Wie du befiehlst
auch strampelte, es gelang ihr nicht, den Kopf noch einmal aus dem Wasser zu strecken. Ihre Beine gelangten nach oben, sie spürte die rettende Luft an ihrer Haut, doch sie drang nicht zu ihren Lungen vor, konnte es nicht. Ihr schwindelte. Das Brennen in ihren Lungen wurde immer stärker. Sie musste atmen! Aber er erlaubte es nicht.
Melissa würde sterben. Das wurde ihr plötzlich klar. Der Maskierte würde sie nicht mehr nach oben lassen. Aber warÂÂum? Was hatte sie ihm getan?
Panisch schlug sie um sich, doch es hatte keinen Sinn. Melissas Drang zu atmen wurde immer stärker. Verzweifelt öffnete sie den Mund, doch statt rettender Luft schmeckte sie nur das ekelhafte Chlorwasser, das ihr in die Kehle drang. Irgendjemand musste ihr helfen!
Aber die anderen waren alle im Haus und die kleine Insel zu weit weg vom Festland. Wer sollte ihre Not sehen?
Mit letzter Kraft bäumte sie sich auf, und es gelang ihr tatsächlich, ein Stück weit nach oben zu kommen. Kühle Luft strich über ihren Haaransatz, der nun aus dem Wasser ragte. Nur noch ein winziges Stück, und ihre Nase und ihr Mund wären frei. Frei zum Atmen. Doch der Druck auf ihren Schultern nahm erneut zu, und ehe sie den erlösenden Atemzug überhaupt tun konnte, fand sie sich am gekachelten Grund des Pools wieder.
Ihre Beine zuckten unkontrolliert, strampelten hilflos gegen die Wassermassen an, die über ihr zusammenschlugen.
Sein Herz blieb vor Schreck fast stehen, als er den Mann am Pool sah. Sah, wie er jemanden unter Wasser drückte. Eine Frau. Lange rote Haare. Mein Gott, das war Melissa! Er stürmte zum Becken und stürzte sich auf den Maskierten, riss ihn zu Boden und verpasste ihm einen Kinnhaken, der ihn auÃer Gefecht setzte.
Dann sah er sich nach Melissa um. Doch sie war nicht hochgekommen. Ihr Körper trieb reglos im Wasser. O mein Gott!
Er sprang in den Pool und zog Melissa heraus, legte sie am Beckenrand ab und führte eine Mund-zu-Mund-Beatmung durch. Doch Melissa wollte einfach nicht atmen.
»Tu mir das nicht an!«, rief er verzweifelt und wiederholte das Procedere.
Er hielt ihr die Nase zu und atmete in ihren Mund, hoffte, dass er ihre Lungen und ihre Atmung auf diese Weise anregte. Sie durfte ihn nicht verlassen. Sie war das Kostbarste, was er besaÃ!
Tränen liefen ihm über die Wangen. Ein nicht enden wollender Strom. Bitte, Melissa!
Und wie durch ein Wunder hörte er ein Glucksen, ein Gurgeln, und plötzlich spuckte sie Wasser aus. Unmengen an Wasser, die sie zuvor geschluckt hatte. Ihm tat es in der Seele weh, das zu sehen. Aber sie lebte! Sie atmete wieder.
»Gott sei Dank«, hauchte er und streichelte ihre Wangen, küsste ihre Stirn und beatmete sie gleich noch einmal.
Doch in dem Moment riss ihn etwas zur Seite, und er stürzte in den Pool â mitsamt seinem Angreifer.
Beide Männer kamen prustend an die Oberfläche zurück. Mit einer schnellen Bewegung riss er dem Mistkerl die Maske vom Gesicht und â erstarrte. Nein, das war doch nicht möglich!
»Albert«, flüsterte er fassungslos. Sein Diener. Sein Getreuer! »Was zum â¦Â«
Albert stürzte sich auf ihn. Und Espen war noch immer zu perplex, um sich zu wehren. Er spürte, wie das Wasser über ihn hinwegschwappte. Die dünnen Arme des Dieners zitterten, während er ihn mit aller Kraft nach unten drückte. Aber Espen war um einiges stärker als dieser feige Hund. Er bäumte sich auf, schoss an die Oberfläche zurück und warf Albert dabei nach hinten, der klatschend ins Wasser sank. »Sie hätten Melissa beinahe umgebracht!«, schrie er den offensichtlich Geistesgestörten an.
»Zu dumm, dass es mir nicht gelungen ist.« Der irre Blick, die kranke Aussage, mein Gott, er hatte es tatsächlich mit ÂÂeinem Psychopathen zu tun. Einem Psychopathen, der ihn all die Jahre getäuscht hatte.
»Was ist in Sie gefahren?«
Albert antwortete nicht, ging erneut auf ihn los, doch der klägliche Versuch, ihn noch einmal unter Wasser zu drücken, scheiterte an einem weiteren Kinnhaken, der Albert zur Seite fallen lieÃ. Das Wasser schluckte den Diener für einen Moment gänzlich, dann kam er wieder hoch.
»Warum?«, verlangte Espen zu erfahren und packte den Diener am Kragen.
»Warum?«, kreischte Albert zurück. »Weil dieses Miststück alles kaputtmacht!« Er deutete vage in Melissas Richtung, die
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