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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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Hölle gibt es Gerechtigkeit.
    Anaklet II.
     

Frühstücksfernsehen
     
    Alles um ihn war schwarzgrau, und Dally konnte sich nicht orientieren. Er wollte sich aufsetzen, aber ein Arm an seiner Hüfte hielt ihn zurück.
    „Wo willst du hin?“, murmelte Sandra. Ihre Nase kitzelte zwischen den Schulterblättern. Gestern Abend war also kein Traum gewesen. Warum auch, er träumte doch nie. „Wir haben zwei Stunden, kein Grund zur Eile.“
    Jetzt erst hörte Dally den Radiowecker, die hektische Fröhlichkeit der Moderatoren. Montagmorgen.
    Er hielt ihre Hand fest und küsste sie.
    „Ich komm ja wieder.“
    „Bei dir weiß man nie so genau. Vielleicht lässt du mich wieder allein zurück.“
    Dally schnaubte. Ihre Finger weich und kräftig zwischen seinen.
    „Als ob dir Luder das was ausmachen würde …“
    „Undankbarer Kerl!“, spielte sie empört. „Wer hat denn heute im Schlaf so lange geschrien, bis ich ihn ganz fest umarmt hab?“ Ihr plötzlich besorgter Ton beunruhigte ihn mehr als ihre Botschaft. „Kannst du dich erinnern?“
    „Nein.“
    „Sogar angesehen hast du mich. Hast mir echt Angst gemacht.“
    „Vergiss es, das ist nichts. So was hatte ich schon als Kind.“
    Schon an der Art, wie sie nichts sagte, erkannte er, dass sie ihm nicht glaubte.
    Er flüchtete ins Bad. Nach nur einem Tag hatte Sandra es voll in Besitz genommen. Bizarr geformte Parfumfläschchen, Duschbad, Kamm, Haarbänder, Tuben und Tiegel zur Faltenreduzierung, Lippenstifte, Pinsel in allen möglichen Größen, eine Kondompackung. Über das Plätschern im WC hinweg hörte Dally die Stimmen des Frühstücksfernsehens.
    Er hatte kaum die Spülung betätigt, als Sandra nackt zur Tür hereinschlüpfte. Durch den Spiegel über dem Waschtisch beobachtete er, wie sie ihre Haare zu einem improvisierten Knoten am Hinterkopf band. Ihre Haut leuchtete weiß. Fast so, als schwebe ihr Geist durch den Raum. Dally überkam ein Schauer, und er drehte sich nach ihr um.
    „Was ist?“, fragte sie amüsiert. „Erkennst du mich wieder?“
    „Warum bist du hier?“
    Sie zog ihren rechten Fuß wieder aus der Badewanne zurück.
    „Ich hab in Belfast zu tun, schon vergessen?“ Unter der glatten Oberfläche ihres Lächelns war sie in Alarmbereitschaft.
    „Weiß ich, aber warum bist du in Irland? Bei mir? Amerika ist doch viel schöner.“
    Sie lachte etwas lauter und verschränkte die Arme vor der Brust, als empfände sie ihre Nacktheit vor Dally plötzlich als unangenehm.
    „Ganz schön philosophisch für die Tageszeit. Also“, sie verdrehte die Augen zur Decke, „ich bin hier in Irland, weil ich weg von meinem Boss wollte, aber nicht von meinem Job. Und bei dir, weil ich dich mag. Du hast hübsche Augen, und ich mag dein Lachen, wenn du’s mal tust. Außerdem“, sie schmunzelte, „weißt du mehr mit deiner Zunge anzufangen als gedacht. Und du hörst auch mal zu, anstatt immer nur von dir selbst zu reden. Ist das Grund genug?“ Ihre Fingerspitze pikste gegen seine Operationsnarbe. „Was ist mit dir? Warum bist du hier bei mir?“
    Wo sollte er anfangen?
    „Du schmeckst gut.“
    Sie lachte, als wäre das die absurdeste aller Antworten.
    „Du bist so seltsam.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste seine Nasenspitze, wechselte dann in die Dusche, prustete über die Kälte des Wassers.
    Dally kehrte zurück ins Zimmer, stellte die Werbepause auf lautlos und zog die Vorhänge zurück. Auf der Straße regierte das Allerheiligengrau. Kaum jemand hatte sich noch auf den Weg zur Arbeit gemacht, und von den Studenten, die sich sonst rund um die Universitätsbibliothek herumtrieben, ließ sich keiner blicken. Sogar die Luft schien unter dem Gewicht der Hochnebeldecke stillzustehen. Der Tag danach.
    Heute oder morgen, erinnerte ihn sein Herzklopfen, oder spätestens vor der nächsten Operation brauchst du eine Lösung . Krank spielen kannst du nicht mehr, abdrücken auch nicht, und sogar vor dem Davonlaufen hast du Angst. Was machst du also, du Genie?
    Vielleicht sollte er mal mit Liam reden. Der kannte ihn. Vielleicht konnte er ein gutes Wort bei Doherty einlegen oder ihm zumindest irgendwas raten. Er wusste doch sonst auch immer alles. Auf der Fensterscheibe vor seiner Nase bildeten sich zwei Ellipsen aus kondensiertem Atem.
    Ja, Liam war eine Möglichkeit. Er würde ihm weiterhelfen, ganz sicher. Mit diesem Vorschlag war auch sein Herz zufrieden, und es beruhigte sich um ein paar Takte.
    Er ging zurück ins Badezimmer, um seinen

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