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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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verdammten Abschiedsbriefe schreiben!“
    Er griff noch einmal nach der Gabel, bemerkte dann, dass Dally die Herausforderung diesmal nicht annahm. Er atmete tief ein und aus, zweimal, dreimal, dann legte er sie hin.
    „Haust du ab? Lässt du Marie und Ben allein zurück?“
    „Seán, bitte …“
    Dann der Moment der Erleuchtung.
    „Du gehst zur Polizei!“, triumphierte er. „Na klar, du machst ’nen Deal. Haftverkürzung gegen Aussagen, das kommt doch ständig vor.“ Er arrangierte die Gabel auf seinem Teller, einmal mit den Zacken nach unten, einmal nach oben. „Wann wirst du es tun? Schüttel nicht den Kopf, sondern sag mir, wann. Ich schwör bei Gott, ich reiß die Wische sofort auf und lese jeden einzelnen, wenn du nicht –“
    „Nächste Woche.“
    Die Notlüge schien Seán zufriedenzustellen. Ernst musterte er Dally.
    „Warum krieg ich keinen?“
    „Weil du schon alles weißt.“ Dally wusste sich nicht anders zu helfen als mit einem Lachen. „Mann, du weißt schon viel zu viel.“
    Seán nickte mit in Falten gelegter Stirn. Plötzlich packte er Dally bei der Schulter und zog ihn über den Tisch hinweg zu einer Umarmung an sich, die eine Sekunde länger dauerte als seine üblichen Begrüßungen.
    „Mach keine Dummheiten, ja?“ Seine Stimme war belegt. „Dann komm ich dich auch mal besuchen.“ Er ließ Dally ebenso abrupt los, stand auf und machte sich auf den Weg zur Treppe. „Ich such dir ’nen Anzug. Alle paar Begräbnisse braucht man einfach ’nen neuen …“
     
    ***
     
    Als Gerard ‚der Skorpion‘ Rooney sich Brian Hanlon näherte, ordnete der gerade den Blusenkragen eines kleinen Mädchens.
    Eamonn Flynn stand neben ihm und kramte nach etwas in den Taschen seines langweiligen blauen Blousons. Rooney nickte Flynn zu, der seinen Gruß mit dem Zeigefinger erwiderte. Flynns muskulöser Körperbau war noch durch sein Hemd zu erkennen, und er überragte Hanlon um einige Zentimeter. Rooney konnte ihn nicht leiden. Meinte ständig, wie viel Rooney mit seinen dreiundzwanzig noch zu lernen habe in der Internen Sicherheit. Sicher nicht von ihm. Ob sechs Monate oder drei Jahre, was machte das für ’nen Unterschied. Den Durchblick musste man haben.
    „Geh zu deiner Ma, ich muss kurz was besprechen.“ Hanlon kniff dem Mädchen in die Wange. Es lief zu einem Grüppchen von Frauen, die sich mit vornübergelehnten Oberkörpern und verschränkten Armen unterhielten.
    Der Großteil der Trauergemeinde war schon in der randvollen Kirche. Der Rest wartete draußen auf das Ende des Gottesdienstes.
    Die Sonne blinzelte durch die restbelaubten Bäume, und der Wind transportierte noch nicht die gesamte Schärfe des Winters. Über ihnen knatterten Hubschrauber-Rotoren. Die Sondereinsatztruppe des RUC – Rooney schätzte sie auf mindestens 50 Mann – wartete hinter der Friedhofsmauer. Man war um Deeskalation bemüht. Eine falsche Bewegung, und die Wut der Leute würde sich in Gewalt umwandeln. Zu viele, die in der Schießerei eine gezielte Maßnahme des RUC sahen.
    „Danke, dass ihr gekommen seid“, Brian zupfte an seiner Krawatte. „Ich brauche euch nach der Beerdigung. Dallas wird noch heute verhaftet.“
    Flynn runzelte die Stirn.
    „War nicht Montag vereinbart?“
    Hanlon vergewisserte sich, dass niemand in ihrem Umkreis in Hörweite war.
    „Montag ist zu spät. Das Wort Dublin ist mir gestern zu oft gefallen, und dieser Bruder von der Zeitung gefällt mir auch nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass Ferguson sich einer Untersuchung des Bilson-Vorfalles entziehen will.“
    Gut möglich. Dieser Flachwichser mit seinen herausfordernden Katzenaugen war Rooney gleich verdächtig gewesen.
    Darf Dally raus zum Spielen gehen, wenn er seine Hausaufgaben gemacht hat? Der musste mal Respekt lernen.
    Brian holte einen gefalteten Zettel aus der Innentasche seines Jacketts, übergab ihn Rooney. Zwei Adressen in Druckbuchstaben aus rotem Filzstift.
    „Die obere ist von Ferguson, die andere das sichere Haus. Seven Mile Straight, gleich nach der Abzweigung zum Flughafen. Wir treffen uns dort, McCarthy ist schon da. Am besten, Dallas fährt euch selbst hin. Aber diskret, verstanden? Ich will so wenig Aufsehen wie möglich.“
    „Was, wenn er Theater macht? Kriegen wir ’ne Waffe?“
    Hanlon lächelte nachsichtig, ohne Rooney anzusehen.
    „Eamonn hat die Waffe und du deine Muskelkraft.“
    Flynn zwinkerte Rooney zu. Es schien ihm das größte Vergnügen zu bereiten, dass Hanlon ihn ebenfalls als Greenhorn

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