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Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Wie die Welt endet: Roman (German Edition)

Titel: Wie die Welt endet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will McIntosh
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Zimmer anfing, sich zu drehen, aber immerhin verstummte das Grundrauschen des Lebens, und ich kroch unter die Decke und redete mir ein, dass alles gut werden würde. Wenn ich getrunken hatte, fühlte ich mich immer besser und hatte angenehme Gedanken.
    Mit einem leisen Wimmern öffnete sich meine Zimmertür, dann schloss sie sich quietschend wieder.
    » Hi«, flüsterte Ange.
    » Hi.«
    » Ist das okay?« Sie strich mir sanft über den Arm.
    » Ja. Toll.«
    » Ich möchte jetzt nicht allein sein.«
    » Ich auch nicht.« Ich ließ meine Hand über ihre Hüfte gleiten, über ihr Bein, und verdrängte dabei meine Gewissensbisse– schließlich konnte Sophia uns vielleicht hören. Mir war klar, dass meine Schuldgefühle einfach nur dumm waren. Ich schuldete Sophia überhaupt nichts. Was wir miteinander gehabt hatten, war lange vorbei, und außer heißer Luft und Tagträumen war ja auch gar nichts gewesen.
    » Bist du sicher, dass du nicht lieber zu Sophia ins Bett krabbeln möchtest? Oder vielleicht zu Deirdre?« Ange lachte.
    » Doch, da bin ich sicher.« Während ich mich fragte, ob Ange uns wohl auf der Terrasse gesehen hatte, küsste ich ihren Hals, ihr Kinn. Sie hatte ein sehr ausgeprägtes Kinn. Die Tätowierungen auf ihren Rippen konnte ich nicht sehen, dazu war es zu dunkel, wohl aber spüren, denn an diesen Stellen war ihre Haut glatter.
    Später lagen wir ineinander verschlungen da und dösten ein. Ein Traumbild von einem anzüglich grinsenden Jumpy-Jump ließ mich hochschrecken, sodass ich auch Ange aufweckte. Sie rieb mir beruhigend den Arm. Es war schön, im Dunkeln, wenn die Albträume kamen, eine Frau neben sich zu haben.
    » Erstaunlich, wie lange wir schon vögeln, ohne dass unsere Freundschaft darunter leidet«, wisperte Ange schläfrig.
    » Kaum zu glauben«, antwortete ich. » Man sagt ja immer, so was geht gar nicht, aber wir haben das Gegenteil bewiesen.« Wie hätte mein Leben ohne Ange ausgesehen? Darüber wollte ich gar nicht nachdenken. Es ist viel erträglicher, Single und allein zu sein, wenn man dabei nicht immer einsam ist.
    » Ich wollte dich schon lange etwas fragen«, sagte ich. » Du hast mal gesagt, wenn ein Mann nicht den Mut hat, dich direkt um ein Date zu bitten, dann weißt du gleich, dass es mit ihm sowieso nicht funktionieren kann.«
    » Mhm. Ich erinnere mich zwar nicht, aber ich kann mir schon vorstellen, dass ich so was gesagt habe.«
    » Mal angenommen, ich hätte damals genügend Selbstvertrauen gehabt, um mit dir auszugehen, hättest du dich dann auf eine Beziehung mit mir eingelassen?«
    Ange drehte sich um und schob sich am Kopfteil des Bettes hoch. Draußen winselte ein Hund. » Willst du wirklich die Wahrheit hören?«
    » Ja!«
    Sie verschränkte die Arme unter den Brüsten. » Du warst lieb und interessant und witzig, aber du warst mir zu sehr ein großer Junge. Das sind alles gute Eigenschaften, wenn man befreundet ist, auch wenn man ab und zu mal vögelt. Aber für eine Liebesbeziehung reicht das nicht.«
    » Okay– das verstehe ich.« Ich hatte es wohl schon damals verstanden.
    Einen Moment lang überlegte ich, Ange zu fragen, ob sie sich jetzt auf eine Liebesbeziehung mit mir einlassen wollte. Wenn ich eine Partnerschaft mit Ange anstrebte, musste ich sie jetzt danach fragen. Aber schon während ich darüber nachdachte, wusste ich, dass es Jahre zu spät war. Abgesehen vom Sex spielte sie die Rolle der guten Freundin, die mir Ratschläge gab, wie ich die richtige Frau finden könnte. Da konnte sie unmöglich selbst die Richtige sein.
    Aber es war auch noch etwas anderes. Damals, in den guten alten Zeiten, konnte man das Risiko eingehen, sich zu verlieben, denn dieses Risiko war gering. Menschen starben zwar an Krebs oder wurden überfahren, aber normalerweise lebten sie lange. Heutzutage hatte man jedoch schlechte Karten, wenn man sich verliebte. Die Chancen, dass eine Beziehung länger andauerte, standen schlecht.
    » Ich glaube, du bist für mich die beste Freundin auf der Welt«, sagte ich.
    » Und du mein bester Freund, Schätzchen.« Ange holte tief Luft, atmete wieder aus, rutschte zurück unter die Decke und drehte sich auf die Seite.
    Hungrig, aber zufrieden schlief ich ein.
    Ich war aus dem Bett gesprungen und stand schon im Flur, bevor ich überhaupt wach genug war, um zu kapieren, was los war. Jemand schrie. Deirdre. Ihre Tür flog auf, und Sebastian stürzte aus ihrem Zimmer, gefolgt von Deirdre, die ein Messer in der Hand hielt. Sie schlug damit nach

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