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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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würde einen neuen Spitznamen brauchen.
    Er wog seine Pistole zuerst in der rechten, dann in der linken Hand. Bei der Übergabe hatte die Eiseskälte ihres Metalls durch die Handschuhe geschmerzt, so als hätte sie tagelang im Freien gelegen.
    JR hat die sonst immer. Nütze sie, das Magazin ist voll, hatte der Quartiermeister zu ihm gesagt.
    Zwei zur Pflicht, elf zum Spaß, hatte er entgegnet.
    „Kannste mal das Radio anmachen? Ist ja wie in ’ner Gruft hier.“
    Seamus drehte am Sucher. Schnulze, Werbung, Werbung, Guns’n’Roses, „You could be mine“. Na endlich. Rory begann mit dem Fuß mitzuwippen.
    „Stell das ab, Mann, das nervt“, erhob Fintan postwendend die Stimme. „Ich kann mich nicht konzentrieren.“
    Seamus verzog das Gesicht zu einer Grimasse und stellte leiser.
    „Worauf denn?“, fragte Rory. „Dass sich der Zeigefinger auch schön krümmt?“
    „Halt die Schnauze“, fauchte Fintan. „JR hätte auftauchen sollen. Der kann wenigstens schießen, und das blöde Gelaber bliebe uns auch erspart.“
    „Was bildest du Jungschwanz dir eigentlich ein?“
    „Beweis zuerst mal, dassde selbst schießen kannst, bevor du die Klappe aufreißt! Bisher warste ja auch bloß Nummer zweieinhalb.“
    Dieses kleine Arschloch. Konnte es wohl nicht ertragen, dass jetzt Rory verdientermaßen am Ruder war.
    „Jungs, kriegt euch ein“, ging ausgerechnet Rooster dazwischen, „konzentriert euch lieber auf die Operation.“
    Seamus nickte, stellte das Radio ab und öffnete sein Fenster einen Spalt.
    Kühle Luft wirbelte durch Rorys Haare.
    Er freute sich auf Liams Gesicht, wenn er ihm von dem erfolgreichen Auftrag erzählte. Dann würde er nicht mehr so nervös sein wie bei ihrem Gespräch in der Küche heute. Manchmal schien ihn sogar sein Bruder für eine Null zu halten. Heute würde sich das ändern. Zuerst aber mal raus aus diesem Auto.
    Direkt an der Einfahrt in die benachbarte Straße der Jaffa Street begegnete ihnen ein gepanzertes Polizeifahrzeug. Es bog in die Hauptstraße ein, aus der sie kamen. Der Fahrer war damit beschäftigt zu prüfen, ob der Weg frei war, doch der Bulle daneben sah genau in ihre Richtung.
    Rorys Herz trommelte noch energischer. Neben ihm rutschte Fintan tiefer in den Sitz.
    „Ganz ruhig“, murmelte Rooster. „Der kann nichts sehen.“
    Der Scheinwerfer blendete Rory. Dann rollte der Wagen in die Kreuzung, und auch Seamus fuhr los. An der Mitte der Kreuzung passierten sie einander. Langsam schoben sich die Fassaden der ersten Häuser an der Jaffa Street zwischen sie und die Rücklichter des Polizeiwagens. Jemand auf den Vordersitzen atmete geräuschvoll aus.
    „Das nenn ich Adrenalin, Leute“, sagte Seamus und hielt im Rückspiegel wieder Rorys Blick fest. Er musste Seamus mal fragen, wo man diese Ohrringe mit dem Kreuz bekam. Der von Seamus gefiel ihm.
    „Kannste wohl sagen.“ In Rorys Handschuhen fühlte es sich feucht an. „Dachte schon, die sind der wahre Grund, warum JR nicht aufgetaucht ist.“
    Einen Augenblick war es still in allen Sitzreihen.
    „Ach, halt doch die Klappe“, sagte Rooster. Es klang verächtlich, aber nicht nur. Seine Fäuste um die Henkel seines Rammbocks lösten und ballten sich.
    „An der übernächsten Kreuzung lass ich euch raus“, sagte Seamus. „Dann links in die Jaffa Street. Bilsons Haus ist das zweite von rechts, Nummer vier. Ich warte an Nummer acht, dann geht’s zum sicheren Haus.“
    Die Aussicht auf mehrere Stunden in Fintans Gesellschaft ließ Rory sich sogar JRs Wand des Schweigens zurückwünschen, doch er nickte. Als Nummer eins der Einheit musste er professionell bleiben.
    „Das gibt’s doch nicht, schon wieder Bullen“, zischte Rooster.
    Tatsächlich – da bog soeben eine Fußpatrouille aus der Jaffa Street. Sogar mit Militär im Schlepptau, die ihnen den Rücken freihielten. Auf ihren Tornistern wippten bei jedem Schritt Funkantennen.
    „Dreh um, hier ist zu viel los. Wir müssen abbrechen.“ Die Enttäuschung lag bleiern auf Roosters Stimme.
    „Was?“ Fintan setzte sich auf. „Warum warten wir nicht einfach ’n bisschen? Vielleicht hauen sie ab.“
    „Zu riskant“, holte Rooster nicht einmal Luft vor seiner Antwort. „Abbruch ist die einzig richtige Entscheidung.“
    Zum ersten Mal suchte Fintans Blick Zustimmung bei Rory. Rooster glaubte wohl, hier den Boss spielen zu können, nur weil er schon mehr Einsätze hinter sich hatte.
    „Da ist doch was faul oder?“ Rory umklammerte seine Waffe mit beiden

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