch lange Maschine aufwärmst, kannst du in finstere Nacht landen», hat die Magdalena gesagt. Oder besser gesagt geschrien. Weil wenn du nicht schreist in so einem Hubschrauber, versteht dich kein Mensch, Helm mit Sprechanlage hin oder her. Da glüht nicht nur der Rotor, da vibriert auch dein Schädel, und den Helm trägst du eigentlich nur, damit du dein Trommelfell nicht verlierst.
«Wieso im Finsteren», hat der Berti geschrien, und wenn man recht die Hosen voll hat, soll man ja nicht schreien, weil das wirkt dann aus irgendeinem Grund besonders armselig. «Es ist doch erst achtzehnhundertfünf Uhr!»
War aber kein schlechter Schachzug von der Magdalena, dass sie ihm mit der Dunkelheit droht. Weil der Bern natürlich keine Nachtfluggenehmigung weit und breit, und so viel hat die Magdalena eben aus den Gesprächen schon gewusst, dass das seine größte Angst war. An einem schönen windstillen Tag hat er es sich schon zugetraut, dass er den Kolbenhubschrauber allein hinauf- und sogar wieder gut herunterbringt, und ehrlich gesagt, manchmal hat er es sich beim Einschlafen sogar mit der Turbine vorgestellt. Aber Nachtflug, da ist der kleine Berti sogar am Flugsimulator noch abgestürzt.
«Willst du nicht doch lieber zur Polizei gehen?», hat der Berti geschrien.
Die Magdalena hat ihren Helm heruntergenommen. Sie hat gesehen, das wird nichts, der Berti traut sich einfach nicht. Und ob du es glaubst oder nicht. In dem Moment, wo sie mit dem Helm in der Hand aussteigen will, sieht die Magdalena, dass es da drei Meter hinuntergeht. Weil so sanft, wie der Berti abgehoben hat, da hätte man glauben können, er hat die Vierturbinenlizenz, er hat Nebelflug, er hat Instrumentenflug, er hat alles.
Bei den Indianern sagen sie, wenn dich die Götter bestrafen wollen, erfüllen sie deine Wünsche. Das ist ein super Spruch, und für die Magdalena hat der jetzt hundertprozentig gepasst. Weil so sanft ist es mit dem Berti nicht weitergegangen. Hundertzwanzig Fuß waren sie jetzt schon in der Luft, das hat sie am Höhenmesser genau gesehen, und es hat ihr überhaupt nichts genützt, dass der Berti erklärt hat, das ist in Metern nur ein Drittel. Weil so ein Hubschrauber fällt ja wie ein Stein hinunter, wenn du nicht aufpasst. Da ist ihr erst jetzt, wo er schon auf hundertfünfundsechzig Fuß war, weil das kannst du ja wunderbar am Höhenmesser ablesen, wie du höher steigst, zweihundertzwanzig, zweihundertfünfzig Fuß, da ist ihr erst ungefähr zweihundertachtzig Fuß über dem Erdboden, du weißt schon, Erdboden, wo man darauf spazieren geht, und wo man immer diesen herrlich festen Boden unter den Füßen hat, und wo man in tausend Teile zerspringt, wenn man aus dreihundertdreißig Fuß hinunterplumpst, da ist der Magdalena eigentlich erst bei vierhundertzehn, vierhundertzwanzig Fuß so richtig zu Bewusstsein gekommen, dass sie sich von einem blutigen Anfänger durch die Luft kutschieren lässt.
Aber am schlimmsten war es, wie sie die Ziffern gar nicht mehr lesen hat können, weil die Kiste auf einmal so vibriert hat und dermaßen um die eigene Hochachse rotiert ist, dass die Magdalena geglaubt hat, sie sitzt in einer Wäscheschleuder. Deshalb ist ihr ja die Zeit im Hubschrauber so wahnsinnig langsam
Weitere Kostenlose Bücher