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Wie Du Mir

Wie Du Mir

Titel: Wie Du Mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Dunne
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betrachtete. Die würden schon sehen. Zum Glück war ein Skorpion nie ganz unbewaffnet. Er steckte sich den Zettel in die Innentasche seiner Jeansjacke und berührte dabei den kühlen Griff seines neuesten Microtech-Messers.
    „Ich will, dass ihr zur Stelle seid, sobald Ferguson von der Beerdigung zurückkommt, egal, wann das ist.“ Hanlon wischte sich über die Mundwinkel. „Derek Moran wohnt gleich gegenüber. Er weiß, dass wir heute sein Wohnzimmer exklusive seiner Anwesenheit brauchen. Er wird keine Fragen stellen. McCarthy hat ein Auto besorgt. Den Schlüssel kriegt ihr vom Barkeeper im Tobey’s um die Ecke.“
    Er sah noch einmal auf die Uhr, dann durch die Baumkrone nach oben zum Hubschrauber, der sich nicht von der Stelle bewegt zu haben schien.
    „Was für ein schöner Tag für einen so traurigen Anlass.“
    Er wandte sich der Frauengruppe zu und winkte dem kleinen Mädchen, das während ihrer Unterhaltung gelangweilt nach Kieselsteinen getreten und immer wieder herübergespäht hatte. Es zog die Nase kraus und lachte, als er sie mit ausgestreckten Armen empfing und hochhob.
     
    ***
     
    Im Getöse des Ferguson’schen Familienlebens wurde nur beachtet, wer am lautesten auf sich aufmerksam machte. Deshalb war Dally seit dem Frühstück vor schwierigen Fragen verschont geblieben. Während des Begräbnisses, dem er folgsam in der zweiten Reihe beigewohnt hatte, und erst recht danach.
    Seán, dem als Einzigem nie etwas entging, war wie immer vom Rest der Familie belagert worden, die seine kurze Anwesenheit durch umso lebhaftere Gespräche und eine höhere Anzahl an Pints auszugleichen versuchte. Außerdem bewunderte man ausführlich Orla, Kierans jüngstes Wunderwerk in Kooperation mit seiner Frau Deirdre.
    Dally hatte sich im Hintergrund gehalten und beobachtet. Aidan und seine ersten Experimente mit für Beerdigungen angemessener Kleidung – ein dunkelgraues Hemd anstatt eines Nine Inch Nails-T-Shirts. Kieran, der seinen Vaterstolz mal wieder in Drinks aufwog. Bridie, die mit Seán über die Qualitäten ihrer neuen ‚Freundin‘ tuschelte. Seine Eltern, die trotz aller Empörung über die Verfehlungen ihrer Kinder nie zufriedener wirkten als in deren lärmender Gegenwart.
    Marie war nur für ein Glas Cider geblieben, weil Bens Mandelentzündung noch immer wütete. Zum Abschied hatte sie Dally mit verheißungsvollem Lächeln auf einen Besuch am späteren Abend eingeladen, und er hatte angenommen. Ihre Haare waren steif vom Haarspray, als er seine Hand um ihren Nacken legte und ihren Kuss erwiderte. Eine Demonstration für ihre Eltern, kein Zweifel. Dally und Marie – auf dem Weg der Besserung.
    Jetzt sah er hinaus auf den von Ampeln erleuchteten Shaftsbury Square.
    „Da vorne noch 300 Yards, dann auf der rechten Seite.“
    „Weißt du, ich bin auch aus dieser Stadt“, Seán bedachte ihn mit einem ungeduldigen Seitenblick und setzte den Blinker.
    Es war nichts Persönliches. Seán spürte etwas. Kein Wunder, dass er nervös war. Dally war es auch.
    „Da sind wir.“
    Die Lichter der Hotellobby sahen wie Sterne aus, wenn man die Augen zusammenkniff. Eine Weile saßen sie nur da, doch zum Glück war auf Seáns Mitteilungsbedürfnis immer Verlass.
    „Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass du Sandra flachgelegt hast. Musste mir bei Gelegenheit mal erklären, wie das geht.“ Er maß Dally von der Seite. „Ruf mich an, wenn ich dich holen soll. Ich fahr dich zu Marie.“
    „Ich pass schon auf mich auf, Ma.“
    „Ich will, dass du anrufst. Du brauchst kein Taxi zu bezahlen, wenn du mir das Auto schon leihst.“
    „Jaja, ich ruf an, aber nerv’ mich nicht weiter, okay?“
    „Dann verschwinde. Ich will deiner lahmen Karre endlich mal zeigen, was Vollgas bedeutet.“
    Dally lachte.
    „Irgendwie werd’ ich dich vermissen, du Dreckskerl.“
    „Nicht, wenn ich mit dem Baby hier fertig bin.“ Bekräftigend trat Seán aufs Gas. Der Motor heulte im Leerlauf.
    Sie kicherten beide, dann gab Dally sich einen Ruck und stieg aus.
    „Also dann, bis später“, sagte Seán. Es klang wie eine Frage.
    Dally nickte und winkte zum Abschied.

Schlechte Omen
     
    Als Teenager hatte Gerard Rooney sich seine Zeit bei der IRA im leuchtendsten Grün, Weiß und Orange ausgemalt. Für ihn war immer klar gewesen, dass er einmal einer aktiven Einheit angehören würde.
    Umso größer dann die Enttäuschung bei seinem Einstieg vor zwei Jahren. Neunzig Prozent seiner Zeit war er zur Passivität verdammt. Warten auf

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