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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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mir völlig unrealistische Ausgänge vor.
    Ich stellte mir vor, wie ich zur Polizei ging und ihnen alles erzählte. In meiner Version hörten sie mir zu, notierten sich alles und dann führte ich sie zu dem Arzt, der verzweifelt um Vergebung bettelte, als sie ihn abführten. Doch dann wurde mir klar, wie es in Wirklichkeit für sie aussehen würde: ein entflohener Psychiatriepatient, dessen verwirrten Zustand sämtliche Schwestern und Pfleger auf der Station bestätigen würden. Und der Arzt, der alles andere als dumm ist und genügend Zeit hätte, um seine Spuren zu verwischen. Er hätte eine wohlüberlegte Antwort auf jede Frage, die sie ihm stellen könnten. Und ich bin der einzige Zeuge. Der Einzige, der sein Gesicht gesehen hat. Und selbst wenn ich Glück hätte und jemanden fände, der mir trotz allem glauben würde, oder wenn der Arzt irgendwo einen Fehler beginge: Was dann? Monatelange Gerichtsverhandlungen, Fragen, Zweifel. Außerdem Berufungen und dumme Geschworene, die Angst vor einer eigenen Meinung haben. Und am Ende? Eine bequeme Strafe in einem bequemen Gefängnis mit vorzeitiger Entlassung wegen guter Führung.
    Deshalb wusste ich selbst in meinen schwächsten Momenten, allein in diesem kalten Raum, mit nichts als diesem Buch, dass ich mein Versprechen halten muss. Für Ms Jenkins. Für die anderen. Für mich. Nur dieses eine Mal muss ich etwas richtig machen. Etwas, das von Bedeutung ist. Ich muss hierbleiben. Ich muss ihn verfolgen, so wie er uns verfolgt hat. Gerade als ich das beschlossen hatte und meine Gedanken auf die Planung des nächsten Schritts richten wollte, ging die Tür auf.
    Ich sprang auf und kippte vor Schreck den Stuhl um.
    »Ganz schön schreckhaft«, sagte Andrew lächelnd und betrat langsam den Raum, ohne mich aus den Augen zu lassen. Dann schloss er leise die Tür.
    »Redest du jetzt?«, fragte er beiläufig. Er hob den Stuhl auf und setzte sich. Ich mag Andrew, obwohl ich versucht habe, es nicht zu tun. Er überstürzt die Dinge nicht, sondern geht sie behutsam an. Er strahlt eine Ruhe aus, in die man sich schützend zurückziehen möchte.
    »Alle suchen nach dir, weißt du das? Sie haben die Polizei gerufen. Sie haben Angst, dass du ohne deine Medikamente gefährlich sein könntest. Was denkst du darüber?«
    Ich dachte viele Dinge, aber ich behielt sie für mich.
    »Wenn du hierbleibst, werden sie dich bald finden. Die Wartungsleute kommen jeden zweiten Tag hierher. Heute Nachmittag kommen sie wieder. Wenn du abhauen willst, dann musst du es bald tun.«
    Ich hörte ihm aufmerksam zu und versuchte, die Dinge zu hören, die er nicht sagte. Zum Beispiel, was er hier machte und warum er sich so sicher war, dass ich ihn verstehen konnte. Ich starrte ihn an und versuchte, Zeit zu gewinnen. Ich konnte ihn angreifen oder ihm vertrauen. Das waren die einzigen beiden Möglichkeiten und ich war noch nicht bereit, mich zu entscheiden.
    »Was hat dir denn solche Angst gemacht?«
    Ich schwieg.
    »Ich habe gehört, sie hätten dir eine Infusion gegeben, weil du Anzeichen von Dehydrierung gezeigt hast. Vor Wasser muss man eigentlich keine Angst haben. Hast du vielleicht gedacht, es wäre was anderes?« Er beugte sich zu mir vor, als erwartete er, dass ich die Antwort flüsterte.
    »Was muss eigentlich passieren, damit du den Mund aufmachst?«
    Mehr Informationen, wollte ich sagen. Irgendetwas, das mir sagt, dass ich dir vertrauen kann.
    »Keine Angst, ich werde dich nicht zwingen zurückzugehen, wenn du nicht willst.«
    Dann redete ich. Nicht weil ich es wollte oder beschlossen hatte, ihm zu vertrauen. Sondern weil es keine andere Möglichkeit mehr gab.
    »Du musst mich verstecken.« Die Worte kamen nur mühsam heraus. Wie bei einem Motor, der an einem kalten Wintermorgen nur zögernd anspringt. Er verstand mich trotzdem. Seine Augen leuchteten auf und sein Lächeln wurde breiter.
    »Und warum?«, fragte er.
    Ich antwortete nicht.
    »Komm schon. Wer bist du? Was ist passiert? Ich bin nur neugierig. Du erzählst es mir und ich helfe dir dafür. Abgemacht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Der Preis war zu hoch.
    »Weißt du überhaupt, wo du bist?«
    »Natürlich.« Dieses Mal hörte sich meine Stimme schon eher wie meine eigene an. »Im Krankenhaus. In Palmerston North.«
    »Sehr gut. Station 10, wenn du's genau wissen willst.« Er beugte sich vor, als wollte er mir ein Geheimnis anvertrauen. »Das Krankenhaus konnte nicht fertiggestellt werden, weil ihnen das Geld ausging. Aber nach dem Erdbeben

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