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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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verteilt. Eine Minute später dämmerte ihnen plötzlich, was los war.
    »Wohin sind sie?«, rief einer von weiter unten. »Seht ihr sie irgendwo?«
    »Nein. Vielleicht sind sie weiter runter.«
    »Von wegen! Die Gören sind irgendwo abgetaucht. Seht euch mal um.«
    »Zu dumm, dass ich den Hund nicht dabeihabe. Der hätte sie sofort aufgespürt.«
    »Haltet lieber mal die Klappe. Bei eurem Gequassel hören wir sie nie.« Wie auf Kommando hielten wir alle gleichzeitig die Luft an. Der Druck war kaum noch auszuhalten. Plötzlich spürte ich den unwiderstehlichen Drang, laut loszulachen. Als spielten wir mit unseren Kumpels Verstecken. Und noch jemand bebte, vermutlich Jonathan. Diese Typen wollten uns umbringen und wir mussten uns beherrschen, um nicht loszuprusten. Ich war einfach nicht zum Helden geboren.
    Sie gingen weiter auseinander und kamen langsam den Hang wieder hoch. Da sie nur zu dritt waren, konnten sie das Gebiet unmöglich lückenlos durchkämmen. Ich hörte, wie sie auf gut Glück mit den Schuhspitzen gegen Büsche und Äste traten. Einer von ihnen hätte uns beinahe entdeckt. Sein Fuß kam meiner Nase so gefährlich nahe, dass ich ihn riechen konnte. Lisa zerquetschte beinahe meine Hand. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass sie meine Hand hielt. Ich drückte zurück und der Fuß ging weiter zum nächsten Gebüsch. Wir hörten, wie sie sich langsam entfernten. Nach einer Weile machte Jonathan Anstalten aufzustehen.
    »Noch nicht!«, zischte Rebecca.
    »Aber ich hab einen Wadenkrampf!«, erwiderte er.
    »Dann massier ihn mit den Händen.«
    »Verdammte Scheiße!« Gehorsam kauerte er sich wieder zu uns.
    »Wann können wir hier raus?«, fragte Lisa leise.
    »Sobald es dunkel ist.«
    Das waren noch zwei weitere Stunden, unterbrochen vom regelmäßigen Aufleuchten von Lisas Uhr. Irgendwann bekam ich auch einen Krampf. Als es endlich dunkel war, konnte ich vor Schmerzen kaum aufstehen. Jonathan ging zielstrebig den Abhang hinunter.
    »Wo willst du hin?«, fragte Rebecca streng.
    »Ich muss mal, Mama. Oder hast du was dagegen? Ich gehe mal nicht davon aus, dass jemand an Klopapier gedacht hat.«
    »Das hab ich wohl bei meinem Föhn liegen lassen.«
    »Dann muss es eben mit Laub gehen.« Und weg war er.
    »Also, eigentlich ...«, murmelte Lisa.
    »Ich auch«, erklärte Rebecca grinsend. Wir verschwanden alle in verschiedene Richtungen. Aber keiner ging allzu weit weg. In diesem Moment hatten wir wirklich andere Sorgen, als unsere Intimsphäre zu wahren. Wahrscheinlich gibt es angenehmere Erfahrungen, um das Gruppengefühl zu stärken, aber es funktionierte jedenfalls.
    »Glatte oder stachlige Blätter?«, fragte Jonathan, als ich als Letzter zurückkam. Es tat gut, immer noch lächeln zu können.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte ich.
    »Ich glaube, die hätten uns umgebracht, wenn sie uns erwischt hätten«, sagte Rebecca. »Wir müssen wahnsinnig vorsichtig sein.«
    »Meinst du, sie haben Ms Jenkins gefunden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wir bleiben immer noch bei unserem Vorhaben«, erklärte Rebecca. »Raus aus den Bergen und direkt zur Polizei.«
    Jonathan nickte. »Genau. Und jetzt suchen wir uns einen Platz zum Schlafen. Von der Stelle neben dem umgestürzten Baumstamm rate ich allerdings stark ab.«
    »Nein, wir gehen weiter«, widersprach Rebecca, als ich gerade dachte, dass sie sich endlich einig wären.
    »Wie bitte?«
    »Wenn wir nachts gehen und tagsüber schlafen, haben sie keine Chance, uns zu sehen.«
    »Aber dann haben wir auch keine Chance, hier wieder rauszukommen. Was ist mit den Erdrutschen? Und einen Kompass haben wir auch nicht. Außerdem sind wir alle völlig am Ende. Schlechter Vorschlag, Rebecca. Sehr schlechter Vorschlag.«
    »Muss ich dich wieder schlagen?«
    »Dieses Mal bin ich darauf vorbereitet.«
    Rebecca drehte sich zu mir und Lisa um. Trotz der Dunkelheit konnte ich sehen, wie erschöpft sie war, und sie tat mir leid.
    »Kommt schon, ihr beiden. Der Mond scheint. Es wird schon nicht so schlimm werden. Denkt nicht daran, was bequemer wäre. Denkt daran, dass ihr am Leben bleiben wollt.«
    »Ich komme mit«, sagte ich.
    »Du wirst weich«, sagte Jonathan bitter.
    »Lisa?«
    »Na gut. Aber nur, wenn wir ganz nah beieinanderbleiben. Und viele Pausen machen.«
    »Einverstanden.« Rebecca schulterte den Rucksack. »Ich glaube, wir sollten auf dieser Höhe weitergehen und dann über den Kamm an Hell's Gate vorbei. Unterhalb des Mount Marchant gibt es noch einen anderen Weg. Der wird

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