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Wie du befiehlst

Wie du befiehlst

Titel: Wie du befiehlst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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die auf ein Verbrechen hindeuteten. Und irgendwann war Laure nur noch eine Akte, die im Archiv verschwunden war.
    Andrew hörte ihr aufmerksam zu, unterbrach sie nicht. Und Sandrine war nicht sicher, was sie eigentlich von ihm erwartet hatte, am wenigsten wohl, dass er ihr derart schnell glaubte, wie er es tat.
    Â»Meine Freundin … Exfreundin«, korrigierte er sich, »ist noch auf Venus Clams.«
    Â»Tatsächlich?« Also hatten sich Espen und Serena diesmal ein Pärchen für ihre obskuren Spiele eingefangen. Für kurze Zeit hatte die Idee im Raum gestanden, dass sowohl Laure als auch Sandrine nach Venus Clams kamen, aber Sandrine hatte im letzten Moment die Notbremse gezogen. Ihre Koffer waren sogar schon gepackt gewesen. Wie immer hatte sie viel zu viel mitnehmen wollen, so dass die Koffer kaum zugegangen waren. Aber dann war ihr klar geworden, dass sie das alles nicht wollte. Zumindest nicht so. Die zweite Geige nach ihrer Schwester.
    Im Nachhinein betrachtet, war es ihr Glück gewesen, sich möglichst schnell aus dieser ungesunden Konstellation zu befreien. Vielleicht wäre sie sonst die­jenige gewesen, die spurlos verschwunden wäre?
    Â»Gibt es Beweise, ich meine, woher weißt du, dass Laure … etwas zugestoßen ist?«
    Â»Nein. Nur das, was ich dir gesagt habe. Ich spüre es. Es klingt verrückt. Doch ich kenne meine Schwester. Das ist nicht ihre Art. Selbst wenn sie Venus Clams verlassen hätte, sie hätte es mir doch gesagt. Vor allem aber wäre sie nach Hause gekommen. Zu ihrer Familie.«
    Â»Und wenn sie sich in der Zeit auf Venus Clams verändert hatte?«
    Sandrine schüttelte den Kopf. Es war schrecklich, nichts belegen zu können, nur dieses Bauchgefühl zu haben, Laures ängstliche Stimme im Hinterkopf, die zwar nicht mit Worten, wohl aber durch ihr Zittern sagte, dass etwas nicht stimmte, sie in Gefahr war.
    Â»In Serenas Zimmer hängen Bilder von Laure. Es sieht fast aus wie ein Schrein.«
    Â»Was?« Das hörte Sandrine zum ersten Mal. Serena musste diese Bilder vor der Polizei versteckt haben, sonst wären die Beamten gewiss misstrauisch geworden. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, bei der Vorstellung wie ihre verschollene Schwester selbst jetzt noch für die Sexspiele dieses eiskalten Paares missbraucht wurde. Als Wichsvorlage. Oder wozu auch immer.
    Das durfte sie nicht erlauben. Es war wie eine Schändung. Sie musste diese Bilder abnehmen, sie vernichten. »Wenn ich nur auf die Insel könnte«, sprach sie laut aus, was sie gerade gedacht hatte.
    Â»Vielleicht ist das ja möglich.«
    Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Wie denn?« Wenn sie eine Möglichkeit gekannt hätte, sie wäre längst dort gewesen, um auf eigene Faust zu recherchieren.
    Â»Ich werde dir helfen. Zum einen, weil ich auch wissen will, was aus Laure wurde. Zum anderen, weil meine Exfreundin dort ist. Und wenn es stimmt, was du vermutest, dann sind Espen und Serena gefährlich.«
    Sie nickte. »Also, was willst du tun?«
    Â»Wir fahren hin. Heute Nacht. Ich hätte es mir gleich denken sollen«, sagte er. »Solch ein Ort … zu schön, um wahr zu sein. Es musste einen Haken geben.«
    Â»Alles nur eine schöne Fassade, hinter der ein hässliches Gesicht steckt.« Sie sprach aus Erfahrung. Espen konnte so charmant und so grausam sein. »Sie haben heute eine Veranstaltung. Vielleicht ist das unser Glück.«
    Â»Wovon sprichst du, Sandrine?«
    Â»Ich habe den ganzen Tag bis zum Abend am Port Lympia verbracht und die Schiffe gesehen, die ein- und ausliefen. Viele von ihnen nach Venus Clams.« Das hatte sie von den Hafenarbeitern in Erfahrung gebracht.
    Â»Espen lädt zum Ball«, mutmaßte Andrew, doch wahrscheinlich hatte er recht. Unter all den Gästen würden sie vielleicht gar nicht auffallen.

Der nachtschwarze Himmel erstreckte sich über ihr. Eine riesige dunkle Kuppel, mit Sternen übersät, die funkelten wie Diamanten. Trotz der kühlen Luft fror sie nicht in ihrem Mi­krobikini. Erst tauchte sie ihren großen Zeh ins Wasser. Die Temperatur war noch immer angenehm. Aufgeheizt von der Hitze des Tages. Melissa machte einen Kopfsprung in den Pool und tauchte eine Bahn, als sie wieder hochkam und zum Eingang der Villa blickte, sah sie die Schatten der Maskierten an den Fenstern. Sie war nicht sicher, ob diese sie sehen konnten, vielleicht sogar

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