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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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die Erde. Ange krümmte und wand sich.
    Ich dachte, sie würden sie vergewaltigen, hier vor den Eltern, aber sie hielten Ange bloß fest. Ich verstand nicht, was da vor sich ging– die Brüder drückten sie einfach auf den Boden.
    Doch plötzlich ging mir ein Licht auf.
    » Nein!«, schrie ich. Ich machte einen Satz nach vorn, befreite mich aus dem Griff des Vaters und konnte zwei Schritte machen, bevor er mich niederschlug. Blindlings griff ich nach seinem Gesicht, versuchte, ein Auge zu finden, ihm eine Lippe abzureißen. Etwas Hartes schlug mir ins Gesicht. Ich wusste sofort, dass meine Nase gebrochen war– noch nie hatte ich solche Schmerzen gehabt. Noch ein Schlag, auf die gleiche Stelle. Ich hörte ein Knirschen. Noch einmal. Und noch einmal. Endlich hörten die Schläge auf. » Dreht ihn um, er soll sich das angucken.« Sie drehten mich um. Jemand zog mich an den Haaren, sodass mein Kopf sich hob.
    Ange krümmte sich immer noch und versuchte, mit Armen und Beinen um sich zu schlagen.
    » Hilf ihnen«, sagte der Vater, und der dritte Bruder rannte zu den anderen und drückte Anges Hüften auf den Boden.
    Sie blufften, etwas anderes konnte ich mir nicht denken. Sie wollten ihr bloß Angst einjagen, und dann würden sie uns laufen lassen. So musste es sein. Etwas derart Grausames konnten sie einfach nicht tun.
    Schreiend schlug Ange mehrmals mit dem Kopf auf den Boden.
    » Bitte nicht«, sagte ich. Ich konnte nur noch mit einem Auge sehen.
    Ange kniff die Augen zu, und die Tonlage ihrer Schreie veränderte sich, sie kreischte schrill und schnappte nur manchmal zwischendurch nach Luft. Ihre Schreie übertönten das Knistern des Bambus und meine eigenen Schreie.
    Konnte der Bambus sie wirklich töten? Konnte ein Spross wirklich durch ihren Körper hindurchwachsen, oder hatte sie einfach große Schmerzen, weil ein Schössling ihr in den Rücken stach? Ja, so musste es sein. Hinterher würde ich ihr etwas von der antibiotischen Goldsiegelwurzel verabreichen, dann musste sie eine Weile ruhen und würde wieder gesund werden.
    Ganz plötzlich hörte Ange auf zu schreien. In der Nähe sang hell ein Vogel. Ange schaute einen der Brüder an, der sich über sie beugte.
    Ich konnte anscheinend nicht klar denken. Seit den Schlägen ins Gesicht war ich völlig durcheinander, und mir drehte sich der Kopf.
    » Bitte, zieht das aus mir raus«, sagte Ange. » Bitte.« Der Mann schaute in die Ferne. Er hatte die Faust um Anges Handgelenk geschlossen, und seine andere Hand lag auf ihrer Brust. » Es tut mir wirklich leid. Bitte, lasst mich aufstehen.«
    Unter Anges T-Shirt flatterte etwas, so als wäre ein Falter dort gefangen. Neben ihrem Schlüsselbein schob sich eine grüne Spitze durch den Stoff nach oben.
    » Kann ich etwas Wasser haben?«, bat Ange.
    Einer der Brüder schob eine Hand unter ihr T-Shirt. Er drückte ihre Brust, starrte mit offenem Mund auf seine Hand unter dem Stoff, wie hypnotisiert.
    » Ich möchte ihr Wasser holen«, sagte ich.
    Der Vater schlug mir mit der Pistole gegen die Schläfe.
    Ich konnte nicht sehen, wie der Schössling wuchs, aber jedes Mal, wenn ich zu Ange hinüberschaute, schien er größer geworden zu sein. Bald ragte er dreißig Zentimeter aus ihr heraus. Er zeigte direkt zum Himmel empor. Ange stöhnte und weinte.
    » Es tut mir so leid, Ange«, schluchzte ich. » Es ist meine Schuld. Es tut mir so leid.«
    » Ruhe!« Der Griff der Pistole knallte mir gegen die Wange, sodass mein Kopf zur Seite schlug.
    » Es ist nicht deine Schuld«, keuchte Ange.
    » Doch.«
    Wieder ein Schlag, noch härter. » Jedes Mal, wenn du den Mund aufmachst, schlage ich zu«, warnte der Vater mich.
    » Ich liebe dich, Ange.« Ein weiterer Schlag. Ich hörte ein Knirschen. Er hatte mir einen Backenzahn ausgeschlagen. Ich spürte, wie der Zahn gegen meine Zunge drückte, und versuchte, ihn auszuspucken.
    » Ich liebe dich auch«, murmelte Ange. Sie gab ein ersticktes Keuchen von sich. Danach sprach sie nicht mehr.
    Als es vorbei war, zitterten drei Bambustriebe über ihr. Sie hatten rosa Streifen, und die hellen jungen Blätter waren noch eingehüllt.
    Die Brüder standen auf. Einer wischte sich die Knie seiner Jeans ab.
    Der Vater rutschte von mir herunter und drückte mir wieder die Pistole in den Nacken. Er packte mich am Kragen und schüttelte mich heftig. » Bist du der Nächste? Na? Willst du der Nächste sein?« Mein Kopf pendelte hin und her; alles drehte sich um mich, mir war speiübel.
    » Nein, bitte

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