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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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schön satt seid, können wir ein bisschen erzählen und uns darüber unterhalten, was wir euch anzubieten haben.«
    » Was habt ihr uns denn anzubieten?« Misstrauisch beäugte Cortez das Essen.
    Rumor machte eine Handbewegung zum Teller hin. » Nein, da gibt es keine Tricks. Meine Trickser-Tage habe ich lange hinter mir. Esst erst mal, dann sprechen wir.«
    Cortez und ich schauten uns an. Ich zuckte die Achseln.
    » Dürfen wir unsere Freunde holen?«, fragte Cortez.
    Rumor antwortete, er solle unbedingt unsere Freunde holen, und Cortez zog wieder los, während ich anfing zu essen.
    Ich zwang mich, langsam zu essen, um das herrlich saftige Fleisch richtig zu genießen, obwohl es meinem Magen gar nicht schnell genug gehen konnte.
    Auf dem Betonboden des Supermarktes standen Zelte, und Schlafsäcke lagen verstreut umher. Hier und da saßen Leute auf den weißen Plastikstühlen und unterhielten sich, immer zu zweit, wobei jeweils einer einen Pappteller in der Hand hielt und vor allem zuhörte.
    » Wie ist es dir denn so ergangen?«, fragte Rumor, als er mir einen Pappbecher mit süßem Eistee reichte. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich vor mich, sodass unsere Knie sich fast berührten.
    » Ich lebe noch, also wohl besser als den meisten anderen.«
    » Aber bist du glücklich, Jasper?«, fragte Rumor. Ich war überrascht, dass er meinen Namen noch wusste. Aber natürlich, ich war ja derjenige gewesen, der ihm die Erleuchtung gebracht hatte.
    » Nein. Ich habe Hunger und Angst, und um mich herum sterben die Menschen wie die Fliegen. Wie kann ich da glücklich sein?«
    » Ich habe dir damals das Glück angeboten«, sagte Rumor.
    Erst verstand ich nicht, was er meinte, doch dann erinnerte ich mich. » Ach ja, das Fläschchen mit dem Blut.« Ich machte eine Essenspause und betrachtete das Fleisch auf meiner Gabel.
    » Genau, das Fläschchen.« Rumor machte eine Handbewegung zu meinem Teller hin. » Iss. Du bist ja ganz angespannt, wie ein Hirsch, der gerade einen Ast knacken hört. Aber ich habe dir mein Wort gegeben, wir haben das Essen nicht mit geheimen Zutaten gewürzt.«
    Ich aß weiter. Es war ohnehin zu spät. Doch ich misstraute dem Kerl einfach. Konnte ich ihm jemals vergeben? Ja, dass er Anges Hund umgebracht hatte, hatte ihm leidgetan, aber erst, nachdem ich ihn mit Doctor Happy infiziert hatte. Das reichte nicht, um sich eine Absolution zu verdienen. Ich halte nicht viel davon, Menschen von ihrer Schuld freizusprechen, wenn sie andere verletzt haben, bloß weil es ihnen anschließend leidtut. Und wenn diese Reue obendrein von einer Virusinfektion hervorgerufen wird, fällt mir das Vergeben noch schwerer.
    » Darum geht es hier also? Ihr rekrutiert Leute für das Virus?«
    Rumor lachte fröhlich. » Ja, natürlich.«
    » Aber im Essen ist es nicht drin?«
    » Wir legen niemanden herein. Wir laden die Menschen hierher ein und bieten ihnen die Möglichkeit, sich unserer Sippe anzuschließen. Wenn wir euch das Virus mit Gewalt einimpfen wollten, wäre es doch einfacher, wenn wir euch gleich am Eingang mit der Spritze überraschen würden.«
    Da hatte er recht. » Aber warum tut ihr das nicht einfach, wenn ihr das Virus verbreiten wollt?«
    » Würdest du das denn so machen?«, fragte Rumor.
    » Nein.«
    Rumor zuckte die Achseln. » Damit ist deine Frage beantwortet. Wir achten die Rechte der Menschen, solange sie die Rechte der anderen respektieren.«
    Ich schwieg. Wenn sie sich so viel auf ihre ethischen Grundsätze einbildeten, warum hatten die beiden mit dem Schild uns dann nicht gleich gesagt, dass sie mit Doctor Happy infiziert waren? Und dann dachte ich an Deirdre. Sebastian hatte ihr keine Wahl gelassen.
    Draußen erschien Cortez mit den anderen im Schlepptau. Ich winkte sie herein. Baby Joel schlief in Colins Armen, noch immer unglaublich winzig.
    Rumor ging gleich auf Ange zu und umarmte sie. Er war so viel größer als sie, dass sie in dieser einseitigen Umarmung fast verschwand. » Kleine Schnecke! Toll, dich wiederzusehen.«
    Er führte alle zum Tisch mit dem Essen. Ich folgte und besorgte mir schamlos einen Nachschlag. Als wir uns auf Stühlen niedergelassen hatten, kam Rumor und stellte sich vor unsere kleine Gruppe. » Darf ich euch mein Sprüchlein aufsagen? Wenn ihr euch dann entschließt, nicht zu uns zu kommen, könnt ihr wieder abhauen, mit einer warmen Mahlzeit im Bauch.«
    » Klar«, sagte ich mit vollem Mund. » Aber ich bezweifle, dass du bei uns Konvertiten findest.« Wieder dachte

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