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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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süßlich, aber unter diesen Umständen wurde mir doch warm ums Herz. Ich beobachtete, wie die Sonne sich in den Glasscherben im oberen Fenster des Dragon Fire Tae Kwon Do -Studios spiegelte. Als die Musik noch lauter wurde, stand Ange auf, und ich erhob mich ebenfalls. Wir schauten die Straße hinunter in die Richtung, aus der die Klänge kamen.
    Über dem Bambus bewegte sich ein Plakat auf und ab. Die Person, die es trug, blieb verborgen. » Essen gratis! Infos hier!«, stand auf dem Schild.
    » Was ist das denn?«, sagte ich. Ange zog die Fliegengittertür auf und rief die anderen nach draußen. Als sie auf die Veranda strömten, deutete ich auf das Plakat.
    » Was soll das?«, fragte Colin. » Bestimmt sucht die Regierung Rekruten.«
    Die jungen Leute vor dem Gericht standen auf und betrachteten das Schild. Einer rief etwas und winkte. Das Schild änderte die Richtung und schaukelte auf das Gerichtsgebäude zu. Auf den Stufen wurden ein Mann und eine Frau sichtbar. Der Mann legte das Plakat hin, und die jungen Leute bildeten einen Halbkreis um das Paar.
    Wir waren zwar hungrig, aber nicht dumm. Eine Weile beobachteten wir die Szene.
    » Was meint ihr, wo der Haken ist?«, fragte Sophia.
    » Das finden wir jetzt raus«, sagte Cortez.
    » Was? Du willst denen einfach in die Falle laufen?«, fragte Jean Paul.
    Cortez zuckte die Achseln. » Es sind doch bloß zwei. Ich prüfe mal die Lage, ihr anderen könnt ja hierbleiben.«
    » Die sind wahrscheinlich bewaffnet«, warnte Jean Paul, » und haben zwei Dutzend Freunde in der Nähe versteckt.«
    Cortez zog eine Pistole aus der Hosentasche. » Ich bin auch bewaffnet.«
    » Ich gehe mit«, erklärte ich, hauptsächlich, weil Jean Paul dagegen war. Wir stiegen die Verandatreppe hinunter und schlüpften zwischen den glatten Bambusrohren hindurch.
    » Der Typ hat doch ’nen Stock im Arsch«, bemerkte Cortez.
    Ich lachte. » Er hat anscheinend immer noch nicht kapiert, dass er nicht mehr in einem Bürohaus sitzt, das von einem privaten Wachdienst geschützt wird.«
    Ein Stück von der Marmortreppe entfernt blieben wir stehen, um etwas von dem Gespräch aufzuschnappen und uns dann erst zu entscheiden, ob wir weitergehen wollten. Aber es ist schwer, sich durch Bambus zu bewegen, ohne dass jemand auf die Annäherung aufmerksam wird.
    » Das klingt, als kämen noch mehr«, sagte die Frau. » Hallo da drinnen!«, rief sie.
    Cortez rief einen Gruß zurück, und wir legten die letzten Meter durch das Dickicht zurück und traten auf die weiße Marmortreppe hinaus. Wir wurden freundlich empfangen, besonders von dem Paar mit dem Schild. Die beiden erklärten uns und den sechs Jugendlichen, die wirklich erst fünfzehn oder sechzehn zu sein schienen, wie wir zu dem leeren Supermarkt gelangen würden, wo ihre Sippe lagerte. Dort würde die Sippe uns tatsächlich ein Essen spendieren, ganz ohne Bedingungen. Cortez und ich stellten ihnen kritische Fragen. Wir wollten nicht undankbar erscheinen, aber wir waren skeptisch, mochten die beiden auch noch so wohlmeinend und harmlos erscheinen.
    Sie erklärten, ihre Sippe wolle wachsen, sie wollten eine größere Gemeinschaft gründen und eine neue Stadt aufbauen, wo sie alle sicher und zivilisiert leben könnten. Das klang zwar schön, aber mein Warnlämpchen für Lügengeschichten leuchtete auf.
    » Was meinst du?«, fragte ich Cortez, während die Teenager sich in Richtung Supermarkt auf den Weg machten.
    » Lass uns ein Weilchen mitspielen«, sagte er.
    Noch bevor der Supermarkt zu sehen war, konnten wir schon gegrilltes Schweinefleisch riechen. Wenn man bedachte, dass in einem Umkreis von zwanzig Meilen wahrscheinlich nicht einmal hundert Menschen lebten, war hier ganz schön etwas los. Am Eingang begrüßte uns ein Mann mit freundlichem Blick. Er brauchte sich nicht vorzustellen.
    » Hallo, Rumor«, sagte ich.
    Er war nicht mehr wie ein Jumpy-Jump gekleidet, sondern trug zerschlissene Bluejeans und ein grünes T-Shirt. Doch als er mich wie einen lange verloren geglaubten Bruder umarmte und ausrief, ich sei der Mann, der ihm die Erleuchtung gebracht habe, war sein singender Akzent noch der gleiche wie früher.
    » Kommt, kommt, ihr seht hungrig aus«, sagte er. » Ich richte euch einen Teller.« Er legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich sanft zu ein paar weißen Plastikstühlen.
    Cortez und ich nahmen jeder einen Pappteller mit Schweinefleisch und Mais entgegen.
    » Lasst es euch schmecken«, sagte Rumor. » Wenn ihr richtig

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