Wie du befiehlst
später â¦
Sie zog ihren Strohhut tief ins Gesicht und schlenderte am Strand entlang. Der Sand knirschte unter ihren nackten FüÃen, grub sich zwischen ihre Zehen. Die Wellen rauschten leise, fast schüchtern, als fürchteten sie sich vor der Konfrontation, die unmittelbar bevorstand.
Zielstrebig steuerte sie auf die kleine Strandbar zu, die Gäste an der Theke weitestgehend ignorierend.
»Was darfâs sein?«, fragte die junge Frau hinter der Theke und goss gerade einem älteren Herrn einen Cocktail ein.
Diese Stimme wieder zu hören trieb ihr eine Gänsehaut auf die Arme. Sie war es. Sie war es ohne jeden Zweifel.
Serena hob den Hut leicht an, so dass sie in das Gesicht der Barkeeperin blicken konnte. Volle sinnliche Lippen, ein feines Kinn, zwei rote Zöpfe, die ihr über die Schultern hingen.
»Wie wärâs mit einem Kuss?«
Die Bardame hielt erschrocken inne, blickte ihr dann in die Augen, und Serena wusste, dass Laure sie erkannt hatte.
»Du ⦠hast meine Nachricht gelesen â¦Â«
»Ja. Verspätet, wie du dir ja denken kannst. Sie war gut versteckt.«
»Versteckt? Ich hatte sie Albert gegeben.« Ihre Hand zitterte, als sie einen weiteren Gast bediente. Dann winkte sie eine Kollegin heran, die bereit war, ihren Job kurzzeitig zu übernehmen.
»Albert? Das erklärt in der Tat einiges.«
»Lass uns reden. Aber nicht hier.« Sie deutete in Richtung Strand hinunter, und Serena folgte ihr.
»Du hast dich gemacht. Bahamas also. Das ist natürlich Âetwas anderes als Nizza.«
»Spar dir deinen Spott.«
»Ich spotte nicht. Ich verlange Antworten.« Serena hielt die deutlich kleinere Frau am Arm fest, diese wich ihrem Blick aus.
»Warum bist du gegangen? Und weshalb diese seltsame Nachricht? Du hättest mit mir sprechen können, mich anrufen. Oder deine Schwester.«
»Sandrine? Gehtâs ihr gut?«
»Sie ist vor Sorge um dich fast umgekommen. Hat uns die Bullen auf den Hals gehetzt.«
»Das wollte ich nicht ⦠es ⦠tut mir leid ⦠doch es ging nicht anders.«
Serena konnte ihr nicht böse sein. Nicht wirklich. Ihre Zeilen, die sie ihr hinterlassen hatte, stimmten sie versöhnlich. Es war eine Einladung gewesen. Eine Einladung, ihr zu folgen. Nur hatte sie sie viel zu spät erreicht.
»Warum hast du Venus Clams ⦠warum hast du ⦠mich verlassen?« Laure wusste doch von ihren Gefühlen. Serena hatte sie ihr gestanden. Es war Liebe.
»Ich hatte keine andere Wahl, ich ⦠es gab noch jemand anderen.«
»Jemand anderen?«
Laure nickte, senkte beschämt den Blick. »Mein Meister.«
Meister? Sie war zweigleisig gefahren. Hatte sowohl Espen und ihr als auch einem weiteren Mann gedient. Das war eine Ãberraschung. Wer war dieser andere Kerl? Woher kannte Laure ihn?
»Er lieà mir keine andere Wahl. Ich musste ihm hierherfolgen. Nur er hat mich ⦠verstanden.«
Serena fühlte sich gekränkt. Hatte sie sich das, was zwischen ihnen war, all die Zeit nur eingebildet? Die Gefühle? Das Vertrauen? Das Beben?
»Du hast dich für ihn entschieden.« Und gegen mich, dachte sie.
Laure nickte. »Mein Herz ⦠gehört dir. Aber er hat mich zum Schwingen gebracht. Ich ⦠hoffte, du würdest mir Âfolgen. Espen verlassen, damit wir ⦠von vorne anfangen.«
»Wie hast du dir das nur vorgestellt?«
Laure zuckte hilflos mit den Schultern. »So wie es immer war. Mit Espen und dir. Nur dass es diesmal keinen Espen, sondern einen Pierre gibt.«
Serena schüttelte ungläubig den Kopf. Ihr schwebte eine Neuauflage der alten Beziehung vor, in der lediglich einer der drei Hauptdarsteller ausgetauscht wurde?
Laure seufzte. »Ich wusste, niemand würde mich verstehen. Weder du noch meine Schwester. Deswegen lieà ich alles hinter mir.«
Sie wollte gehen, und Serena wusste, sie musste sich jetzt entscheiden. Auch sie hatte alles hinter sich gelassen, um hier, bei Laure, sein zu können. Impulsiv zog Serena ihre Gefährtin an sich. »Du irrst dich. Ich verstehe sehr wohl. Und du weiÃt doch, mein Motto war seit jeher: Zu dritt hat man mehr Spaà als zu zweit. Also dann, stell mir diesen Pierre vor.«
Ein Lächeln umspielte Laures Lippen. »Ist das dein Ernst? Du gibst uns noch eine Chance?«
»Sieht wohl so aus.« Sie strich Laure eine
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