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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Fantasie hatte ich mehr davon, wenn sie alle in einer Reihe auf diesen Metall-Klappstühlchen hockten und die Zeremonie verfolgten.«
    » Das ist aber ein großer Wauwau für so ’ne kleine Schnecke«, sagte der Jumpy-Jump, als wir näher kamen. Ohne unser Tempo zu verändern, gingen wir weiter. Ich hatte den Kerl schon mal gesehen– er war kein Weißer, vielleicht Inder, mit langem, geflochtenen Haar. Er sprach in dem typischen Singsang, den die Jumpy-Jumps offenbar erfunden hatten.
    » Wo werdet ihr beiden mit eurem großen Hundchen denn so dringend gebraucht?« Träge stand er auf, versperrte zwar nicht den ganzen Gehsteig, aber stand uns doch im Weg. Ange wich auf die Straße aus und wollte einen großen Bogen um den Mann schlagen. Ich ging mit.
    » Ich rede mit euch, jetzt verdünnisiert euch doch nicht gleich.« Er trat uns in den Weg.
    Uzi knurrte und machte einen Satz. Ange hielt ihn fest an der Leine. Mit einem Sprung wich der Jumpy-Jump den zuschnappenden Hundezähnen aus.
    Einen Moment später starrte der Jumpy-Jump vor Klingen. Sie ragten aus seinem Gürtel und seinen Stiefeln, und in beiden Fäusten hielt er Messer, die wie Macheten aussahen. » Und ihr glaubt, euer Köter könnte euch beschützen?« Aus einer klaffenden Wunde an seinem Daumen tropfte Blut– Uzi hatte seine Hand doch gerade noch erwischt.
    Ich packte die Leine und half Ange, Uzi wegzuziehen. Er bellte, schnappte und scharrte mit den Pfoten, um an den Mann heranzukommen. Wir zerrten ihn zurück, dorthin, wo wir hergekommen waren, bis er schließlich nachgab und sich ebenfalls umdrehte.
    » Ich kann dich jederzeit aufs Kreuz legen, Schnecke!«, rief der Jumpy-Jump uns nach. » Gleich hier auf der Straße, im hellen Tageslicht. Deine falsche Sicherheit kannst du dir abschminken. In Angst sollst du leben, wie es sich gehört.«
    Wir rannten fünf Blocks weit, bis wir wieder in Schritttempo verfielen.
    » Ich finde es schrecklich, dass ich nicht ohne Angst auf die Straße gehen kann. Das hasse ich«, zischte Ange.
    » Ich weiß.« Mein Herz hämmerte immer noch wie verrückt. » Was ist bloß mit diesen Jumpy-Jumps los? Und was ist aus der Polizei geworden? Und aus dem Zivilschutz? Die hatten doch mal groß getönt, sie würden die Straßen wieder zurückerobern.«
    » Und jetzt denkt jeder nur noch an sich selbst«, sagte Ange. » Genau wie Charles.«
    Eine Straßenkehrmaschine rumpelte durch eine Nebenstraße und fegte dabei Behausungen aus Sperrholz und Pappe auf. Mit heulender Sirene warnte sie die Bewohner– sie sollten schleunigst verschwinden, sonst würden sie zusammen mit ihren Hütten aufgekehrt.
    » Hast du dich beim Dekan deines Fachbereiches über Charles beschwert?«
    Ange nickte. » Heute Vormittag war ich im Dekanat. Unsere Dekanin hat gesagt, sie kann nichts machen, ich solle mir einen anderen Doktorvater suchen. Aber Charles ist der Einzige, der noch botanische Biotechnik macht, und auf einem anderen Gebiet müsste ich mit der Promotion noch mal ganz von vorn anfangen. Als ich der Dekanin erzählt habe, dass ich mir das nicht leisten kann, weil mein Stipendium dieses Jahr ausläuft, hat sie gemeint, dann solle ich eben die Beine breit machen.«
    » Das kann doch nicht wahr sein.«
    » Doch.« Ange nickte heftig. » Die Dekanin hat gesagt, in Zeiten, wo Gebäude bombardiert werden und Fachbereichsmitarbeiter, die politisch ihre Meinung sagen, mitten in der Nacht verschwinden, hätte so eine › kleine Unhöflichkeit‹ kein großes Gewicht.«
    » Ich kann mir vorstellen, was du darauf geantwortet hast.«
    » Ja, das glaube ich dir«, sagte Ange. Sie blieb vor dem Biologiegebäude des Savannah College stehen. » Hier verlasse ich dich.« Sie winkte. » Bis bald, Schätzchen.«
    Ich winkte zurück. Keine Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Irgendwie hatten wir es geschafft, diese Freundschaft mit gelegentlichem Sex seit über vier Jahren aufrechtzuerhalten. Wahrscheinlich, weil keiner von uns beiden jemand anders kennengelernt hatte und das wohl auch nicht gewollt hatte. Mit Ange war es einfach und angenehm. Unkompliziert.
    Ehrlich gesagt bezweifelte ich allmählich, dass ich jemals eine Frau finden würde, die ich lieben konnte. Ich hatte den Verdacht, dass eine Beziehung, wie ich sie suchte, nicht mehr möglich war, dass sie ein Artefakt aus jenen Zeiten war, als die von mir so vermissten Fotos aufgenommen worden waren. In meinem Gedächtnis gab es eine Linie, die mein Leben vor dem Niedergang von meinem Leben danach

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