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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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sich ebenfalls wie Angst anfühlte, zu bedenken.
    „Wo bist du?“, drängte sich Marie wieder in seine Gedanken. „Ich mach mir echt Sorgen um dich.“
    Er musste sich zusammenreißen. Tee trinken, lächeln und ablenken, dann wurde es irgendwann von selbst besser.
    „Wir haben noch genau zwei Stunden und fünf Minuten, um über alles zu reden. Ich dachte, heute ist der Tag, an dem wir über alles reden. Dann machen wir das. Oder soll ich einfach nur was unterschreiben?“
    „Ach, hör doch auf.“ Ihr Lachen war das Äquivalent eines Stirnrunzelns.
    „Das letzte Mal ging’s doch um Scheidung oder nicht?“
    „Dally, bitte mach’s mir nicht so schwer“, in ihrem Ausschnitt blubberten ein paar hektische Flecken nach oben wie Kohlensäure. „Ich hab nachgedacht die letzten Wochen.“ Sie untersuchte den Stiel ihres Teelöffels. „Vielleicht sollten wir uns wieder öfter sehen.“
    Dallys Tee nahm die falsche Abzweigung in seine Luftröhre. Ausgerechnet jetzt. Warum nicht vor einem Monat, im Krankenhaus, mit kürzerem Sündenregister? Warum verdammt noch mal jetzt?
    „Ich seh schon, du kannst dein Glück kaum fassen“, sagte sie in dem Ton, der meistens vor dem Schweigen kam. Sie wollte sich erheben, doch er hielt sie an der Schulter zurück.
    „Jetzt mal langsam. All die Monate hast du die Nase voll von mir, und dann darf ich nicht mal überrascht sein, wenn du es dir plötzlich anders überlegst? Gib mir ’ne Chance, Kleine.“ So hatte er sie schon lange nicht mehr genannt. Irgendwo zwischen seiner Entlassung und der Karriere bei Dohertys Einheit war es auf der Strecke geblieben.
    „Soll das heißen, unsere Nacht der Leidenschaft war nicht Beweis genug?“ Ihr Lächeln hielt einige Sekunden, dann schluckte sie es runter. „Was du gesagt hast, damals im Auto, und dann im Krankenhaus … ich wollte es einerseits, andererseits hatte ich Angst vor der Isolation und all dem. Aber dann hab ich an Theresa gedacht und dass sie jetzt erst recht alleine ist. Das mit uns war doch in Ordnung, vor der ganzen Provo-Sache. Wir haben schon so viel geschafft, und .…“, ihr Blick suchte Bestätigung. Er nahm ihre Hand, die eingerollt auf der Tischplatte lag.
    „Und wenn du dein Leben wirklich ändern willst, dann wollen wir mitmachen“, sie hatte einen trotzigen Ton angenommen. „Alleine ist das schwer, aber zu dritt … Außerdem braucht Ben ’nen Vater und … Mist, werd’ ich schon wieder rot?“ Sie fasste sich an den Hals.
    „Wie ein Krebs.“
    Maries Schienbein trat unter dem Tisch gegen das seine.
    „Halt die Klappe! Warum verschwende ich überhaupt meine Zeit mit dir?“
    Er spannte den wenig beeindruckenden Bizeps seines rechten Arms an.
    „Weil ich ’n toller Hecht bin. So einen findest du nie wieder.“
    Sie lachten beide, und für diese Sekunde war alles im Einklang.
    „Wann kommt ihr wieder nach Hause?“
    Diese Frage hatte sie erwartet.
    „Nicht sofort. Ben hat genug gelitten. Wenn wir’s noch mal probieren, will ich’s auch schaffen. Am besten fangen wir mit den Wochenenden an und steigern dann die Dosis, was meinst du?“
    „Organisiert bis zum Ende.“ Zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich nicht bitter bei dem Kommentar. Er strich ihr die Haare hinter ihr zu kleines, leicht zerknülltes Ohr, betrachtete sein Werk, die Fältchen um ihre regenwolkengrauen Augen, die dort wahrscheinlich noch gar nicht sein sollten. „Warum machst du das, willste heiliggesprochen werden? Es war ’ne Scheißzeit mit mir. Was, wenn es noch schlimmer wird, wenn ich aussteige?“
    Sie lächelte mit der ihr eigenen Melancholie.
    „Schlimmer als das, was du grade machst, kann’s nicht sein.“
    Was gab es auf so eine Erkenntnis noch zu sagen?
    „Ich mach das wieder gut, okay?“ Ihre Wange war kühl und weich unter seinen Fingern. „Sobald das hier vorbei ist, mache ich alles wieder gut.“
    Jemand klopfte an die Tür, so energisch, als wäre es nicht der erste Versuch. Gleich darauf der Türklopfer. Die Klingel war seit Langem hin, und er hatte sich nie aufraffen können, sie zu reparieren.
    „Dally, ich weiß, dass du da drin bist!“
    Sein Herz erzitterte unter dem Adrenalinschub. Dohertys Leute, die ihn zur Rede stellen wollten. Liam, der ihm die Schuld an Rorys Tod gab.
    Er kippte auf seinem Stuhl nach hinten, spähte durch die Glasfront des Wohnzimmers hin zum Fenster gleich neben dem Eingang. Nichts zu sehen, außer einem behaarten Unterarm und einem weißen T-Shirt.
    Er ging nach draußen,

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