Wie du befiehlst
plötzlich seine Stimme zu ihr vor. Sie war sehr tief. Ein Bass womöglich.
Für einen kurzen Moment hatte sie ihre Schutzblockade selbst durchbrochen, war in ihre Gedankenwelt abgetaucht. Nun hatte sie seinen Schwanz im Mund, ohne ihn zu liebÂkosen. Sie hatte es vergessen.
Sandrine gab ihn kurz frei, lachte auf. »Natürlich, alles bestens.«
Er legte den Kopf zur Seite. Das nahm er ihr offenbar nicht ab. Sandrine ärgerte sich über sich selbst. Sie war gerade drauf und dran, alles kaputtzumachen. Sie brauchte Andrew. Als Informanten. Natürlich wollte sie ihn nicht in die Sache reinziehen. Die Gefahr war zu groÃ. Sie wusste, wozu Espen Hannigan und seine hübsche Gespielin fähig waren. Sie gingen über Leichen.
Wenn Andrew jetzt merkte, dass sie ihn mit Sex gesprächig machen wollte, würde er dichtmachen. So schätzte sie ihn ein, nach den paar Stunden, die sie ihn nun kannte. Sie spürte, dass er im Grunde eine ehrliche Haut war und ihm solche Spiele nicht behagten.
Sie konnte aber auch ein Risiko eingehen und ihn einweihen.
Aus dem Augenwinkel bekam sie mit, dass er längst gekommen war. Irritiert schüttelte sie den Kopf. Sie musste wirklich sehr tief in Gedanken versunken gewesen sein, wenn sie selbst das nicht gemerkt hatte.
»Also, was ist los?«, fragte er und lächelte zärtlich.
Sandrine spürte, dass er es ernst meinte, sich ehrlich Sorgen um sie machte, obwohl er sie doch kaum kannte. Vielleicht gab es doch noch Männer, die ein Herz hatten? Sie mochte ihn. Sehr sogar. Was ungewöhnlich war, denn normalerweise war sie niemand, der sein Herz allzu leicht verschenkte.
Vielleicht suchte sie aber auch einfach nur Halt, jemanden, der ihr in dieser schlimmen Zeit half, zur Seite stand.
Sie lehnte sich an ihn, und er legte den Arm um sie. Es war lange her, dass sie die Nähe eines Mannes derart genossen hatte.
Das letzte Mal war es Espen Hannigan gewesen, der sie in den Arm genommen hatte, und sie war in dem Glauben gewesen, dass er es ernst mit ihr meinte. Aber dann hatte er sie und ihre jüngere Schwester auf eine Party in New York mitgenommen, und sich so blendend mit Laure verstanden, dass Sandrine schnell für ihn abgeschrieben war. Das alles war nun fast ein Jahr her. Laure hatte sich geschmeichelt gefühlt, war dem reichen Unternehmer überallhin gefolgt. Um die ganze Welt. Auch nach Venus Clams, das Sandrine nur vom Hörensagen kannte. Und dann war Laure urplötzlich von der Bildfläche verschwunden. Ohne einen Anruf. Ohne einen Abschiedsbrief.
Sandrine aber spürte, dass das nicht stimmte. Sie spürte, dass Laure etwas Schreckliches zugestoÃen war.
Sie hätte sich bei ihrer Familie gemeldet, niemals wäre sie einfach so abgehauen, wie es Espen und Serena behaupÂteten.
Sandrine erinnerte sich an ihr letztes Telefonat, das wenige Tage vor ihrem Verschwinden stattgefunden hatte. Laure hatte gehetzt geklungen. Und ängstlich. Auf seltsame Weise aber auch verschwiegen. So, als fühlte sie sich verfolgt und beobachtet.
»Was ist los? Sag mir, wenn es dir schlechtgeht«, hatte ÂSandrine gefordert.
»Ich weià nicht, was du meinst.«
Laure war ihren Fragen ausgewichen. Auch das war gänzlich untypisch für sie.
»Soll ich nach Venus Clams kommen und dich abholen?«
»Nein! Auf keinen Fall. Ich komme klar. Mach dir keine Sorgen.«
Das waren ihre Worte gewesen, doch das Zittern in ihrer Stimme hatte etwas anderes suggeriert.
»Du weinst ja«, stellte Andrew überrascht fest. Und noch ehe sie die Träne fortwischen konnte, fing er sie mit seinem Zeigefinger auf. Wie eine kleine leuchtende Perle saà sie auf seiner Fingerkuppe.
»Hör zu, es ist kein Zufall, dass ich dich angesprochen habe.« Ihr versagte fast die Stimme.
Andrew lehnte sich zurück. Sein Blick wurde hart. Sehr hart sogar.
Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie musste ihm reinen Wein einschenken, und das tat sie auch. Sie erzählte ihm Âalles.
Von ihrer Begegnung mit Espen, seinem Charme, mit dem er sie um den Finger gewickelt hatte, seine Sprunghaftigkeit, die zu seinem Wechsel zu Laure geführt hatte, und was darauf gefolgt war, bis hin zum spurlosen Verschwinden Âihrer Schwester.
Sandrine hatte die Polizei eingeschaltet. Man hatte sogar die Villa von Venus Clams durchsucht, nachdem Sandrine und ihre Mutter darauf bestanden hatten. Aber es waren nie Spuren gefunden worden,
Weitere Kostenlose Bücher