Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wie du befiehlst

Wie du befiehlst

Titel: Wie du befiehlst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
Vom Netzwerk:
irgendetwas, das sie benutzen konnte, um die Tür irgendwie auf­zubrechen. Aber die war blockiert. Melissa konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Und wieder rannen ihr Tränen über die Wangen. Was machten die beiden jetzt? Vögelten sie miteinander? Lachten sie über sie?
    Melissa war so in Rage, dass sie nicht merkte, wie sich die Tür leise hinter ihr wieder aufschob. Erst als sie die große Gestalt im Augenwinkel wahrnahm, fuhr sie herum. Es war Espen. Und er war allein.
    Â»Melissa«, flüsterte er und kam auf sie zu, streckte eine Hand nach ihr aus, doch noch ehe er sie an der Schulter berührte, hielt er inne. »Warum weinst du denn?«
    Konnte er sich das nicht mal denken? Verstand er überhaupt irgendetwas?
    Â»Ich will gehen«, sagte sie heiser.
    Â»Auf dein Zimmer?«
    Â»Nein. Ich verlasse die Insel.« Sie hätte gleich mit Andrew gehen sollen. Er hatte ja recht gehabt. Von Anfang an. Sie war dumm und naiv gewesen. Sie wollte an Espen vorbei zur offen stehenden Tür, aber er packte ihre Handgelenke und hielt sie fest. »Das erlaube ich nicht, Melissa.«
    Â»Du kannst es mir nicht verbieten«, entgegnete sie trotzig und reckte ihm ihr Kinn entgegen. Sie wäre ja gern geblieben, aber diese verworrene Dreierbeziehung, die sie nicht verstand, war nichts für sie. Sie wollte ihn für sich allein. Aber er hatte ihr eindrücklich zu verstehen gegeben, dass dies nicht möglich war. Er empfand immer noch viel für Serena.
    Â»Warte noch! Hör mich erst an. Ich habe sie nicht ohne Grund weggeschickt.«

    Espen hatte eine Entscheidung getroffen. Er war nie ein Mann schneller Entscheidungen gewesen. Zumindest dann nicht, wenn es eine wichtige Entscheidung war. Das galt vor allem für Geschäftliches, aber auch im Privaten durchdachte er eine Sache lieber einige Male, bevor er einen Entschluss fasste. Manche Dinge jedoch wurden eben von einem Moment auf den anderen klar, als hätte man zuvor im Dunkeln getappt und jemand hätte plötzlich das Licht eingeschaltet.
    Er wollte das alles nicht mehr. Nicht so. Nicht mit Serena.
    Die Zeit mit ihr war toll gewesen, aufregend und abwechslungsreich. Aber jetzt wollte er in die Normalität zurück, eine Beziehung zu nur einer Frau haben. Und diese Frau sollte Melissa sein.
    Ja. Er hatte sich in sie verliebt. Er lachte leise, schüttelte den Kopf über diese Absurdität, denn er hatte nie geglaubt, je so tiefgreifende Gefühle empfinden zu können. Aber wenn er sie im Arm hielt, sie spürte, ihre Brust an der seinen, oder in ihre Augen blickte, dann war er glücklich. Viel glücklicher, als er es je in seinem hektischen Leben gewesen war. Und wenn er sie weinen sah, dann zerriss es auch ihm das Herz.
    Â»Ich kann nicht hierbleiben«, sagte Melissa traurig. »Ich bin nicht geschaffen für solch eine Beziehung. Wir sind eine zu viel.«
    Â»Ich weiß. Genau das habe ich Serena gerade gesagt. Sie hat es verstanden. Ich habe sie weggeschickt, nicht dich.«
    Â»Du hast … mit ihr Schluss gemacht?«
    Er nickte langsam. »Wir haben schon öfter darüber gesprochen. Es kam für sie nicht so plötzlich, wie es für dich gerade aussieht. Unsere Beziehung war nur noch eine rein sexuelle. Und selbst da fehlte das Feuer. Wir spürten es beide.«
    Melissa schüttelte ungläubig den Kopf. »Aber warum … hast du sie dann eben geküsst?«
    Â»Das habe ich gar nicht.«
    Â»Was?«
    Â»Sie versuchte, mich zu küssen. Aber ich spürte nichts dabei. Nichts. Also brachte ich sie auf Abstand, denn ich wollte es nicht. Nicht wirklich. Nicht von ihr.«
    Â»Aber …«
    Â»Ich will deinen Kuss.«
    Melissa senkte den Blick. Vielleicht glaubte sie ihm nicht, doch es war die Wahrheit. Er liebte Serena nicht mehr. Vielleicht hatte er es nie getan. Er liebte Melissa.
    Â»Ich habe dich schon einmal gefragt, aber ich möchte es noch mal tun. Würdest du … bei mir bleiben?«, flüsterte er ihr ins Ohr, und zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er tatsächlich Herzklopfen. Wenn sie nein sagte, das würde er nicht aushalten.
    Sie sah wieder zu ihm hoch. Ihre Augen leuchteten so wunderschön, und er wollte Melissa sogleich wieder an sich ziehen. Der Abstand zwischen ihnen war viel zu groß.
    Â»Weißt du, was du da sagst? Du kennst doch dieses ›normale‹ Leben gar nicht. Wird es dir genügen, nur eine

Weitere Kostenlose Bücher