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Wie du Ihr

Wie du Ihr

Titel: Wie du Ihr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Beckett
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noch die Verantwortung und musste überlegen, wohin wir gingen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass wir so lange vorankamen, ohne dass einem von uns etwas zustieß. Das hatten wir ihr zu verdanken. Wir waren dicht beieinander, als es passierte. So nah, dass wir sehen konnten, wie sie abrupt hinter einer Felskante verschwand, die so plötzlich in der Dunkelheit aufgetaucht war, dass wir gerade noch abbremsen konnten. Es war kein extrem steiler Abhang, aber er war steil genug, um den Halt zu verlieren. Wir hörten, wie sie laut fluchend durchs Gebüsch rutschte. Dann war es plötzlich vollkommen still.
    »He, Rebecca, alles okay mit dir?«, rief Jonathan durch die Dunkelheit.
    Keine Antwort. Lisa ging voraus und tastete sich nach links, bis es flacher wurde. Wir riefen immer wieder Rebeccas Namen, während wir langsam nach unten gingen.
    »Hier bin ich«, rief sie endlich, als wir beinahe auf sie drauf-traten. Sie saß auf dem Boden und hatte den Kopf zwischen den Knien vergraben. Wir standen hilflos um sie herum.
    »Bist du verletzt?«, fragte ich. Mehr Erste-Hilfe-Kenntnisse hatte ich nicht. Sie hob den Kopf und sah mich an. Ich konnte ihr Gesicht kaum erkennen, aber ich konnte mir vorstellen, wie erschöpft sie aussah.
    »Nein. Ich bin nur so verdammt müde«, flüsterte sie. Lisa kniete sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Ja, aber du machst das verdammt gut. Ohne dich wären wir verloren«, sagte Lisa. Ich ging auf die andere Seite und setzte mich zu ihnen.
    »Und was ist mit mir?«, fragte Jonathan halb im Spaß und halb im Ernst.
    »Für dich ist auch noch Platz.«
    »Schon gut.« Er trat einen Schritt zurück und zauberte von irgendwo eine Zigarette und ein Feuerzeug hervor. Wir saßen schweigend da und sahen zu, wie die Spitze bei jedem Zug aufglühte. Als er zu Ende geraucht hatte, schnippte er den Stummel auf den Boden und ich zuckte zusammen, als wäre ich vor dem Fernseher eingedöst und der Bildschirm plötzlich schwarz.
    »Wie wär's, wenn wir hier übernachten würden?«, schlug Jonathan vor.
    »Nein.« Rebecca schüttelte den Kopf. »Wir müssen runter zum Wasser. Bis zum Fluss ist es nicht mehr weit. Ich kann ihn schon hören.«
    Ich lauschte angestrengt. Aber ich hörte nur das leise Rauschen des Windes in den Bäumen.
    »Ist es dir lieber, wenn eine Weile jemand anders vorausgeht?«, fragte Lisa.
    »Nein, nein. Ich hab mich nur gehen lassen. Kommt schon.« Sie stand auf und wir taten es ihr nach.
    »Kleinen Moment noch«, sagte Jonathan. Er ging zwei Schritte zum nächsten Baum, stützte sich mit der Hand am Stamm ab und übergab sich. Keiner von uns fragte ihn, wie es ihm ging, als er fertig war. Wir wussten alle ganz genau, wie er sich fühlte: unter Schock, erschöpft, übermüdet und ausgehungert.
    Es dauerte noch zwei Stunden, bis wir das Wasser erreichten. Unterwegs stießen wir immer wieder auf Erdrutsche, sodass wir mehrfach einen neuen Weg suchen mussten. Das Wasser war in helles Mondlicht getaucht. Nach der Finsternis im Dickicht kam es uns vor, als würden wir am helllichten Tag spazieren gehen. Wir sahen uns an und versuchten, unsere Erschöpfung mit einem Lächeln zu kaschieren. Keiner war bereit, die nächste Enttäuschung beim Namen zu nennen. Der Wasserlauf, auf den wir gestoßen waren, war eher ein Bach als ein Fluss. Der Tauherenikau River war es definitiv nicht. Wir hatten uns verlaufen.
    »Tut mir leid«, sagte Rebecca. Mehr brauchte sie nicht zu sagen.
    »Macht nichts.« Wir waren so müde, dass nichts mehr wichtig war.
    »Lasst uns einfach was trinken und – einen Platz suchen, wo wir uns hinlegen können.«
    Ich trank aus meinen Händen. Das Wasser fühlte sich in meinem Magen angenehm schwer an. Aber natürlich machte es nicht satt. Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie groß mein Hunger wurde.
    Wir fanden eine geeignete Stelle zum Schlafen. Es war nur eine kleine Fläche, aber immerhin war sie einigermaßen flach und mit Grasbüscheln bewachsen. Lisa breitete unsere aufgeschnittenen wasserdichten Hüllen auf dem Boden aus und rollte sich in einer Ecke zusammen.
    »Einer von uns muss Wache halten«, sagte Rebecca.
    »Ich kann nicht. Ich schlafe schon«, antwortete Jonathan und ließ sich neben Lisa auf den Boden fallen.
    »Muss das wirklich sein?«, fragte ich.
    »Jeder drei Stunden.«
    Ich wusste, wie erschöpft sie sein musste. Schließlich hatte sie die ganze Zeit die Führung übernommen. Außerdem war ich es ihnen schuldig, nachdem ich

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